Schwache Leistungen im Europapokal: DFL-Chef Seifert kritisiert deutsche Klubs
DFL-Chef Christian Seifert warnt angesichts des frühen Ausscheidens vieler deutscher Klubs im Europapokal vor der drohenden "internationalen Belanglosigkeit".
Neujahrsempfänge sind inhaltlich meist eher verzichtbar. Es werden Hände geschüttelt, die Verantwortlichen beglückwünschen sich für ihre tolle Arbeit und dann geht es ans Buffet. Christian Seifert hatte beim Neujahrsempfang der Deutschen Fußball-Liga (DFL) am Dienstag in Frankfurt offensichtlich anderes vor. Der DFL-Chef kritisierte die deutschen Klubs in ungewohnter Deutlichkeit für das schwache Abschneiden im Europapokal.
„Wer internationale Zweitklassigkeit nicht so schlimm findet, wird sich schneller als manche denken in der internationalen Bedeutungslosigkeit wiederfinden“, sagte Seifert. Mit allen Konsequenzen für die Nationalmannschaft, die Sponsoreneinnahmen oder die Zuschauerzahlen der Liga. Konkret fordert Seifert eine Liga, „die dauerhaft eine intakte Spitze aus mehreren Klubs hat, die europaweit mithalten können und die sich national einen spannenden Wettbewerb liefern“.
Dass dies im Moment nicht der Fall sei, könne man allein aufgrund der Voraussetzungen in diesem Land nicht akzeptieren. „Deutschland ist die größte Volkswirtschaft Europas. Der DFB ist der größte Fußball-Verband der Welt. Wir sind Weltmeister. Der Anspruch der Bundesliga kann nur der sein, den alle auch an die Nationalmannschaft stellen: Weltklasse!“
Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff sprang dem DFL-Chef sofort bei. „Ich kann ihm nur zustimmen“, sagte er. Was Seifert konkret von den Vereinen fordert, wird vor allem manchen Fans und Traditionalisten nicht gefallen. Denn er sprach sich in seiner Grundsatzrede für ein Bekenntnis zur Kommerzialisierung, für eine „ehrliche Debatte“ über die Macht des Geldes im Fußball und zumindest auch für eine Modifizierung der sogenannten 50+1-Regel aus, um im internationalen Wettbewerb mit englischen oder spanischen Klubs mithalten zu können.
„Wenn wir wettbewerbsfähig sein wollen, müssen wir uns zu einem gewissen Maß zum Kommerz bekennen“, meinte der 48-Jährige. Die Explosion der Transfersummen im Fußball zu kritisieren, nannte er in Teilen heuchlerisch und oberflächlich. „Der Profi-Fußball in Deutschland hatte in den letzten Jahren großen wirtschaftlichen Erfolg. Er muss aufhören, sich für seinen Erfolg zu rechtfertigen.“
Über die 50+1-Regel, die den Einfluss von Investoren bei den Vereinen begrenzen soll, sagte Seifert: „Diese Satzungsregel hat uns weit gebracht, aber deren juristische Stabilität wird angezweifelt.“ Man müsse „die 50+1-Regel so gestalten, dass sie vor Gericht Bestand hat und die Verbände nicht erpressbar sind.“ (dpa/Tsp)