8:0 gegen San Marino: DFB-Elf wie zu Kloses besten Zeiten
Die Nationalmannschaft hat in der WM-Qualifikation für das Turnier in Russland einen Pflichtsieg gefeiert. Gegen San Marino setzte es am Freitagabend ein standesgemäßes 8:0 (3:0).
Ilkay Gündogan führte den Ball am Fuß und überblickte gleichzeitig das Spielfeld. Er hob den Ball sanft in den Strafraum. Dort nahm der aufgerückte Sami Khedira ihn elegant mit und schob zum 1:0 für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ein. Ein wirklich schöner Treffer war das. Doch das Gesicht von Bundestrainer Joachim Löw reagierte nicht, nicht der Anflug eines Lächelns war zu erkennen. Löw saß eingemummelt in eine dicke Jacke mit finsterer Miene auf der Bank und ließ den Regen über sich ergehen. Das Tor hatte nämlich einen Schönheitsfehler: Es fiel gegen San Marino, dem gestrigen Gegner Deutschlands in der WM-Qualifikation. Die Mannschaft von Löw setzte sich am Ende in Serravalle mit 8:0 (3:0) durch und hat damit bislang jedes seiner vier Spiele in der Gruppe C gewonnen.
Weil das Spiel derart eindeutig war, war es doch etwas zum Schmunzeln, als der Kölner Jonas Hector nach dem Spiel sagte: „Es war nicht einfach. Der Platz war tief.“ Im Sport wird bei ungleichen Duellen immer wieder Mal auf die alttestamentarische Legende vom Kampf Davids gegen den Riesen Goliath verwiesen. Der hoffnungslos unterlegene David besiegte seinen Widersacher mit einer Steinschleuder. Doch selbst die alte Legende war kein passender Vergleich für die Begegnung zwischen Deutschland und San Marino. Die kleine Republik in Italien ist in diesem Kräftemessen vielmehr ein David ohne Steinschleuder. Das wird vor fast jeder Begegnung der San-Marinesen statistisch eindrucksvoll belegt. So gibt es in San Marino zum Beispiel 16 Vereine und insgesamt 2800 Mitglieder. Zum Vergleich: In Deutschland sind sieben Millionen Fußballer in insgesamt 25000 Vereinen organisiert.
Gnabry kann sich offenbar schnell in ein neues Kollektiv einfinden
Und weil das so ist, ist die Zielstellung für Bundestrainer Löw gegen San Marino, 201. der Fußball-Weltrangliste, anders als gewöhnlich. Es geht für ihn im Wesentlichen darum, wie er aus dem gänzlich ungleichen Duell noch irgendeinen Nutzen ziehen kann. Löw versuchte das, indem er junge Talente vorspielen ließ. Leverkusens Außenverteidiger Benjamin Henrichs, gerade mal 19 Jahre alt, stand genauso in der Anfangsformation wie der 21 Jahre alte Serge Gnabry von Werder Bremen.
Zumindest in dieser Hinsicht dürfte Löw dann doch noch das eine oder andere Lächeln übers Gesicht gehuscht sein. Die beiden zählten zu den besonders Engagierteren. Gnabry traf zum 2:0, 4:0 und 6:0. Henrichs probierte es immer wieder aus der Distanz und scheiterte jedes Mal knapp. Wenn Löw Schlüsse aus diesem Spiel ziehen konnte, dann wohl diese, dass sich die beiden schnell in ein fremdes Kollektiv einfinden können.
Spiele gegen San Marino können dem Bundestrainer dabei auch ungeahnte Eigenschaften von Spielern zutage fördern. Jonas Hector etwa hat bis auf ein holpriges Elfmetertor gegen Italien nie auf seine Torjägerqualitäten auf sich aufmerksam machen können. Am Freitagabend schlich er sich zwei Mal weit nach vorne und traf eiskalt zum 3:0 und 5:0, wie es sonst nur nur Stürmer tun wie früher Miroslav Klose. Der ehemalige Nationalspieler ist nun Teil des Trainerteams der deutschen Nationalmannschaft und sah am Ende noch, dass San Marino das mit dem Toreschießen – wie beim Eigentor zum 0:7 durch Mattia Stefanelli – manchmal auch selbst erledigt und dass Kevin Volland einen strammen Schuss aus der Drehung abfeuern kann. Aber da war der Erkenntnisgewinn eher gleich null. Tsp