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Mehr als zu einem Unentschieden reichte es nicht.
© AFP
Update

Ein Abend der offenen Tore: Deutschland spielt nur 3:3 gegen die Schweiz

In einem wilden Spiel schafft die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in der Nations League nur ein Unentschieden. Vor allem die Defensive patzte.

Unter dem DFB-Emblem mit den vier Weltmeistersternen prangte auf der Trainingsjacke von Toni Kroos noch ein güldener Extrasticker mit der Zahl 100. Der 30-jährige Mittelfeldspieler von Real Madrid absolvierte am Dienstagabend in der Nations League gegen die Schweiz sein 100. Länderspiel.

Damit ist er erst der 16. deutsche Spieler, der diese Marke erreicht hat. Aber auch sonst wird Kroos dieses Spiel im leeren Kölner Stadion nicht so schnell vergessen – viele wilde Szenen, sechs Tore, schön gerecht verteilt. 3:3 (1:2) hieß es am Ende. Schon das Hinspiel im September (1:1) hatte keinen Sieger gefunden. „Klar, ich bin mit dem Punkt nicht zufrieden“, sagte Kroos hinterher in der ARD. Es müsse der Anspruch sein, solche Spiele zu gewinnen. Und Torschütze Kai Havertz bemerkte: „Wir haben gute Moral bewiesen, das war ein schweres Spiel für uns.“ Das Team müsse aber „erwachsener verteidigen“.
Es war das dritte Spiel der deutschen Nationalmannschaft innerhalb einer Woche, und wieder eins, was den Fans nicht so richtig schmecken konnte. Die deutsche Defensive wirkte oft fahrig und unorganisiert, sie verhinderte einen möglichen Sieg. Nach vier Spielen in der Nations League bleibt Deutschland auf Rang zwei. Tabellenführer Spanien hat überraschend in der Ukraine 0:1 verloren.

Joachim Löw hatte auf die gewöhnliche Viererkette umgestellt. Im Vergleich zum Spiel gegen die Ukraine veränderte der Bundestrainer auch seine Startelf auf drei Positionen. Timo Werner, Kai Havertz und Robin Gosens rücken für Niklas Süle, Julian Draxler und Marcel Halstenberg ins Team.

Schon nach fünf Minuten lag die deutsche Elf hinten

Doch davon war erst einmal wenig zu sehen. Denn schon nach fünf Minuten lag die deutsche Elf 0:1 hinten. Der Schweizer Remo Freuler hatte auf der rechten Seite zu viel Platz und brachte den Ball flach in den Fünfmeterraum, wo Xherdan Shaqiri völlig frei stand.

Manuel Neuer lenkte den Schuss zur Ecke, die dann zum Rückstand führte. Mario Gavranovic köpfte ebenfalls freistehend ein. Nach einer Viertelstunde unterlief Neuer ein schlimmer Fehlpass, der allerdings keine Folgen hatte. Die deutsche Mannschaft hatte zwar mehr Ballbesitz, aber die Schweizer blieben das gefährlichere Team. Die erste richtig gute Chance hatte Werner gegen Mitte der ersten Halbzeit. Kroos hatte den Stürmer mit einem perfekten Steilpass bedient, doch Werner scheiterte überhastet an Torwart Yann Sommer.

Fast im Gegenzug unterlief Kroos ein seltener Fehlpass auf Höhe der Mittellinie. Die Schweizer schalteten erneut schnell um, womit die deutsche Hintermannschaft in ihrer Unordnung wie so oft an diesem Abend überfordert war. Am Ende diese Tempogegenstoßes überlupfte Freuler den deutschen Torhüter aus Nahdistanz kunstvoll zum 2:0. Immerhin fand Werner eine rasche Antwort. Nach einer schönen Einzelleistung gelang dem Neuzugang des FC Chelsea der 1:2-Anschlusstreffer. Bis zur Halbzeitpause hatten dann noch Robin Gosens und Kroos gegen die ansonsten gut organisierten Schweizer verheißungsvolle Torabschlüsse. Einmal parierte Sommer großartig, der Schuss von Kroos ging hauchdünn am Tor vorbei.

Im Zentrum sahen die Deutschen nicht gut aus

Zehn Minuten nach Wiederbeginn sollte eine torreiche Phase anbrechen. Zunächst spekulierte Havertz und eroberte den Ball in der Hälfte der Schweizer. Der 100-Millionen-Euro-Einkauf des FC Chelsea konnte sich behaupten und erzielte das Tor zum 2:2. Doch die Freude darüber sollte nicht lange anhalten.

Erneut sah die deutsche Abwehr in ihrem Zentrum nicht gut aus. Irgendwie landete der Ball bei Gavranovic, der das 3:2 für die Schweiz erzielte. Kurz darauf eroberte Kroos den Ball, über Werner landete er flach in der Mitte vor dem Tor der Schweizer, wo Serge Gnabry gekonnt mit dem Hacken zum 3:3 traf.

Danach verflachte des Spiel etwas, was in der zweiten Hälfte an Fahrt gewonnen hatte. In der Schlussphase hatte der für Havertz eingewechselte Draxler noch eine gute Torchance, aber das war es dann auch. Das Fazit fiel gemischt aus. Was die deutsche Elf in der Offensive vor allem in der zweiten Hälfte anstellte, konnte sich durchaus sehen lassen, aber die deutsche Defensive war an diesem Abend ein Ausfall, sie kassierte zu einfach die Gegentore. Hier wird sich etwas tun müssen. (Tsp)

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