Eishockey-WM in Tschechien: Deutschland schlägt Frankreich zum Auftakt
Im ersten WM-Spiel gegen Frankreich konnte das deutsche Eishockey-Nationalteam einen 2:1-Erfolg feiern - spielerisch gibt es aber noch reichlich Steigerungsbedarf.
Pass Patrick Hager, Schuss Patrick Reimer, Tor. 59,5 Sekunden Restspielzeit zeigte der Videowürfel in der Arena von Prag an, als der stramme Schuss des Nürnbergers im Tor der Franzosen landete. 2:1 (1:0, 0:0, 1:1) im ersten Spiel bei der Eishockey-Weltmeisterschaft in Tschechien - vom Ergebnis her ist der Start der deutschen Mannschaft ins Turnier gelungen. Ansonsten aber gelang den Deutschen wenig, ihr Mannschaftskapitän Michael Wolf sagte: "Ab dem zweiten Drittel haben wir Dinge gemacht, die wir so nicht machen dürfen."
Wolf, mit 34 Jahren einer der erfahrensten Spieler im Team von Bundestrainer Pat Cortina, schien bei seiner Ursachenforschung für den dürftigen Auftritt seiner Mannschaft kurz nach Spielschluss schon sehr weit zu sein. "Wir haben nach dem 1:0 nicht mehr mitgespielt und nur darauf gewartet, dass wir den Ausgleich bekommen", sagte der Profi von RB München. "Vielleicht lag es daran, dass die Mannschaft zu jung ist." Tatsächlich spielte das bessere deutsche B-Team am Sonnabend ungewöhnliches Eishockey.
Da hatten die Zuschauer in zwei Tagen Eishockey-WM schon anspruchsvolleren Sport gesehen. Etwa das rauschende 5:6 der Tschechen am Freitagabend gegen die Schweden. Aber niemand konnte erwarten, dass die Deutschen schön und siegreich spielen würden. Letzteres war das Höchstmögliche. Das wurde auch den vielen tausend deutschen Fans unter den 14.903 Zuschauern in der gewaltigen Prager Arena klar. Oft schwieg der Anhang und staunte über die vielen Fehler im deutschen Spiel.
Dritte Reihe mit viel mehr Einsatz als die zweite
Auf deutscher Seite war der Aktionismus von Co-Trainer Geoff Ward hinter Bande lange das Auffälligste. Während Cortina stoisch aufs Eis starrte, versuchte Ward auf seine Spieler einzuwirken. Es half im ersten Drittel, die Deutschen gingen durch Wolf in Führung. Dessen Angriffsreihe mit NHL-Stürmer Tobias Rieder (Arizona Coyotes) und Patrick Hager (Ingolstadt) war die aufflligste auf dem Eis. Dahinter überzeugten in Reihe zwei die beiden starken Nürnberger Yasin Ehliz und Reimer sowie Daniel Pietta (Krefeld) und dann kam zu wenig bei den Deutschen. Unverständlich war am Sonnabend, warum Cortina die dritte Formation um den Hamburger Thomas Oppenheimer viel häufiger einsetze als die Reihe von Reimer.
Die Franzosen drängten ab dem zweiten Drittel auf den Ausgleich gegen eine deutsche Mannschaft, die gedanklich nicht auf der Höhe zu sein schien. Der Puck war ihr größtes Problem. Wohin nur mit der lästigen Gummischeibe, schien mancher zu denken. Dann wurde eben auf einen Gegner gespielt. Selbst im Powerplay. Völlig zurecht trafen die Franzosen im letzten Drittel zum 1:1, Damien Fleury überwand den deutschen Torwart Dennis Endras. Aber dann kam ja noch der große Auftritt von Reimer beim einzigen gelungenen deutschen Überzahlspiel kurz vor Schluss.
"Den Sieg nehmen wir natürlich mit"
Reimers Siegtor schien das Cortina fast peinlich zu sein. Der Bundestrainer blickte nach dem Spiel unsicher in die Runde, spielte sein eigenes verbales Unterzahlspiel. Dabei stimmte das Resultat doch. Frankreich hat bei der WM 2014 sogar das Viertelfinale erreicht, die Deutschen nicht. Aber nein, Cortina hielt sich nicht mit dem Gerede von drei wichtigen Punkten auf, sondern sagte: "Von ihrer Anstrengung her hätten es die Franzosen vielleicht mehr verdient gehabt zu gewinnen als wir. Aber den Sieg nehmen wir natürlich mit."
Besser ist es. Denn am Sonntag dürfte es für die Deutschen schwerer werden, da heißt der Gegner im zweiten Gruppenspiel Olympiasieger Kanada (16.15 Uhr, Sport1). Aber zumindest gehen die Deutschen ja mit drei Punkten in das zweite Spiel. Nach dem Sieg gegen Frankreich ist die Teilnahme am Viertelfinale bei noch sechs Spielen zwar nicht in Sichtweite, aber der mögliche Abstieg schon ein kleines Stück außer Sichtweite geraten für Cortinas Mannschaft.