Fußball-WM 2014 in Brasilien: Deutschland nach 1:0-Sieg gegen USA im Achtelfinale gegen Algerien
Deutschland reicht gegen die USA bei widrigen Bedingungen in Recife eine abgeklärte Vorstellung zum Weiterkommen in der Gruppe G. Doch auch die unterlegenen US-Amerikaner sind am Ende über die 0:1-Niederlage nicht allzu traurig.
Was war nicht alles geunkt und gefaselt worden in den Tagen vor dem Spiel. Wird es ein zweites Gijon gegen, als bei der WM 1982 die deutsche und die österreichische Mannschaft zu einem 1:0 schaukelten, das beiden das Weiterkommen ermöglichte - zu Lasten von Algerien. Und auch wenn das Spiel zwischen Deutschland und den USA mit dem gleichen Ergebnis, nämlich 1:0 (0:0) endete, was auch beiden das Weiterkommen bescherte, so erinnerten die Umstände eher an die sagenhafte Regenschlacht von Frankfurt anno 1974, als sich Deutschland mit nassen Füßen und nach einem zähem Ringen durch ein 1:0 über Polen den Finaleinzug sicherte.
"Wir haben das Spiel beherrscht. Bis auf die Endphase haben wir keine Chancen zugelassen. Was wir versäumt haben, ist, das entscheidende 2:0 zu machen. Jetzt kommen die K.o.-Spiele - alles oder nichts", sagte Bundestrainer Joachim Löw. Jürgen Klismann meinte "Ich bin froh, dass es jetzt abgehakt ist" und erklärte Deutschland zu "den vier, fünf Favoriten."
Deutschland erreicht als Gruppenerster das Achtelfinale in Porto Alegre
Als das Spiel in der Arena Pernambuco, das dritte und entscheidende Spiel der WM-Gruppe G, abgepfiffen wurde, reichten sich dir durchnässten Joachim Löw und Jürgen Klinsmann herzlich die Hände. Deutschland erreicht spielt nun als Gruppenerster im Achtelfinale am Montag um 22 Uhr in Porto Alegre gegen Algerien, die USA müssen einen später in Salvador gegen Belgien antreten.
Ein tropischer Dauerregen hatte den Spielort Recife im Nordosten des Landes heimgesucht. Weite Teile der Stadt standen knietief unter Wasser, einige Straßen hatten sich über Nacht in Flüsse verwandelt. Und selbst die deutsche Startelf war ein wenig in Fluss geraten. So hatte es Sami Khedira und Mario Götze aus der Mannschafsaufstellung gespült, für sie kamen Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski zu ihrem ersten Startelf-Einsatz bei diesem Turnier.
Joachim Löw ließ Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski beginnen
Damit hatte sich Bundestrainer Joachim Löw auf der neuralgischen Position im zentralen Mittelfeld, wo es zuletzt etwas hakte, für einen personellen Wechsel entschieden, der sich insofern auszahlen sollte, als dass Schweinsteiger in seinem 104. Länderspiel beinahe jeden Ball auf sich zog. Der 29 war super präsent, weil sehr laufbereit, aber das überraschende Zuspiel wollte ihm nicht gelingen.
Das, was die deutsche Mannschaft gegen die extrem defensiv eingestellten Amerikaner im ersten Abschnitt bot, war mitunter herzeigbar, aber ihr Spiel führte viel zu selten zum Torabschluss. Allein in den ersten zwanzig Minuten passten der hoch aufgerückte Jerome Boateng von der rechten und Podolski von der linken Seite ein halbes Dutzend Bälle vor das gegnerische Tor, doch meist erreichten sie dort keinen Abnehmer. Um Thomas Müller kümmerten sich stets zwei US-Boys auf Allerinnigste.
Wenn es dann doch mal gefährlich wurde vor dem US-Kasten, dann behinderten sich Per Mertesacker und Benedikt Höwedes, die wegen einer Ecke nach vorn geeilt waren. Und so war ein amerikanisches Geschoss, nach gut zwanzig Minuten von Graham Zusi abgegeben, noch das gefährlichste, was es im ersten Abschnitt zu sehen gab. Zu einer weiteren Offensivaktion langte es bei der von Jürgen Klinsmann trainierten Mannschaft erst einmal nicht. Das Team von Joachim Löw kam im ersten Abschnitt auf einen Ballbesitz von 65 Prozent.
Das US-Team hatte zuvorderst die eigene Defensive im Auge
Es war auffallend, dass die USA zuvorderst die eigene Defensive im Auge hatte. So bald im eigenen Aufbau der Ball verloren ging, ließen sich alle amerikanischen Spieler tief in die eigene Hälfte fallen, um den Deutschen keine Tempogegenstöße zu ermöglichen. Geschickt verstellten sie die Passwege und waren auch im Zweikampf körperlich stark. Und so entwickelte sich ein breiiges Spiel in der Hälfte der Amerikaner. Einzig Mesut Özil hatte vor der Pause noch einen lichten Moment, doch auch sein einzig ernsthafter Schuss konnte Tim Howard im US-Tor entschärfen.
Löw dürfte seiner Mannschaft in der Halbzeitpause noch einmal ins Gewissen geredet haben, denn sie kam sehr viel schwungvoller und entschlossener aus der Kabine. Dort blieb dann Podolski, für ihn durfte Miroslav Klose ran. Und schon nach der ersten Ecke, klingelte es. Nachdem Howard ein Kopfball von Mertesacker noch parieren konnte und den Ball zur Strafraumgrenze abwehrte, war er gegen den Rechtsschuss von Thomas Müller machtlos. Für den Bayern war er bereits das vierte Tor bei diesem Turnier.
Zehn Minuten war die zweite Hälfte da alt, aber nun musste Klinsmanns Team mehr riskieren, um nicht das winkende Weiterkommen aus den Augen zu verlieren. Und so bot sich den Deutschen ein Spiel, das ihnen etwas mehr lag. Einen verheißungsvollen Konter vertändelte Schweinsteiger mit eine grausamen letzten Pass. Für ihn kam eine Viertelstunde vor dem Ende Mario Götze. Ein gutes Zuspiel von ihm konnte Özil im Strafraum nicht kontrollieren. Es sah ein wenig zu lässig aus, zu wenig zielstrebig, was das Löw-Team im eigenen Angriff bot.
Löw schimpfte am Spielfeldrand wie wild geworden, denn plötzlich litt auch die defensive Stabilität, was die Amerikaner an diesem verregneten Nachmittag aber nicht mehr zu nutzen wussten. Einmal klärte Philipp Lahm in hoher Not, dann köpfte US-Kapitän Clint Dempsey nach einmal übers Tor.