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Der frühe Moment der Entscheidung. Mats Hummels dreht nach seinem Kopfballtor jubelnd ab.
© AFP
Update

WM 2014 - Tor von Mats Hummels reicht: Deutschland nach 1:0 gegen Frankreich im Halbfinale

Die deutsche Nationalmannschaft steht erneut im Halbfinale einer Fußball-Weltmeisterschaft. Ein frühes Tor von Mats Hummels reicht gegen Frankreich. Den Rest erledigt eine starke Defensive um Torwart Manuel Neuer.

Die Minimalisten sind wieder da. Mit einer aus alten Zeiten bekannten Effektivität ist die deutsche Nationalmannschaft ins Halbfinale der Fußball-Weltmeisterschaft eingezogen. Es reichten dazu viel Geduld, konzentrierte Abwehrarbeit und ein frühes Tor, der Dortmunder Mats Hummels erzielte es mit dem Kopf zum 1:0 (1:0) über Frankreich.

Zum fünften Mal in Folge stehen die Deutschen damit im Halbfinale eines großen Turniers. Es war ein Triumph der Intelligenz, aber keiner der hohen Fußballkunst vor 74 240 Zuschauern im Maracana von Rio de Janeiro. Wie schon im Achtelfinale gegen Algerien stand der ästhetische Anspruch im Schatten des Ergebnisses. Wer aber wollte sich daran stören, so lange die Reise nur weitergeht? Zunächst am Dienstag zum Halbfinale nach Belo Horizonte, danach vielleicht noch einmal zurück nach Rio zum Endspiel. „Wenn wir diese Art Fußball weiter durchziehen, kann noch einiges klappen“, sagte der überragende Torschütze Mats Hummels. „Es war heute sicherlich kein perfektes Spiel, aber ein sehr gutes.“

60 Jahre nach dem Wunder von Bern hatte Joachim Löw sein System umgestellt. Es kam nicht ganz unerwartet, dass er vom zuletzt praktizierten 4-3-3 abrückte und ein 4-2-3-1 spielen ließ, mit Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira als Doppelsechs und Miroslav Klose. Überraschender war schon, dass der Bundestrainer des Experiment mit Philipp Lahm im zentralen Mittelfeld beendete und den Kapitän wieder auf seine alte Position als rechten Verteidiger stellte. Und nahezu sensationell für den sonst eher bedächtigen und verdienten Strategen gegenüber loyalen Löw wirkte der neuerliche Umbau im Zentrum der Viererkette.

Joachim Löw verzichtet auf Mertesacker und stellt Lahm nach hinten rechts

Wie schon beim 2:1 über Algerien ging eine der beiden Planstellen an Jerome Boateng, die andere an den von seiner Erkältung genesenen Mats Hummels. Für Per Mertesacker, seit bald zehn Jahren eine Konstante im deutschen Abwehrzentrum, blieb nur ein Platz auf der Ersatzbank. „Das waren taktische Überlegungen“, sagte Löw. „Die Franzosen suchen in der Offensive gern die Zwischenräume, da passe es mit Boateng und Hummels besser. Und Lahm hat auf seiner alten Position gespielt, weil wir gegen die Franzosen über die Außenbahnen Tempo machen mussten.“

In der Tat fiel das einzige Tor des Tages nach einer Flanke, allerdings nicht von Lahms rechter Seite. Toni Kroos hatte einen Freistoß aus dem linken Halbfeld in die Mitte geschlagen, direkt in den Lauf des aufgerückten Hummels. Patrice Evra und Mamadou Sakho waren sich nicht einig, wer denn eingreifen sollte. Also blieben vorsichtshalber beide stehen und schauten zu, wie ihr Kollege Raphael Varane den Kopf einzog und Hummels den Ball mit der Stirn unter die Latte wuchtete, unhaltbar für Hugo Lloris im französischen Tor.

Das „Allez les bleus!“ verstummte auf den Rängen, aber unten auf dem Rasen fanden die Franzosen recht schnell zurück zu ihrem Spiel. Die deutsche Mannschaft hatte zwar mehr Ballbesitz, wollte die Kontrolle über das Spiel aber vor allem über eine Verschleppung des Tempos erlangen. „Das war der Plan“, erzählte Hummels. „Allerdings hatten wir ein paar leichte Ballverluste zu viel.“

Es lief nach dem umfassenden Revirement der Aufstellung noch nicht alles zusammen. Schweinsteiger und Khedira waren schon mal ballsicherer, Toni Kroos’ Auftritte hatten zu Beginn der WM mehr Esprit, Mesut Özil blieb abermals unter seinen Möglichkeiten. Und in der Defensive taten sich die Deutschen sehr schwer, Karim Benzema in den Griff zu bekommen.

Die deutsche Mannschaft wirkte in der Hitze von Rio am Ende platt

All das hatte zur Folge, dass die Franzosen Angriff um Angriff vortragen konnten. Griezmann spielte auf Valbuena, der sofort schoss, aber Manuel Neuer parierte mit der linken Hand. Den Abpraller erwischte Benzema, und einem französischen Ausgleich stand nur Hummels’ Knie im Weg. Kurz vor der Pause kam es ein weiteres Mal zum Duell der beiden: Benzema köpfte, Hummels blockte mit dem Oberkörper.

So ging das auch in der zweiten Halbzeit weiter. „Wir wussten, dass die Franzosen noch einmal alles geben würden“, sagte Mats Hummels. „Aber wir waren uns auch sicher, dass sie das Tempo nicht über die komplette Spielzeit hoch halten konnten.“ Es gab aber durchaus bedrohliche Szenen. Erst ließ Evra den Ball aus nicht geahndeter Abseitsposition über den Scheitel rutschen, dann verpasste Griezmann, Varanes Kopfstoß landete in Neuers Händen. Dann war wieder Benzema an der Reihe, mit schneller Drehung und wuchtigem Schuss, aber wieder grätschte Hummels dazwischen.

Die französische Dominanz zeitigte den für die Deutschen positiven Effekt, dass sich ihre Abwehrkette unter höchsten Wettkampfbedingungen einspielen konnte. Lahm verteidigte, wie er immer verteidigt hat, also fehlerlos. Boateng und Hummels fanden im Zentrum mit zunehmender Spielzeit besser zusammen. Ein deutsches Offensivspiel fand erst wieder in der Schlussphase statt. Als die Franzosen in einer finalen Offensive das Schicksal zwingen wollten, hätte der für Klose eingewechselten André Schürrle zweimal treffen können, ja müssen. Beim ersten Mal schaffte es es, den Ball freistehend genau in die Füße von Lloris zu schießen. Beim zweiten Mal traf er den herumirrenden Varane.

Schürrle hätte sich einiges anhören dürfen, wenn da noch etwas passiert wäre – und es hätte durchaus etwas passieren können. In der Nachspielzeit hatte erneut Benzema, die große Chance zum Ausgleich, doch Manuel Neuer hielt den Ball mit einer Hand noch vor der Linie auf.

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