WM 2014 - die Stärken des DFB-Teams: Deutschland hat eine Weltklasse-Bank
Unsere WM-Kolumnistin weiß, dass eine WM erst in der K.o.-Phase richtig los geht. Dann heißt es: Gewinnen oder Verlieren.
Überzeugende Siege und auch überraschende Niederlagen in der Gruppenphase sind schnell vergessen, wenn es ab dem Achtelfinale immer nur noch eins gibt: Gewinnen oder Verlieren. Trotzdem habe ich bei dieser WM einmal mehr den Eindruck, dass die Fußballwelt näher zusammengerückt ist. Die vermeintlich „kleinen“ Mannschaften mischen diese WM richtig auf und die ersten Top-Favoriten sind schon draußen. Die Gruppenphase ist zu 2/3 vorbei. Wo sind die Restfavoriten?
Brasilien hat mich schon beim Eröffnungsspiel nicht überzeugt. Von dem traumhaft sicheren Kombinationsfußball und der spielerischen Perfektion, mit der die Seleçao fünf Titel geholt hat, sind sie weit entfernt. Die Mannschaft scheint vollkommen abhängig von Neymar. Das fällt einem übrigens auch auf, wenn man in Brasilien auf die Straßen schaut. Ich würde schätzen, über 95 Prozent aller Kinder und Erwachsenen haben „Neymar JR“ und die 10 auf ihren Fan-Trikots. Andere Spieler kommen praktisch nicht vor.
Ähnlich die Situation mit Argentinien. Die standen gegen den Iran, den 43. in der Weltrangliste am Rande einer Niederlage und haben es nur einem genialen Moment von Lionel Messi zu verdanken, dass sie sechs Punkte auf dem Konto haben. Es gibt kaum noch Fußball-Entwicklungsländer bei dieser WM.
Zwei ist die neue Nummer Eins
Costa Rica führt mit sechs Punkten die vermeintliche „Hammergruppe“ mit Italien, England und Uruguay souverän an. Südamerikanische Mannschaften wie Chile oder Kolumbien nutzen ihren „Heimvorteil“ und haben beide, nach sehr kompakten Mannschaftsleistungen bereits sechs Punkte auf dem Konto. Aber glaube ich, dass es einen Überraschungsweltmeister geben wird? Nein.
Bei so einem langen, kräfteraubenden Wettbewerb wird mit entscheidend sein, wer in der Breite die höchste Qualität und zusätzlich besondere Einzelspieler in seinen Reihen hat, die dann ein entscheidendes Spiel gewinnen können. Die Niederländer mit van Persie und Robben haben das. Italien auch. Genau wie Deutschland. Mit der Einwechslung von Klose und Schweinsteiger ist klar geworden, dass es mehr braucht als eine gute Elf und dass Deutschland eine Weltklasse-Bank besitzt. Beim 2:2 gegen Ghana habe ich bei der DFB-Elf etwas aufblitzen sehen, was am Ende den Ausschlag geben wird. Deutschland ist und bleibt eine Turniermannschaft. Das kann man nicht lernen. Das ist man.
Mit Spanien ist der Fifa-Weltranglistenerste und Titelverteidiger draußen. Ist dann nicht der Zweite der Weltrangliste der neue Favorit?
Monica Lierhaus