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Thomas Müller schießt sein drittes Tor und macht den 4:0-Endstand perfekt.
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Update

WM 2014: Deutschland gelingt perfekter Turnierstart gegen Portugal

Eins, zwei, drei, vier! Deutschland besiegt Portugal deutlich 4:0. Joachim Löw macht schon vor dem Spiel alles richtig. Nur die Verletzung von Mats Hummels trübt die Euphorie ein wenig, ist aber wohl nicht so schlimm.

Gerade mal eine Minute war vorüber, als bei der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ziemlich alles falsch lief. Da fand sich Jerome Boateng plötzlich an der portugiesischen Torauslinie wieder und flankte den Ball an den langen Pfosten, wo sich der kurze Mario Götze zum Kopfballduell mit Portugals Abwehrkante Bruno Alves rüstete. So hatte Bundestrainer Joachim Löw sich das eigentlich nicht vorgestellt. Die Außenverteidiger sollten sich auf die Defensive beschränken, Götze durch den gegnerischen Strafraum kombinieren. Doch der Bundestrainer wird gnädig über diese frühe Verirrung hinweggesehen haben – weil sein großer Plan vollumfänglich aufging. Deutschland startete mit einem überzeugenden 4:0 (3:0)-Sieg in die Weltmeisterschaft

Nicht nur die Nationalmannschaft setzte damit in ihrem 100. WM-Endrundenspiel genau das Ausrufezeichen, das sich der Bundestrainer erhofft hatte. Thomas Müller setzte ein zweites gleich daneben. Der Torschützenkönig der Weltmeisterschaft in Südafrika erzielte drei der vier Tore: eins per Elfmeter, eins mit links aus gut 15 Metern in der Nachspielzeit der ersten Hälfte und eins per Abstauber mit rechts. Mit insgesamt acht WM-Treffern hat Müller nun bereits mit Rudi Völler gleichgezogen. „Bei Weltmeisterschaften läuft es bisher nicht schlecht“, sagte der 24-Jährige. 

Besser hätte es auch für seine Mannschaft kaum laufen können. Wie vor vier Jahren gewann sie das Auftaktspiel 4:0. Der damalige Gegner Australien verfügte aber nicht annähernd über die Klasse, die Joachim Löw bei den Portugiesen vermutet hatte. Trotzdem sagte er: „Es gab keine andere Option, als dass wir dieses Spiel gewinnen.“ 

Nicht Podolski oder Schürrle, sondern Götze spielt von Beginn an

Löw hatte sich bei der Aufstellung eine kleine Überraschung gegönnt. Die Frage, ob Lukas Podolski oder André Schürrle den verletzten Marco Reus ersetzt, beantwortete er mit einem entschlossenen: Mario Götze. Die Deutschen brachten also nicht nur das größtmögliche Bollwerk (mit lauter Innenverteidigern in der Viererkette) aufs Feld, sondern mit Toni Kroos, Mesut Özil und eben Götze auch das größtmögliche Kringelpotenzial. Löws Plan funktionierte, teilweise sogar blendend, auch wenn Thomas Müller hinterher sagte: „Man muss jetzt nicht so tun, als ob wir die Übermannschaft wären.“ 

Zu Beginn des Spiels hatten die Deutschen sogar einen echten Schreckmoment zu überstehen. Philipp Lahm verlor kurz vor dem eigenen Strafraum den Ball, Cristiano Ronaldo kam zum Abschluss, scheiterte aber an Torhüter Manuel Neuer. Es sollte bis zu einem wuchtigen Freistoß in der Nachspielzeit, den Neuer ebenfalls parierte, die einzige gefährliche Aktion des Weltfußballers sein. Auch im vierten Versuch gelang Ronaldo kein Tor gegen die Deutschen. 

Das war unter anderem dem umsichtigen Rechtsverteidiger Boateng zu verdanken, der allerdings auch die nötige Unterstützung erhielt. „Es war eine tolle Mannschaftsleistung“, sagte der Münchner. Nicht nur defensiv überzeugte die Deutschen, auch in der Offensive gelangen ihnen ein paar bezaubernde Momente. Einen ersten Eindruck bekamen die 51.081 Zuschauer in Salvador nach zehn Minuten zu sehen. Da ging es schnell und direkt nach vorne, und als der Ball im portugiesischen Strafraum angekommen war, langte Joao Pereira an Götzes Schulter –Schiedsrichter Milorad Mazic traf eine Entscheidung, die man treffen kann, aber nicht unbedingt treffen muss: Er verhängte einen Elfmeter. Müller verwandelte zum 1:0. 

Thomas Müller erzielte drei der vier deutschen Tore

„Der Spielverlauf kam uns schon zugute“, sagte der Torschütze. Bei fast 30 Grad im Schatten und annähernd 80 Prozent Luftfeuchtigkeit ließ Löws Mannschaft den Ball nun laufen – und den Gegner hinterher hecheln. Bei Bedarf konnte sie das Tempo immer wieder forcieren so wie nach einer halben Stunde, beim vielleicht schönsten Spielzug überhaupt. Kroos spielte einen langen Diagonalpass auf Özil, der legte den Ball auf Götze zurück. Dessen Schuss aber wurde von Joao Pereiras Knie noch zur Ecke abgefälscht. 

Dass Löw in der Vorbereitung Standards sehr viel intensiver hat trainieren lassen als sonst, machte sich umgehend bezahlt. Kroos zirkelte den Eckball in den Strafraum, von hinten kam Mats Hummels angerauscht, und per Kopf wuchtete der Innenverteidiger den Ball zum 2:0 ins Tor. Später musste Hummels ausgewechselt werden, laut Löw ist seine Oberschenkelverletzung aber nicht dramatisch. 

Angesichts der klimatischen Bedingungen war das 2:0 schon eine Vorentscheidung – zumal die Portugiesen ab der 37. Minute auch noch in Unterzahl spielten. Pepe hatte Thomas Müller mit der Hand im Gesicht erwischt, allerdings eher unabsichtlich. Als Müller auf dem Boden lag, beugte sich Portugals Innenverteidiger über ihn, und berührte ihn an der Stirn. Dafür zeigte der Schiedsrichter die Rote Karte. 

Die Deutschen hätten in der zweiten Hälfte noch mehr Tore erzielen können, wenn zum Beispiel Mario Götze und Mesut Özil mit derselben Entschlossenheit ihre Chancen genutzt hätten wie Thomas Müller. Doch auch so war die Stimmung ausgelassen, als Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Kabine auftauchte. „Wenn sie schon so eine lange Reise auf sich nimmt“, sagte Joachim Löw, „dann wollten wir wenigstens gewinnen.“

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