Außerordentlich handlungsfähig: Deutscher Handball-Bund stützt Bob Hanning
Nach dem Rücktritt von Bernhard Bauer als DHB-Präsident hatte es Kritik an dessen Vize Bob Hanning gegeben. Doch das Präsidium steht eigenen Angaben zufolge geschlossen hinter dem Füchse-Manager und seiner Arbeit.
Wie es um die uneingeschränkte Handlungsfähigkeit des Deutschen Handball-Bundes (DHB) bestellt ist, lässt sich an einer kleinen Geschichte illustrieren. Unmittelbar nach dem überraschenden Rücktritt von Präsident Bernhard Bauer vor zwei Wochen hat sein turnusmäßiger Vertreter, Generalsekretär Mark Schober, erst einmal Urlaub gemacht. Osterfeiertage, Familie, solche Sachen halt. Ob Bauers Entscheidung unmittelbare Konsequenzen für die tägliche Arbeit im DHB hat, wer ihn, also Bauer, beerben kann, welche Probleme durch den Rücktritt entstanden sind – zu all diesen Themen, so ließ Schober ausrichten, werde er sich nach Ostern äußern.
Im Grunde sagte das schon alles und entsprach faktisch auch ziemlich genau dem Wortlaut in der jüngsten Mitteilung des mitgliederstärksten Handballverbands der Welt. „Der DHB war, ist und bleibt handlungsfähig“, ließ sich Rolf Reincke, Vizepräsident Organisation und damit Versammlungsleiter, nach der außerordentlichen Sitzung des Verbands am Dienstag in Hannover zitieren. „Die Suche nach einem geeigneten Kandidaten wird im Dialog mit allen Mitgliedern des DHB, also den Regional-, Landes- und Ligaverbänden, erfolgen“, hieß es weiter. Demnach soll bei einem außerordentlichen Bundestag am 26. September ein neuer Präsident gewählt werden.
Am Montag hatte sich noch das Gerücht gehalten, Bauer erwäge ernsthaft eine Rückkehr in sein Amt – unter der Voraussetzung, dass sein ehemaliger Vizepräsident Leistungssport, Bob Hanning, gestürzt wird. Einige Landesverbände und ihre Vorsitzenden, insbesondere aus dem Bernhard Bauer nahestehenden Süden der Republik, sollten sich bereits in Position gebracht haben. Hochrangige Funktionäre wie etwa Thorsten Storm, Geschäftsführer beim Branchenprimus THW Kiel, forderten darüber hinaus die Abschaffung von Doppelfunktionen in Verband und Verein – ein klarer Seitenhieb gegen DHB-Vize Hanning, der hauptberuflich als Manager des Bundesligisten Füchse Berlin arbeitet.
Das Präsidium will in der bisherigen personellen Besetzung weiterarbeiten
Wenn man der Mitteilung vom Dienstag Glauben schenken darf, haben sich solche Gedankenspiele offenbar erledigt. Demzufolge verabschiedete das Präsidium „einhellig“ eine Erklärung, wonach „offen und zukunftsorientiert über die Situation diskutiert wurde, die sich durch die Amtsniederlegung von Bernhard Bauer (...) ergeben hat“. Das Präsidium stehe „ geschlossen hinter dem Vizepräsidenten Bob Hanning und seiner Arbeit“ und bekenne sich zur sogenannten „Perspektive 2020“, einem vorrangig von Hanning ausgearbeiteten sportlichen Konzept für die nächsten Jahre. Zudem bekräftigte das Präsidium, abgesehen von Bauer in der personellen Besetzung weiterarbeiten zu wollen, die vor eineinhalb Jahren in Düsseldorf gewählt wurde.
Bauer und Hanning waren vor eineinhalb Jahren gemeinsam mit der Maßgabe angetreten, den am Boden liegenden deutschen Männerhandball wieder in die Weltspitze zu führen. Innerhalb kurzer Zeit war es dem Führungsduo unter anderem mit dem Zuschlag für WM 2019 gelungen, die Sportart wieder positiv in die Schlagzeilen zu bringen. Gekrönt wurde das mit dem guten Abschneiden des deutschen Teams bei der Weltmeisterschaft im Januar in Doha. Wie sich später herausstellte, hatten sich Bauer und Hanning damals aber bereits überworfen. Bauer warf seinem Vize Alleingänge vor und machte das unter anderem daran fest, dass Hanning während der WM ohne Absprache als Gast ins ZDF-Sportstudio gegangen war. Ein weiterer Kritikpunkt war Hannings Plan, den ehemaligen Nationalspieler Stefan Kretzschmar als neuen Frauen-Bundestrainer zu engagieren, obwohl Kretzschmar keine Trainerlizenz besitzt.