Europameisterschaft in Estland: Deutsche Volleyballer setzen auf Rückkehrer Georg Grozer
Die deutschen Volleyballer starten gegen Kroatien. Diesmal ohne Blase und komplette Isolation. Aber sie haben Vertrauen in die Hygieneregeln und die Impfungen.
Als Georg Grozer verkündete, zur Nationalmannschaft zurückkehren zu wollen, musste Bundestrainer Andrea Giani nicht lange überlegen. „Mein erster Gedanke war, dass ich die bestmögliche Mannschaft auf dem Feld haben will und dafür brauche ich Spieler mit Qualität“, sagt der Italiener. Also wurde der 36 Jahre alte Diagonalangreifer eigens für die Europameisterschaft in Tallinn reaktiviert, die an diesem Freitag für die Deutschen startet.
Eigentlich hatte Grozer bereits im Januar 2020 sein Karriereende in der Nationalmannschaft verkündet, nachdem das Team die Qualifikation für Olympia verpasst hatte. Nun ist er doch zurückgekehrt – und besonders Trainer Giani ist begeistert: „Georg bringt mehr Durchschlagskraft im Aufschlag und im Angriff mit und macht das Team dadurch stärker.“
Auch Teamkollege Christian Fromm, der mit Grozer viele Jahre in der Nationalmannschaft gespielt hat, freut sich über die Rückkehr: „Ich weiß, dass er – selbst wenn er jetzt älter wird – andere Charakteristiken hat, die uns als Mannschaft extrem weiterhelfen. Und wenn es nur die Emotionen sind. Da muss er keine zehn Asse pro Satz schlagen.“ Gerade für die jüngeren Spieler sei er außerdem ein wichtiges Vorbild.
Bei der EM geht es für die deutsche Nationalmannschaft nicht nur darum, an den Silber-Erfolg von 2017 anzuknüpfen, sondern außerdem wichtige Punkte in der Weltrangliste zu sammeln. Nach der Nations League in Rimini zu Beginn des Sommers habe seine Mannschaft im Training vor allem an Aufschlag, Annahme und Angriff gearbeitet, sagt Giani. „In diesen drei Elementen sind wir über die Wochen deutlich besser geworden und das wird uns helfen, das Spiel offener zu gestalten.“
Das Team hat Vertrauen in die Hygieneregeln
Anders als in Rimini, als sich die Spieler über mehrere Wochen völlig isolieren mussten und sich im Hotel nicht frei bewegen durften, werde es in Tallinn aber keine Blase geben. „Das Team ist geimpft und wird vorher getestet. Und wir sind ohnehin nicht die Mannschaft, die ständig aus dem Hotel geht und das ausnutzt“, sagt Giani. Auch die Spieler zeigten sich optimistisch bezüglich der Hygieneregeln. Er habe Vertrauen in die Konzepte, sagt Zuspieler Jan Zimmermann. Und Ruben Schott ergänzt: „Am Ende kann immer irgendwo irgendwas passieren. Wir als Mannschaft können nur unser Bestes tun, um uns zu schützen und die Verordnungen zu befolgen.“
[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräteherunterladen können]
Die Deutschen spielen zum Auftakt an diesem Freitag gegen Kroatien (16 Uhr). Danach warten in der Gruppe vier weitere Teams, darunter Gastgeber Estland, dessen Nationaltrainer Cédric Enard auch die BR Volleys betreut. Außenangreifer Ruben Schott, der einen Vertrag für die kommende Saison in Berlin unterschrieben hat, wird in Tallinn also zum ersten Mal seinen zukünftigen Trainer treffen. Neben Estland und der Slowakei treffen die Deutschen aber auch auf Olympiasieger Frankreich. „Frankreich ist natürlich der Favorit der Gruppe“, sagt Fromm, „die anderen Länder müssen wir schlagen.“
Er und Giani sehen gleich mehrere Mannschaften in der Rolle des Titelfavoriten, darunter Weltmeister Polen, eben Frankreich und den Titelverteidiger Russland. „In Europa sind viele starke Teams, da kann man nicht nur auf ein Pferd setzen“, sagt Außenangreifer Fromm. Auf eine mögliche deutsche Platzierung will Giani sich noch nicht festlegen, auch weil im Achtelfinale Gegner wie Italien oder Slowenien warten könnten. „Wir haben bei den Teams der Nations League und bei Olympia gesehen, dass wir das Potenzial in der Mannschaft haben, mit denen mitzuspielen“, sagt er. „Die Herausforderung besteht jetzt darin, dass wir immer 100 Prozent geben müssen, denn 70 Prozent reichen bei uns nicht, ganz egal gegen wen.“