Handball-WM: Deutsche Auswahl nach Pleite gegen Spanien vor dem Turnieraus
Durch die 28:32 (13:16)-Niederlage gegen Europameister Spanien hat das DHB-Team den Sprung in die K.-o.-Runde nicht mehr in der eigenen Hand.
Latte, Pfosten, irgendein Körperteil des spanischen Torhüters – es war für neun Minuten wie verhext. Als das erste WM-Hauptrundenspiel der deutschen Handball-Nationalmannschaft in seine finale Phase einbog, gelang den Spielern von Bundestrainer Alfred Gislason plötzlich kein Treffer mehr. Gerade erst hatte das DHB-Team den Drei-Tore-Rückstand zur Halbzeit in eine Drei-Tore-Führung verwandelt und sich in einen kleinen Rausch gespielt, da übernahmen wieder die Spanier die Spielkontrolle und zogen mit sechs Treffern in Folge davon. Am Ende stand für das deutsche Team eine ernüchternde 28:32 (13:16)-Niederlage. Die Chancen auf das Viertelfinale sinken damit erheblich – aus eigener Kraft ist dies nun nicht mehr möglich.
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Gislason blieb nach Spielschluss minutenlang auf seinem Stuhl sitzen und stierte mit verschränkten Armen hinter dem Kopf und leeren Blick Richtung Hallendach. Sein Torwart hatte da im anschließenden Fernsehinterview bereits wieder erstaunlich gute Laune. „Also erstmal muss man mal sagen, dass wir ein geiles Spiel gemacht haben“, sagte Johannes Bitter mit womöglich noch einem gehörigen Schub Adrenalin in den Adern. „Ich will jetzt gar nicht sagen, dass wir hier heute mit einem schlechten Gefühl rausgehen müssen.“ Der Keeper hob die große Klasse des Gegners hervor und brachte den Einsatz junger Kerle wie Juri Knorr in den eigenen Reihen an.
Als Gislason selbst dann vor der ZDF-Kamera stand, machte der erfolgsverwöhnte Isländer weiter einen konsternierten Eindruck. „Wir haben nach einer überragenden Viertelstunde mit viel zu viel Risiko gespielt“, sagte er: „Da waren Pässe dabei, die direkt im eigenen Netz landeten durch Gegenstöße. Wir machen uns selbst damit kaputt.“ Mit etwas mehr Routine, fuhr der Trainer fort und haderte damit wohl am meisten: „hätten wir dieses Spiel gewinnen können“.
Gegen Brasilien und Polen muss das Team unbedingt gewinnen
Mit nun 2:4 Punkten muss der EM-Fünfte des Vorjahres im Kampf um ein Ticket für die K.-o.-Runde seine abschließenden Duelle gegen Brasilien am Samstag und Polen am kommenden Montag unbedingt gewinnen und gleichzeitig auf Patzer des ungeschlagenen Spitzenduos Ungarn (6:0) und Spanien (5:1) hoffen.
Nach dem bitteren 28:29 gegen Ungarn zum Vorrundenabschluss forderte Gislason vor allem in der Defensive eine deutliche Steigerung seiner Spieler, was in der Anfangsphase auch recht ordentlich gelang. Torhüter Andreas Wolff, der gegen die Ungarn kaum ein Ball zu fassen bekommen hatte, wehrte gleich die ersten zwei Würfe ab. Doch schnell wurde deutlich, dass der deutsche Innenblock erneut nicht sicher stand. WM-Neuling Sebastian Firnhaber wandelte nach zwei schnellen Zeitstrafen schon früh am Rande einer Disqualifikation und musste auf die Bank.
Die routinierten Spanier kamen immer wieder frei zum Abschluss und gingen beim 9:6 (15.) erstmals mit drei Toren in Führung. Die fehlende Effizienz war in der ersten Halbzeit das große Manko der deutschen Spieler, die immer wieder am überragenden Rodrigo Corrales im Tor des Europameisters scheiterten.
Keeper Wolff rastet aus
An diese Leistung kam Wolff nicht heran, der von seinen Vorderleuten aber auch oft allein gelassen wurde. Da half auch ein lautstarker Wutausbruch des 29-Jährigen nichts, der kurz vor der Pause völlig frustriert seinen Platz für Johannes Bitter räumen musste.
Mit Wiederbeginn startete die DHB-Auswahl mit viel mehr Überzeugung. Nach 38 Minuten ging das Gislason-Team beim 20:19 erstmals wieder in Führung. Diese hatte dank eines variableren Angriffsspiels, zu dem nun auch Youngster Knorr beitrug, und einer wesentlich besseren Chancenverwertung vorerst Bestand.
Zudem war Oldie Bitter im deutschen Kasten glänzend aufgelegt. Der 38-Jährige vereitelte nicht nur mehrere Großchancen inklusive eines Siebenmeters, sondern motivierte auch immer wieder lautstark seine Vorderleute. Lohn war ein Drei-Tore-Polster (25:22/43.). Doch dann leistete sich die deutsche Mannschaft eine minutenlange Schwächephase, die von den Spaniern mit einem 6:0-Lauf gnadenlos bestraft wurde. Von diesem Rückschlag erholte sich das DHB-Team nicht mehr. (dpa/Tsp)
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