Tour de France - Kittel gewinnt erste Etappe: Deutsch fährt vor
Radprofi Marcel Kittel schaffte wie 2013 zum Auftakt der Tour de France wieder den Doppelschlag: Er sicherte sich den Etappensieg und das Gelbe Trikot. Tour-Altstar Jens Vogt fährt im Bergtrikot.
Zuviel Ehren zieht Pech nach sich. Diese Erfahrung machte Mark Cavendish zum Auftakt der 101. Tour de France. Der Pub „The Coach and Horses“ in Harrogate, nur 100 Meter nach der Ziellinie der ersten Etappe gelegen, hatte seinen Namen in „Cvndsh and Horses“ geändert. Cavendish, dessen Mutter aus Harrogate stammt, fühlte sich von dieser Umbenennung des Traditionslokals sehr geschmeichelt. 100 Meter auf der anderen Seite der Ziellinie entfernt zerschellte sein Glück jedoch. Er geriet im Gedränge mit dem australischen Profi Simon Gerrans aneinander und stürzte auf den Asphalt.
Während er noch am Boden lag, erreichte Marcel Kittel als Erster den Zielstrich. „Zum zweiten Mal die erste Etappe der Tour de France zu gewinnen und Gelb zu holen, ist, glaube ich, noch schwerer als dies beim ersten Mal zu schaffen. Ich bin überglücklich“, sprudelte es aus dem Kittel heraus. Er erteilte damit auch einem Neunergremium aus ehemaligen Sprintstars, unter ihnen der Berliner Erik Zabel, eine Lektion. Sie hatten Cavendish als Favorit vor Kittel gesetzt.
Kittel in Ausnahmestellung
Der gebürtige Arnstädter behielt im Durcheinander des Finales aber die Nerven. „Unser Zug ist vielleicht nicht der stärkste, aber der schlaueste“, hatte Kittels Sportlicher Leiter Marc Reef vor dem Start gescherzt. Zu Recht. Die Giant-Männer stellten nicht nur den kurz vor dem Ziel mit einer Attacke enteilten Schweizer Fabian Cancellara. Sie brachten Kittel auch in eine Position vor Cavendish. Der Brite lag, bevor er stürzte, schon entscheidende Meter zurück.
Kittel unterstrich mit diesem Sieg seine Ausnahmestellung. In direkten Duellen hatte er in dieser Saison noch gegen keinen seiner Hauptkonkurrenten verloren. Er tritt endgültig die Nachfolge von Cavendish als Großmeister des Massensprints an.
Greipel ohne Chance - Voigt stark
Der Deutsche Meister André Greipel hatte im Finale wenig zu bestellen. Seine Lotto-Mannschaft hatte zwar über weite Teil der Etappe das Tempo bestimmt. Am Ende wirkte sie aber nicht mehr frisch genug, ihren Kapitän in eine aussichtsreiche Position zu bugsieren.
Ins Rampenlicht fuhr sich noch Jens Voigt. Der Oldie startete kurz nach dem Start, den der englische Thronfolger William und seine Frau Kate vollzogen hatten, einen Ausreißversuch. Lohn seiner Anstrengungen ist der Gewinn des Bergtrikots. Gary Linekers Erfahrung, dass Fußball ist, wenn Deutschland gewinnt, lässt sich zum Grand Depart der Tour de France in England locker auf den Radsport übertragen.
Tom Mustroph