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Trainer Didier Deschamps setzt auf Disziplin im Team.
© dpa

Mit Disziplin ins EM-Finale?: Deschamps ist Frankreichs Vorarbeiter

Didier Deschamps war immer ein Arbeiter. Früher auf dem Feld, heute als Trainer. Nun schuftet er fürs Finale.

In Bayonne, im äußersten Südwesten Frankreichs, pflegen die Menschen eine Art zu sprechen, die im Rest des Landes als ländlich bezeichnet wird. Im nett gemeinten Fall. Weniger wohlwollend heißt es, die da unten reden wie Bauern. Didier Deschamps hat das nie gestört und seinen Dialekt bis heute beibehalten. Dass er einen größeren Teil seines Lebens in Italien verbracht und auch in England und Spanien gelebt hat, ist ihm nicht auf den ersten Ton anzumerken. Der Weltmann geht Deschamps ab, Heimat ist eben Heimat. Und die liegt im französischen Baskenland.

Deschamps ist immer ein Arbeiter geblieben - erfolgreich

Es passt ja auch zu ihm, dem 47 Jahre alten Trainer der französischen Nationalmannschaft, der mit der Equipe am Donnerstag gegen Deutschland ins Finale dieser Europameisterschaft einziehen will.

Deschamps ist immer ein Arbeiter geblieben. Früher auf dem Feld als defensiver Mittelfeldspieler, heute als Trainer. Disziplin fordert er von jedem Einzelnen ein, Disziplin und nochmals Disziplin. Wer sich nicht in die Gruppe integrieren kann oder will, hat bei ihm keine Chance. Arbeit schlägt Talent, ist einer seiner Leitsätze. Deschamps hat es damit weit gebracht, zur erfolgreichsten Person des französischen Fußballs sogar. Nicht Michael Platini oder Zinedine Zidane, die Künstler, sondern er, Didier Deschamps, der Arbeiter aus dem Land der Bauern.

Meist war er Kopf und Kapitän seiner Mannschaften

Er war Frankreichs Kapitän beim Gewinn der Welt- und Europameisterschaft 1998 und 2000. Die Champions League hat er als Spieler mit Marseille und Turin gewonnen, ist französischer und italienischer Meister geworden, meist war er Kopf und Kapitän seiner Mannschaften. „Didier war ein sehr intelligenter Spieler, der viele Dinge auf dem Feld kommen sah, bevor sie passierten“, sagt Jürgen Kohler, der eine Saison mit Deschamps bei Juventus Turin spielte. Was Kohler, damals eine respektierte Größe im Team, besonders imponierte: „Er kam als Kapitän von Olympique Marseille, erhob aber nie verbal Anspruch auf eine Führungsrolle.“

Gefahrenabwehr. Frankreichs Evra und Umtiti.
Gefahrenabwehr. Frankreichs Evra und Umtiti.
© AFP/Lopez

Die erspielte er sich auf dem Feld, neben Antonio Conte und Paolo Sousa war er einer von drei defensiven Mittelfeldspielern in der Startformation. Diesem taktischen Grundprinzip blieb Deschamps treu, Frankreich lässt er genau so spielen. Paul Pogba, Blaise Matuidi und N’Golo Kanté beziehungsweise Moussa Sissoko sind die Mittelfeldspieler seines Vertrauens. Deschamps, der Sicherheitsbefürworter, hat italienische Ansichten nach Frankreich gebracht, ins Land der Platinis und Zidanes.

Er hält nichts von großen Namen, wer sich nicht benimmt, bleibt sitzen

Zwei Jahre ist er nun im Amt. Zwei Jahre, in denen er die Nationalmannschaft nach seinen Vorstellungen und Prinzipien geprägt hat. Nach den Skandalen der Vergangenheit kann es als Deschamps’ Verdienst gelten, dass der größte Aufreger bisher der „Badelatschen-Eklat“ um Paul Pogba war. Der hatte gegen die internen Kleidungsregeln verstoßen, indem er zum Abendessen in etwas legererem Schuhwerk erschien. Deschamps ließ den schillerndsten Individualisten im zweiten Gruppenspiel gegen Albanien draußen, auch Antoine Griezmann fand sich schon auf der Bank wieder.

Die Botschaft war deutlich: Auf Namen wird keine Rücksicht genommen. „In dieser Hinsicht hat ihn die Zeit unter Trainer Marcello Lippi besonders geprägt“, sagt Kohler. Kein Vergleich zu jenen Tagen, als Spieler bei der WM 2010 das Training boykottierten oder Samir Nasri zwei Jahre später einem Journalisten nach dem EM-Aus an die Gurgel wollte. Die Nationalmannschaft befand sich vor Deschamps in der Krise, die besten Fußballer des Landes galten als untrainierbare, verzogene Flegel, die bei Heimspielen aufgrund ihres Verhaltens vom Publikum ausgepfiffen wurden.

Deschamps hat das Ansehen der Auswahl wieder verbessert. Strikt regelte er auch die Erpressungs-Affäre um Karim Benzema und Mathieu Valbuena. Für beide war kein Platz im Kader, obwohl es sich bei Benzema um den gefährlichsten französischen Angreifer der letzten Dekade handelt. Benzemas Ausbootung brachte Deschamps Rassismus-Vorwürfe ein. Unbekannte beschmierten sogar Deschamps’ Haus, in dem er mit seiner Frau und der Tochter lebt. Angeblich hat er sich darüber nicht sonderlich geärgert sondern wie es seine Art ist, selbst angepackt und den Schriftzug einfach entfernt.

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