Deutschland gegen Argentinien 2:4: Der Weltmeister kann auch verlieren
Die Premiere als Weltmeister ist missglückt: Deutschland verliert das Freundschaftsspiel gegen Argentinien mit 2:4 und offenbart große Abwehrprobleme.
Eine knappe Stunde war vorüber, als in Düsseldorf das Remake eines fußballhistorischen Moments zu besichtigen war. Mario Götze stand an der Seitenlinie bereit. Er würde gleich für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft aufs Feld kommen. Gegen Argentinien. Wie vor 52 Tagen, im WM-Finale von Rio de Janeiro. Doch diesmal würde der Münchner dem Spiel nicht mehr die entscheidende Wende geben, das war bereits zu diesem Zeitpunkt klar. 1:4 lag das deutsche Team gegen die Südamerikaner zurück. Götze traf zwar tatsächlich noch, verkürzte allerdings nur zum 2:4 (0:2)-Endstand. Im ersten Spiel nach dem WM-Triumph erlebte der Weltmeister ein mittelschweres Debakel.
Für die Deutschen war es ein ärgerliches Resultat, auch wenn das Team wenig mit dem gemeinsam hatte, das vor knapp acht Wochen in Rio gesiegt hatte. Nur vier Spieler aus der Final-Startelf standen auch in der Anfangsformation: Torhüter Manuel Neuer, Benedikt Höwedes, Toni Kroos und Christoph Kramer. Der vermeintlichen Revanche gegen den Finalgegner durften sich vor allem jene Spieler stellen, die in Brasilien weitgehend ohne Einsatz geblieben waren: Kevin Großkreutz, Julian Draxler, Erik Durm und Matthias Ginter. Dazu kamen die beiden Rückkehrer Marco Reus und Mario Gomez.
Gemessen an den Umständen sah der Auftritt des Weltmeisters, zumindest im Spiel nach vorne, zunächst gar nicht so übel aus. Gomez hatte schon in der Anfangsphase eine erste große Chance. Nach einem feinen Pass von Christoph Kramer und perfekter Ballannahme kam er frei vor Torhüter Sergio Romero zum Abschluss. Er schaffte es allerdings nicht, den Torhüter der Argentinier zu überwinden.
Mario Gomez war die fehlende Spielpraxis anzumerken
Eigentlich hegt der Stürmer vom AC Florenz recht positive Erinnerungen an Düsseldorf. In diesem Stadion hat 2007 seine Länderspielkarriere begonnen, gleich bei seinem Debüt traf Gomez damals gegen die Schweiz. Das Spiel gegen die Argentinier war nun so etwas wie ein zweites Debüt für den 29-Jährigen, nachdem er von Bundestrainer Joachim Löw nicht für die WM nominiert worden war. Allerdings mit weniger Erfolg. Gomez war die fehlende Praxis deutlich anzumerken. Auch bei seiner zweiten guten Chance, als er aus sieben Metern an der Schuhspitze Romeros scheiterte.
Zu diesem Zeitpunkt führten die Gäste bereits – weil die Deutschen in der Defensive nicht immer mit der nötigen Entschlossenheit zu Werke gingen. Angel di Maria, im Finale nicht dabei, hatte auf der rechten Seite reichlich Platz, flankte den Ball mit dem Außenrist seines starken linken Fußes in den Fünfmeterraum, Sergio Agüero vollendete unbedrängt zum 1:0.
Di Maria war Argentiniens bester Mann
Auch vor dem 2:0 hatte der Vizeweltmeister viel Platz. Der kollektive Wille zur Verteidigung ging der deutschen Offensive ein wenig ab. Wieder flankte di Maria von der linken Seite, Erik Lamela vollendete mit einem Volleyschuss. Manuel Neuer hatte erneut keine Abwehrchance. Anders als der deutsche Torhüter, der direkt nach der Pause das 0:3 kassierte. Doch der hieß nicht mehr Neuer, sondern Roman Weidenfeller. Der Dortmunder blieb erstaunlich unbeteiligt, als eine Freistoßflanke, erneut von di Maria, in seinen Zuständigkeitsbereich segelte. Federico Fernandez, von Ginter nicht entscheidend gestört, traf per Kopf.
Für den Weltmeister wurde es nun ein wenig peinlich: Nur drei Minuten später setzte sich der überragende di Maria spielerisch leicht an der rechten Seite durch, mit einem Lupfer überwand er Weidenfeller und schoss so das vierte Tor für Argentinien. Der Wille, sich nicht komplett vorführen zu lassen, war den Deutschen nicht abzusprechen. Bei allen erklärbaren Defiziten zeigten sie zumindest den Ehrgeiz, das Ergebnis etwas weniger blamabel aussehen zu lassen. André Schürrle gelang im Nachschuss nach einer Ecke das 1:4. Und der Weltmeister versuchte es weiter, verbuchte durch Marco Reus noch einen Pfostenschuss, ehe Mario Götze mit einem abgefälschten Volleyschuss noch das Tor zum 2:4 gelang.
Bundestrainer Joachim Löw sagte nach dem Spiel: "Man sieht, wie eng die Weltspitze zusammen ist." Sein Team habe sicher einige Fehler gemacht, aber man könne der Mannschaft keine Vorwürfe machen, da es viele Ausfälle gegeben habe und die Mannschaft in der Zusammensetzung keine Spielpraxis habe. Löw lobte vor allem die Anfangsphase, als Deutschland sich einige Chancen erspielt hatte. Er warnte aber: "Wir müssen als Weltmeister beweisen, dass wir noch hungrig sind."
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