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Deutsche Meister mit Berliner Regierendem. Die Eisbären nehmen den Pokal in Beschlag und lassen sich von Klaus Wowereit beklatschen.
© dpa

Meister der Nacht: Der vielleicht größte Triumph der Eisbären

Sechs Meisterschaften in acht Jahren - die Eisbären dominieren die DEL scheinbar nach Belieben. Und doch war der jüngste Titel ein ganz besonderer für die Berliner.

Er konnte sich einfach nicht lösen von seiner Arbeitskleidung. Nicht nach all dem, was er erlebt hat. Nicht nach diesem Spiel. In voller Montur stapfte Sven Felski also kurz vor Mitternacht durch den Vip-Raum der Arena am Ostbahnhof – in durchgeschwitzter Eishockeyausrüstung inklusive Schlittschuhen. Das Spiel war schon lange vorüber, die Meisterschaft gewonnen. Aber wer weiß schon, wie oft er diese Kluft noch tragen wird. 37 Jahre alt ist Felski, vor 33 Jahren ist er zum ersten Mal ins Sportforum zu Hohenschönhausen gestiefelt, mittlerweile hat er genau 1000 Spiele für die Eisbären bestritten. Und eigentlich „kann es keinen schöneren Moment als diesen geben“, sagte er, nachdem er den Pokal in den Händen gehalten hatte, der für die nunmehr sechste Meisterschaft des Berliner Eishockeyklubs steht.

Es sah an diesem Dienstagabend so aus, als würde Felski Abschied nehmen von seiner aktiven Karriere. Endgültig entscheiden will er sich während der Sommerpause. Aber auch so kommt auf Eisbären-Manager Peter John Lee viel Arbeit zu: Er hat einige Lücken im Kader zu schließen. Ob die Langzeitverletzten Stefan Ustorf und Denis Pederson noch einmal aufs Eis zurückkehren werden, ist höchst fraglich. Und auch Kapitän Richie Regehr wird den Klub wohl verlassen – voraussichtlich Richtung Schweden. „Wenn er ein besseres Angebot von einem anderen Verein bekommt, können wir nichts machen“, sagte Lee direkt nach dem Finale. Eine gute Nachricht hatte der Manager aber auch zu verkünden. Angreifer Barry Tallackson, der nach dem Spiel von der Deutschen Eishockey-Liga als wertvollster Spieler der Play-offs ausgezeichnet wurde, hat seinen Vertrag bis 2014 verlängert. „Es war unglaublich, was Barry in dieser Saison geleistet hat, dafür musste er belohnt werden“, sagte Lee, bevor er sich wieder in die Feierlichkeiten stürzte.

Der Sieg der Eisbären im fünften und die Meisterfeier in Bildern:

Nachdem der offizielle Teil der Meisterparty ausgeklungen war und die Profis die ersten Champagner- und Bierflaschen geleert hatten, ging es in der Kabine weiter, und die Getränke kamen nun nicht mehr aus Flaschen, sondern aus Fässern. Dazu gab’s Zigarren und laute Musik. Zeit zum Duschen fanden die Sieger dabei nicht. Wie Felski liefen viele noch in ihren Trikots herum. Einige bis spät in die Nacht, als die Eisbären noch weiterzogen in einen Club in Berlins Mitte. Trainer Don Jackson hatte sich da längst zurückgezogen. Er freue sich einfach nur, seine Spieler „so glücklich zu sehen“, hatte der US-Amerikaner gesagt. „Sie haben so einen fantastischen Charakter gezeigt.“

Im vierten Finale war eigentlich schon alles verloren

Der hatte letztlich entschieden. Im fünften Spiel waren die Adler Mannheim lange überlegen, bevor die Eisbären den 0:1-Rückstand mit einem finalen Kraftakt in einen 3:1-Sieg drehten. „Wie wir zurückgekommen sind, war unglaublich“, sagte Stürmer Darin Olver, der das vorentscheidende 2:1 erzielte. Ganz so spektakulär wie am Sonntag, als die Berliner ein 2:5 aufgeholt und noch 6:5 gewonnen hatten, fiel das Comeback diesmal nicht aus, aber wieder war es der Wille der Eisbären, der sie zum großen Triumph, dem sechsten binnen acht Jahren, trieb.

Bei aller Brisanz blieb die Serie erstaunlich fair. Auch unter den Fans. „Adler Mannheim“, skandierten die Eisbären-Anhänger, als sich die Spieler der Gäste ihre Medaillen auf dem Eis abholten. Eine erstaunliche Episode, denn eigentlich sind die Adler der erklärte Rivale der Berliner. Dass sie dem nun lautstark Respekt bekundeten, war eine Anerkennung für den großen Sport, den der Vizemeister geboten hatte. Die Mannheimer Spieler waren natürlich trotzdem bedient. Wehmütig starrten sie dem Pokal hinterher, an dem sie so nah dran waren.

Den großen Pott schnappte sich am Ende übrigens einer, der in der Finalserie gar nicht mitgespielt hatte. André Rankel war gesperrt. Als es längst wieder hell war, fuhr er im Taxi mit der Trophäe davon. Sven Felski feierte da noch. Eine große Meisterschaft und vielleicht ein bisschen auch sich selbst.

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