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Leeres Stadion beim Aufwärmen, später wurde es zumindest ein bisschen voller.
© AFP

Wenig Zuschauer in der Champions League: Der VfL Wolfsburg ist größer als seine Stadt

Der VfL Wolfsburg spielt Champions League - doch im Stadion bleiben viele Plätze frei. Dabei stimmt die Infrastruktur in der Stadt. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Claus Vetter

Im Jahr 2014 haben sie bei VW in Wolfsburg allein in der dreiwöchigen Ferienzeit 22 300 Autos fertig geschraubt. Eine gigantische Zahl für Wolfsburger Verhältnisse: Hätte sich jeder Zuschauer, der am Dienstag im Stadion neben der Autostadt das Champions-League-Spiel des VfL gegen ZSKA Moskau gesehen hat, ein Auto aus der Sommerferienzeitproduktion gekauft, dann... wären sie auf über 2000 Autos sitzengeblieben bei VW.

Vielleicht wären sie die Autos im nicht weit entfernten Magdeburg losgeworden. Aber von dort fährt keiner zum Fußballschauen nach Wolfsburg. In Magdeburg sahen am Dienstag 15 000 Zuschauer lieber den Drittliga-Knaller FCM gegen VfL Osnabrück statt Champions League. Das Umland schaut weg, wenn Wolfsburg spielt. Von Braunschweig bis Salzgitter. Und in Hannover tun sie so, als würden sie die Nachbarstadt mit kurzer Geschichte nicht mal kennen.

Die Wolfsburger sind einsam mit ihrem Spitzensport, beim Eishockey etwa ist der EHC trotz guter Leistungen seit Jahren Zuschauerschlusslicht der Liga. Dabei stimmt die Infrastruktur in Wolfsburg: Die Stadt ist viel schöner und gemütlicher, als fast alle Menschen außerhalb Wolfsburgs glauben, und ihre Sportstätten sind zuschauerfreundlich und modern.

Aber das Drumherum stimmt nicht: Das unwillige Umland, die Nichttradition, der Schichtbetrieb bei VW – und die Einwohnerzahl. Wolfsburg hat eben nur 122 000 Einwohner, jeder Sechste war am Mittwoch im Stadion. Wenn prozentual so viele Berliner zu einem Hertha-Spiel gehen wollen, müsste das Olympiastadion ausgebaut werden, auf etwa 700 000 Zuschauerplätze. Wolfsburg hat so gesehen nicht wenige Zuschauer. Das Fußballteam ist einfach deutlich größer als die Stadt.

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