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Christian Prokop wurde ziemlich unschön vom Deutschen Handballbund entlassen.
© imago images/Bildbyran

DHB entlässt Handball-Bundestrainer: Der Umgang mit Christian Prokop ist heuchlerisch

Zu dem neuen Bundestrainer Gislason kann man dem DHB nur gratulieren. Das gilt gewiss nicht für den Umgang mit Christian Prokop. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christoph Dach

Unter den Millionen Fußball-Bundestrainern gibt es nicht wenige, die seit längerer Zeit das Aus des einen, also des amtierenden Bundestrainers fordern. Ist Jogi Löw noch der richtige Mann für den DFB? Gibt es keinen Besseren?

Wer diese Fragen aufwirft, stellt schnell fest: Viele naheliegende Lösungen und Kandidaten sind nicht auf dem Markt, die eine schon mal gar nicht. Jürgen Klopp? Wird einen Teufel tun und Liverpool verlassen! Jupp Heynckes? Kümmert sich verdientermaßen nur noch um Hund, Haus und Familie! Aber sonst? Fällt einem nicht viel ein.

Im Handball gestaltet sich die Gemengelage ein wenig anders. Seit dem Frühjahr war einer der erfolgreichsten Trainer der vergangenen Jahrzehnte auf dem Markt, ein anerkannter Fachmann und Ex-Profi, der alles, aber wirklich alles erlebt, gesehen und gewonnen hat.

Seither hat sich Alfred Gislason, ein studierter Historiker und Hobbygärtner, vorrangig um den Garten seines Hauses in der Nähe von Magdeburg gekümmert und natürlich um seine Enkel. Nun ist der Isländer zurück im Geschäft: Am späten Donnerstagnachmittag machte der DHB öffentlich, dass Gislason mit sofortiger Wirkung die Nachfolge von Christian Prokop antritt. Vor der Olympia-Quali im April in Berlin und den Spielen von Tokio brauche es neue Impulse, hieß es in der Begründung.

Die Entscheidung pro Gislason ist extrem logisch

Die Entscheidung des weltgrößten Handball-Verbandes ist nicht nur nachvollziehbar, sondern extrem logisch. Gislasons Erfahrung steht außer Frage, seine sportliche Kompetenz sowieso. Mit 60 Jahren ist er zudem in einem Alter, in dem ihm der Posten als Bundestrainer deutlich besser zu Gesicht steht als der tagtägliche Stress eines Vereinstrainers.

Insofern kann man dem DHB nur zu seinem jüngsten Entschluss gratulieren - wenn, ja wenn es da nicht noch einen zentralen Kritikpunkt gäbe: nämlich den heuchlerischen Umgang mit Christian Prokop.

Der Verband stehe „natürlich“ hinter ihm, hatte Sportvorstand Axel Kromer noch während der EM im Januar stellvertretend für die DHB-Spitze gesagt. Intern gebe es keine Differenzen, die Entwicklung des Teams stimme. Überhaupt werde keine Trainerdiskussion geführt, höchstens von den Medien selbst. Keine zwei Wochen sind seitdem vergangen - und man muss feststellen: Es waren leere Worthülsen, Aussagen ohne Gehalt, mit denen die DHB-Oberen vor allem eines aufs Spiel gesetzt haben: ihre Glaubwürdigkeit. 

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