Wales siegt dank Bale und Ramsey: Der Türkei droht das EM-Aus
Wales ist dank seines Stars Gareth Bale auf dem besten Weg in die K.o.-Runde der Fußball-EM. Die Türkei steht hingegen schon jetzt massiv unter Druck.
In der Mitte des jubelnden Mannschaftskreises brüllte Gareth Bale seine Emotionen heraus und führte das Team dann vor die kleine Partymeute der walisischen Fans. Mit seinen Topstars Bale und Aaron Ramsey als Frontmänner hat Wales der Türkei ihr „Heimspiel“ in Baku verdorben und die eigenen Anhänger weiter vom Achtelfinale bei der Fußball-Europameisterschaft träumen lassen. Die Mannschaft von Trainer Robert Page besiegte die von rund 30 000 enthusiastischen Anhängern unterstützten Türken am Mittwoch verdient mit 2:0 (1:0). Während fast alle Zuschauer das Nationalstadion schnell verließen, schallten die Gesänge der Waliser noch lange durch die Arena.
„Die Kulisse war fantastisch heute“, sagte Matchwinner Bale und schwärmte von einer fantastischen Mannschaftsleistung. „Wir wussten, dass wir heute eine gute Chance haben zu gewinnen. Ich denke, es war ein verdienter Sieg. Wir sind in einer fantastischen Position jetzt“, urteilte er. Er habe nach seinem verschossenen Elfmeter weitergemacht, gekämpft und den zweiten Treffer vorbereitet.
Vor den Augen des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan, seines aserbaidschanischen Amtskollegen Ilham Aliyev und UEFA-Chef Aleksander Ceferin erzielte Ramsey nach sehenswertem Pass von Bale in der 42. Minute das erste Tor. Connor Roberts (90.+5) nach Bale-Vorarbeit sorgte für den Schlusspunkt. „Wir haben heute sehr gut gespielt vor allem in der ersten Halbzeit“, meinte Ramsey. „Jetzt können wir mit viel Selbstvertrauen nach Italien fahren.“
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Bale verpasste mit einem verschossenen Foulelfmeter (61.) zwar die frühe Entscheidung, doch mit vereinten Kräften brachten die „Drachen“ den Vorsprung über die Zeit. Mit dem Sieg und einem Remis gegen die Schweiz im ersten Spiel liegt Wales in Gruppe A voll im Soll. Die Türkei steht mit null Punkten nach zwei Partien dagegen vor dem Aus. „Wir sind traurig“, sagte Trainer Senöl Günes. Man sei nun in einer „schwierigen“ Situation. „Ich wünschte, wir hätten hier gewonnen.“
Die Türken reagierten auf die über weite Strecken harmlose Vorstellung gegen Italien (0:3). Trainer Senöl Günes brachte den früheren Schalker Kaan Ayhan in der Innenverteidigung und setzte dafür den Eigentorschützen Merih Demiral zunächst auf die Bank. Cengiz Ünder sollte der Offensive anstelle von Yusuf Yazici mehr Durchschlagskraft verleihen.
Bei den Walisern führte Bale die gleiche Formation wie zuletzt auf den Rasen, auf dem die Spieler beider Mannschaften und Schiedsrichter Artur Dias aus Portugal als Protest gegen Rassismus vor Spielbeginn niederknieten.
Mit ihrem eingespielten Team hatten die Waliser dann auch gleich die erste Torchance. Nach Vorarbeit von Bale scheiterte Ramsey (6.) am türkischen Schlussmann Ugurcan Cakir. Vor der stimmungsvollen Kulisse begannen beide Teams schwungvoll. Trotz der „Türkiye, Türkiye“-Rufe von den Rängen hatte Wales den besseren Start. Nach einem wiederum vorzüglichen Zuspiel von Bale jagte erneut Ramsey den Ball freistehend aber weit über das Tor.
Die Türken wurden im Stadion nicht nur verbal, sondern auch optisch unterstützt. Vor der Arena wurden türkische und aserbaidschanische Fahnen verteilt, Tausende davon während des Spiels geschwenkt. Die beiden Nationen fühlen sich eng miteinander verbunden und bezeichnen sich als „Brüder“. Auch ein paar Riesenfahnen der Türkei waren ausgebreitet.
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Die Euphorie von den Rängen aber übertrug sich nur sporadisch. Wales' Mittelfeldspieler Joe Morrell klärte zweimal vor der Torlinie gegen Ayhan (30.) und Caglar Söyüncü (31.). Doch mitten in einer Phase von türkischer Dominanz schlug Wales zu: Zum dritten Mal bediente Tottenham-Profi Bale seinen Offensivpartner Ramsey, der diesmal Cakir spielerisch überwand und dem EM-Halbfinalisten von 2016 eine 1:0-Pausenführung bescherte.
Mit zwei Wechseln - Demiral für Okay und Yazici für Ozan Tufan - versuchten die Türken, nach der Pause das Blatt zu wenden. Doch lediglich Kapitän Burak Yilmaz (54.) kam zu einer verheißungsvollen Möglichkeit, verfehlte das Tor aber deutlich.
Dann sorgte ausgerechnet Bale über ungläubiges Staunen und versteinerte Gesichter bei den walisischen Fans auf der Tribüne: Nachdem der 31-Jährige im Strafraum gefoult wurde, trat er selbst zum Elfmeter an - und schoss meterweit über das Tor. Kurz darauf schoss Cakir den Waliser an, von dem Ball nur um wenige Zentimeter vom türkischen Tor vorbei trudelte. Der auffälligste Akteur der Partie hatte in der 80. Minute eine weitere Chance. Dem anschließenden Druck der Türken in der hektischen Schlussphase mit Rangeleien zwischen den Spielern hielten die Waliser mühelos stand. (dpa)