Konstanze Klosterhalfen über ihre Rekordzeit: „Der Schritt in die USA hat mir zu dem Niveau verholfen“
Nach ihrem sensationellen Rennen über 5000 Meter muss sich Konstanze Klosterhalfen viele kritische Fragen gefallen lassen. Doch sie kontert.
Sie kam im Bauch des Olympiastadions um die Ecke gebogen, frisch und lächelnd, als wäre dieser Abend ohne jede Anstrengung gewesen. Konstanze Klosterhalfen aber hatte wenige Minuten zuvor nicht nur fast alle Läuferinnen über 5000 Meter überrundet. Sie hatte auch den deutschen Rekord pulverisiert. In 14:26,76 Minuten raste sie bei den deutschen Leichtathletikmeisterschaften in Berlin am Samstag durchs Ziel. Das war 16 Sekunden schneller als der Rekord von Irina Mikitenko im Jahr 1999 und im Übrigen 25 Sekunden schneller als ihre eigene Bestzeit. "Es war, als würde man fliegen", sagte sie.
Tatsächlich schien Klosterhalfen förmlich an ihren Gegnerinnen vorbeizufliegen. Schon nach einer Runde hatte die 22-Jährige die Konkurrenz abgehängt. Eine Reporterin stellte anschließend fast schon vorwurfsvoll die Frage, was sie darüber denke, dass ihre chancenlose Rivalin, die Ulmerin Alina Reh, richtig sauer gewesen sei. Dazu konnte Klosterhalfen natürlich nichts Erhellendes beitragen. Ihr kann es nur schwer leid tun, dass sie die Konkurrenz in Grund und Boden rennt.
Klosterhalfen, geboren in Bonn, begann mit fünf Jahren mit der Leichtathletik. Mit zwölf Jahren wurden die ersten Menschen in ihrem Umkreis auf ihre Leistungen aufmerksam. Sie trainierte immer mehr, wurde 2014 U-18- Meisterin. Schnell war dem Deutschen Leichtathletikverband klar, dass es sich bei ihr um eine Ausnahmeläuferin handeln musste.
Klosterhalfen bestätigte das. Schon mit 20 Jahren lief sie die 800 Meter unter zwei, die 1500 Meter unter vier und die 5000 Meter unter 15 Minuten. In der Leichtathletik spricht man hierbei von einem Triple, und ein solches Triple hat in Klosterhalfens Alter noch nie eine Läuferin geschafft. In diesem Jahr steigerte sie sich noch einmal enorm. Sie legte nicht nur am Wochenende den fulminanten Lauf über 5000 Meter im Olympiastadion hin. Schon beim Diamon-League-Meeting in Stanford Anfang Juli hatte sie den deutschen Rekord, ihren eigenen, über 3000 Meter um zehn Sekunden auf 8:20,07 Minuten unterboten.
"Schuld" sind grundsätzlich die Doper und nicht eine ganze Sportart. Und im erweiterten Sinne Schuld sind die Profiteure, die mit den "Dopern" Geschäfte machen. Zum Beispiel Sponsoren, Verbände und Medien.
schreibt NutzerIn Mercury
Die schwindelerregenden Zeiten fallen zusammen mit ihrem Wechsel ins Nike Oregon Project in diesem Jahr. So heißt das von dem US-amerikanischen Sportartikelhersteller üppig finanzierte Trainingszentrum der Westküste der USA. Leichtathletikgrößen wie Mo Farah haben dort bereits trainiert. Geleitet wird das Trainingszentrum von Alberto Salazar, einer Langstreckenkoryphäe in seinem Heimatland. Aber eben auch einem Mann, um den es seit vielen Jahren Dopinggerüchte gibt und gegen den ermittelt wird (der Tagesspiegel berichtete erst Mitte Juli, aber auch schon im Jahr 2015).
Klosterhalfen sagte nach ihrem Rekordlauf am Samstag zu den Gerüchten um Salazar, dass sie nur Gutes über das Trainingszentrum berichten könne. "Der Schritt in die USA hat mir zu dem Niveau verholfen", sagte sie. "Das Training dort ist intensiver, von der Struktur her schlauer." Zudem seien die Maßnahmen für die Regeneration auf einem anderen Niveau. Deshalb ist auch sie auf einem anderen Niveau. Doch je höher ihr Niveau in diesem Umfeld noch werden wird, desto mehr wird gefragt werden, wie so etwas möglich ist. Das mag in vielen Fällen ungerecht sein. Aber daran hat die Leichtathletik selbst Schuld.