Doping-Opfer-Hilfe: Der Rückzug von Ines Geipel ist eine Chance
Ines Geipel war eine verdienstvolle Kämpferin für die DDR-Dopingopfer. Ihr Rücktritt ist dennoch der richtige Schritt. Ein Kommentar.
Selbst ihre größten Feinde, und davon gibt es einige, werden Ines Geipel in dieser Aussage kaum widersprechen: „Ich habe es fünfeinhalb Jahre gemacht und einiges erreicht“, ließ die Vorsitzende des Vereins Dopingopfer-Hilfe (DOH) am Dienstag mitteilen. Geipel gibt den Posten nun ab, Nachfolger soll der Heidelberger Sportrechtler Michael Lehner werden. Geipel erstritt mit viel Verve Entschädigungszahlungen für die Opfer des DDR-verseuchten Leistungssports. 2016 wurde ein Entschädigungsgesetz in Höhe von 10,5 Millionen Euro verabschiedet und am 23. November dieses Jahres ging sogar eine Aufstockung um 3,15 Millionen Euro durch den Bundesrat. Das ist erst einmal ein Erfolg.
Doch je größer die Zahlen wurden, die unter Geipels Anleitung für die Opfer freigemacht wurden, desto größer wurde der Zweifel. Alte Weggefährten, DOH-Gründungsmitglieder wie Henner Misersky oder Werner Franke, Ikonen des Anti-Doping-Kampfes, distanzierten sich von Geipel. Das taten selbst Dopingopfer wie Marie Katrin Kanitz oder Uwe Trömer. Sie alle unterstellten Geipel mehr oder weniger, dass sie übertreibe, die Opferzahlen überhöhe.
Geipels Rückzug ist eine große Chance für die Dopingopfer-Hilfe
Geipel reagierte harsch und sehr persönlich auf die Vorwürfe, so dass der Streit derjenigen, die sich eigentlich zusammen für die Dopingopfer einsetzen sollten, eine unschöne Eigendynamik aufnahm. Das alles hatte zudem den Nebeneffekt, dass sich in der Debatte nun immer lauter diejenigen meldeten, die mit der Vergangenheitsaufarbeitung des DDR-Leistungssportsystems ohnehin nichts anfangen können. Weil sie entweder selbst belastet sind oder weil sie der Ansicht sind, dass Geipels Verein die vielen Medaillen, die die DDR-SportlerInnen sammelten, nicht mehr glänzen lassen. Sie vielmehr schmutzig machen.
Geipels Rückzug ist eine große Chance für die Dopingopfer-Hilfe, weil die Vorbehalte ihre Person betreffend am Ende so groß waren, dass sie die anerkennenswerte Arbeit der DOH überstrahlten und behinderten. Die Dopingopfer haben es verdient, dass für sie und nicht um sie gestritten wird.