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Hält gut. Manuel Neuer könnte im ersten Spiel gegen Mexiko im Tor stehen.
© Christian Charisius/dpa

Nationalmannschaft: Der Plan mit Manuel Neuer scheint aufzugehen

Die spannendste Frage in der Nationalmannschaft lautet: Steht Manuel Neuer im Tor? Eine immer wahrscheinlichere Antwort lautet: Ja!

Die Trainingsbedingungen der deutschen Nationalmannschaft in Südtirol sind in den vergangenen Tagen ausreichend gepriesen worden: Seit dem letzten Besuch vor acht Jahren ist die Sportzone Rungg hochwertig modernisiert worden, die Zufahrtsstraße wurde gerade erst frisch asphaltiert.

Immer noch ist die Anreise aus dem Quartier für die Weltmeister rekordverdächtig kurz und der Rasen nach übereinstimmenden Aussagen in einem herausragenden Zustand. Allerdings ist die Akustik auf dem Trainingsplatz etwas seltsam. Wenn links auf der Haupttribüne die Zuschauer lärmen, hört sich das an, als kämen die Geräusche von der gegenüberliegenden Seite.

Im Alltag der Nationalmannschaft spielt das keine große Rolle. Aber am späten Freitagnachmittag war kein Alltag. Auf den Tribünen drängten sich geladene Abordnungen der DFB-Sponsoren, dazu Nachwuchskicker örtlicher Fußballvereine, und selbst den Zaungästen, die das Gelände ausdauernd belagern, wurde ausnahmsweise Einlass zum Training der Nationalmannschaft gewährt.

Einmal – Bundestrainer Joachim Löw hatte seine Spieler gerade im Kreis um sich versammelt – riefen die Kinder: „Timo Werner, wink einmal!“ Löw unterbrach seine Ansprache, drehte sich zur Tribüne und mahnte mit eindeutigen Armbewegungen zur Ruhe.

Der Bundestrainer möchte seiner Arbeit möglich ungestört nachgehen. Die Tage in der Vorbereitung sind ihm seit jeher heilig – aus guten Gründen. Löw kann mit seiner Mannschaft nicht kontinuierlich arbeiten wie ein Vereinstrainer. Zwei Monate ist es her, dass die Nationalmannschaft zuletzt zusammengekommen ist; davor wiederum hatte der Bundestrainer seine Spieler mehr als vier Monate nicht gesehen. „Die Pausen sind einfach sehr lang“, sagt der 58-Jährige. „Wir tun gut daran, die Dinge wieder zu automatisieren.“

Das wird vor allem ab der kommenden Woche passieren. Bisher ging es in Eppan eher darum, „die Spieler aus ihren unterschiedlichen Belastungsstufen abzuholen und sie auf ein gemeinsames Level zu bringen“, sagte Löws Assistent Marcus Sorg. Mittelfeldspieler Leon Goretzka, von der ersten Minute an in Italien dabei, berichtete: „Die ersten Tage waren sehr intensiv.“

"Er macht einen sehr guten Eindruck"

Sieben Spieler sind erst am Freitag in Südtirol eingetroffen, die fünf Münchner Mats Hummels, Jerome Boateng, Niklas Süle, Thomas Müller und Joshua Kimmich, dazu Torhüter Marc-André ter Stegen vom FC Barcelona und Chelseas Antonio Rüdiger; am Samstag nahmen auch diese sieben erstmals am normalen Programm teil. Torhüter Manuel Neuer trainiert weiterhin ohne erkennbare Einschränkungen.

„Er macht einen sehr guten Eindruck“, sagte Sorg. Der Plan, dass der Kapitän bei der Weltmeisterschaft spieltauglich ist, könnte tatsächlich aufgehen. Joachim Löw hat in einem Interview mit der ARD nun präzisiert, dass er Neuer nur als Nummer eins nach Russland mitnehmen werde.

Noch nicht ganz so weit wie sein Münchner Teamkollege ist Jerome Boateng, wobei der Innenverteidiger mit seinem Muskelbündelriss auch nicht so lange ausgefallen ist wie Manuel Neuer mit seinem Mittelfußbruch. Boateng kann weiterhin nur individuell trainieren. „Wichtig ist, dass er zur WM spielfähig ist“, sagt Sorg. Ob Boateng einen Tag früher oder später in das Training einsteige, sei hingegen nicht wichtig. Das gilt auch für Toni Kroos, der nach seinem Einsatz im Champions-League-Finale mit Real Madrid am Samstagabend erst im Laufe der kommenden Woche in Eppan erwartet wird.

Die Testspiele gegen die deutsche U-20-Nationalmannschaft (vermutlich am Montag und am Mittwoch) wird Kroos also verpassen. In diesen Begegnungen erhalten die Nachwuchskicker, darunter Maximilian Mittelstädt, Sidney Friede und Jordan Torunarigha von Hertha BSC, in der Regel den Auftrag, die WM-Gegner der Deutschen möglichst originalgetreu zu kopieren.

„Wir wissen schon, was in der Vorrunde auf uns zukommen wird“, sagt Löw. Gegen Schweden, Südkorea, vielleicht sogar gegen Mexiko erwartet er extrem defensive Mannschaften, die versuchen, die Räume in der eigenen Hälfte eng zu machen: „Das müssen wir bespielen können.“

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