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Ray Lewis gilt als einer der besten NFL-Verteidiger überhaupt.
© AFP

Ray Lewis: Der letzte Tanz beim Super-Bowl

In Baltimore verehren sie Ray Lewis wie einen Heiligen. Dabei kommt er aus einem dubiosen Milieu. Sein letztes Spiel bestreitet er gegen die San Francisco 49ers beim Super Bowl.

Das Spiel war entschieden, die Baltimore Ravens hatten von den Indianapolis Colts nichts mehr zu befürchten, als Ray Lewis noch einmal aufs Feld kam. Niemand erwartete ihn dort, Lewis ist Verteidiger, und Baltimore war mit der Offensive am Zug. Was machte Lewis also? Er tanzte. So hat er es vor jedem Spiel in der National Football League (NFL) gemacht, 17 Jahre lang. In diesem Moment tanzte er letztmals vor den eigenen Fans den „squirrel dance“, den Eichhörnchentanz. Er hatte zuvor seinen Rücktritt zum Saisonende angekündigt. Außerdem stand fest, dass die Ravens kein Heimspiel mehr haben würden.

Beim Superbowl in New Orleans, wenn seine Baltimore Ravens gegen die San Francisco 49ers um die wichtigste Trophäe im American Football spielen (in der Nacht zu Montag, ab 0 Uhr, live bei Sat.1), wird Lewis wieder tanzen. Alle Kameras werden auf den 1,85 Meter großen und 110 Kilo schweren Hünen gerichtet sein. Dabei musste man immer befürchten, dass das nächste Spiel sein letztes sein würde. Die Ravens zählten vor der K.-o.-Runde bestenfalls zu den Außenseitern. Aber sie setzten sich zuerst bei den favorisierten Denver Broncos durch und schafften dann durch einen Sieg bei den New England Patriots die Teilnahme am größten Sportereignis der Welt.

Wie wichtig Lewis mit seinen 37 Jahren ist, zeigte sich zuletzt. Mit 44 Tackles in den Play-offs führt er die Liga an. Dabei ging Lewis nicht hundertprozentig fit in die letzten Spiele. Im Oktober hatte er sich am Trizeps verletzt und fiel für die restliche reguläre Saison aus. Ohne ihn schafften die Ravens nur eine Bilanz von zehn Siegen bei sechs Niederlagen. Kaum stand Lewis wieder auf dem Feld, zeigte die Mannschaft ein anderes Gesicht.

Soziales Engagement gegen die eigene Vergangenheit

In Baltimore verehren sie den Linebacker wie einen Heiligen. Nicht nur wegen der sportlichen Leistungen ist dort eine Straße nach ihm benannt. Die Stadt an der Ostküste ist in den USA für ihre hohe Arbeitslosen- und Kriminalitätsquote berüchtigt, das Stadtzentrum verfällt. Lewis engagiert sich ehrenamtlich, er hat eine Stiftung gegründet, die mittellose Menschen unterstützt. Sein Engagement verstand Lewis immer auch als Kampf gegen die eigene Vergangenheit. Er stammt aus Lakeland, einer Kleinstadt in Florida. Seine Mutter war 15 Jahre alt, als er geboren wurde. Lewis wuchs in ärmlichen Verhältnissen und ohne Vater auf.

Einem Milieu, dem er trotz seines Aufstieges zum Millionär nie ganz entkommen konnte. Im Januar 2000 wurde er festgenommen und von der Staatsanwaltschaft wegen Mordes angeklagt. Nach einer Party im Vergnügungsviertel von Atlanta war es zu einer Schlägerei gekommen, bei der zwei Menschen erstochen wurden. Die Hauptangeklagten waren zwei Freunde von Lewis, er selbst wollte angeblich nur schlichten. Auch gab es immer wieder Partnerinnen, die behaupteten, von Lewis geschlagen oder gewürgt worden zu sein. Von vier Frauen hat er sechs Kinder.

Mit den Ravens holte er eine Meisterschaft. Das Spiel war gleichzeitig sein Durchbruch. Er wurde zum wertvollsten Spieler gewählt – erst als zweiter Verteidiger überhaupt. Mit emotionalen Ansprachen motivierte Lewis seine Mitspieler. „Sind alle meine Kampfhunde da?“, brüllte er vor Spielen in den Pulk. Und zurück kam: „Wuo, wow, wow.“ Ähnlich will Ray Lewis seine Mitspieler auch diesmal einschwören. Zuvor aber wird getanzt. Der Eichhörnchen-Tanz. Zum allerletzten Mal.

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