Alba bei Bamberg: Der europäische Krisengipfel
Alba Berlin gegen Baskets Bamberg ist unter normalen Umständen ein Spitzenspiel – diesmal allerdings nicht. Wir erklären, welche fünf Probleme beide Teams haben.
Früher war es ein Spitzenspiel: Alba Berlin gegen Baskets Bamberg, da ging es oft um Tabellenführungen oder Titel. Vor dem Euroleague-Duell am Mittwoch um 20.45 Uhr in Bamberg stecken nun beide in der Krise. Die Bamberger haben sechs Pflichtspiele in Folge verloren, die Berliner sechs der vergangenen sieben. Wir nennen fünf Gründe, warum.
EUROLEAGUE
Elf Spiele, elf Niederlagen. Hängende Köpfe. Schlechte Laune. So schnell ist die Euroleague-Zwischenrunde der Bamberger erzählt. Manager Wolfgang Heyder spricht von „negativer psychischer Belastung“, die auf seinen Spielern laste. „Wir haben kein Selbstvertrauen momentan.“ Alba hat nur eines von elf Spielen gewonnen – gegen Bamberg. „Man konnte sehen, dass beide Teams nicht vollständig bereit waren, in der Top 16 zu spielen“, sagt der Berliner Trainer Sasa Obradovic. Auch die physische Belastung ist bei teils nur zwei Tagen Pause zwischen den Spielen hoch. „Das verkürzt Spielerkarrieren“, klagt Obradovic. Seinen Basketballern fehle die Emotion und Konzentration für 40 Minuten. Aber es gibt noch mehr Gründe.
VERLUSTE
Mit Slaughter, Tucker, Pleiß, Roberts, Suput und Jenkins haben erstmals seit Jahren viele Leistungsträger den Verein verlassen. Die Neuen konnten diese Verluste nicht auffangen. Center AJ Ogilvy fiel verletzt weg. Von Bostjan Nachbar sind nach gutem Start viele im Verein enttäuscht, der langjährige NBA-Profi rutschte aus der ersten Fünf, ihm wird eine zu lasche Einstellung vorgeworfen. Bei Alba rissen sich die Schlüsselspieler Nathan Peavy und Vule Avdalovic das Kreuzband. „Das hat unsere Planungen konterkariert“, sagt Geschäftsführer Marco Baldi. Andere Sommertransfers nehmen sich selbst aus dem Spiel: Center Albert Miralles ist bisher ein Flop, Nihad Djedovic schwankt zwischen Welt- und Kreisklasse.
NACHVERPFLICHTUNGEN
Auf die Verletzungen von Ogilvy und John Goldsberry sowie die Trennung von Sergerio Gipson reagierten die Baskets mit den Verpflichtungen von Jeremiah Massey, Alex Renfroe und Matt Walsh. Vor allem mit Power Forward Massey sind die Baskets unzufrieden. „Von ihm erwarten wir mehr“, sagt Manager Heyder. Speziell im Kampf um Rebounds müsse Massey sich steigern. Renfroe wurde erst vor zwei Wochen als Spielmacher geholt. „Wir müssen ihm Zeit geben“, sagt Heyder. Bei Alba ist der nachverpflichtete Brian Randle schon wieder weg, Derrick Byars nur ein Mitläufer. Die größte Enttäuschung aber ist Je’Kel Foster. Der frühere Münchner schwächelt offensiv, trifft in der Bundesliga nur ein Viertel seiner Würfe. Ein Spielmacher ist er ohnehin nicht. Der neue Center Ali Traoré muss nach einem halben Jahr Pause erst wieder in Form kommen.
MITEINANDER
Von der guten Form und dem harmonischen Zusammenspiel des Saisonbeginns ist bei beiden fast nichts mehr zu sehen. Im Bamberger Umfeld ist von Unstimmigkeiten zwischen Trainer Chris Fleming und Bostjan Nachbar die Rede. Die Fans beklagen zu wenig Einsatz des Teams und zu viel Eigensinn. „Wir spielen nicht zusammen, wie es nötig ist“, sagt Heyder. Von mieser Stimmung im Team will der Manager nichts wissen. „Die kommen schon miteinander aus.“ Auch bei Alba stimmen die Abläufe nicht, zumindest auf dem Feld. „Wir verstehen uns gut als Mannschaft“, sagt Spielmacher Heiko Schaffartzik. „Das merkt man daran, dass wir uns auch die Meinung sagen können.“
UNGEWISSHEIT
Wie gut die beiden Teams sind, lässt sich im Euroleague-Stress und in der ausgeglichenen Bundesliga kaum sagen. „Wir werden nach dem Euroleague-Ende Auftrieb bekommen“, glaubt Alba-Coach Obradovic. Auch Heyders Ziel ist nach wie vor die Meisterschaft. „Auch wenn das noch ganz schön viel Arbeit ist.“ Dominik Bardow/
Ingo Schmidt-Tychsen