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Trainer René Rydlewicz vom BFC Dynamo.
© imago/WORBSER

Regionalliga: Der BFC Dynamo sieht sich als Außenseiter

Vierte Liga ist nicht gerade standesgemäß für einen ehemaligen Europapokalteilnehmer wie den BFC Dynamo. Doch trotz positiver Entwicklungen will man hier über Aufstieg noch nicht den reden.

Wind weht durch das Sportforum, dieser großen Anlage mit dem morbiden Charme im Berliner Osten, zwischen Hochhausplattenbauten gelegen, und treibt den Geruch von frisch gemähtem Rasen in die Nase. Ein Traktor vertikutiert das Grün, Fußballplätze, eben wie Schachbretter, Bundesliganiveau. Nur auf den Wegen, da kämpft sich Unkraut zwischen den Betonplatten, von denen manche Risse haben, ans Tageslicht. Manche Gebäude verfallen, eingeschlagene Scheiben, Rost, Bäume auf den Dächern.

Hier hat der BFC Dynamo sein Zuhause, Serienmeister der DDR, heute Regionalligist, und steckt ebenfalls zwischen Vergangenheit und Moderne. Vierte Liga, nicht gerade standesgemäß für einen ehemaligen Europapokalteilnehmer. Anderseits, welche Turbulenzen hatte der Klub in seiner jüngeren Geschichte nicht schon zu überstehen? Insolvenz, Führungschaos, Fankrawalle. Daran gemessen ist die Tatsache, an diesem Wochenende ins dritte Regionalliga-Jahr in Folge zu gehen, keine schlechte.

Eine gewisse Erwartungshaltung

„Die Entwicklung der vergangenen Jahre ist sehr positiv“, sagt René Rydlewicz. Der neue Trainer sitzt in der Vereinsgaststätte, kurze Hose, kurzes Hemd, lockere Atmosphäre. An den Tischen essen Kinder verschiedener Altersstufen, Teilnehmer des Fußball-Feriencamps, zu Mittag. Sie verkörpern die Zukunft des Vereins, der BFC führt eine der größten Jugendabteilungen Berlins. Wenn sie alt genug für die Männermannschaft sind, will der BFC im Profifußball angekommen sein. Laut sagt das niemand, aber wie ambitioniert der Verein ist, zeigt, dass der Vertrag mit dem alten Trainer Thomas Stratos nach einem fünften und einem vierten Tabellenplatz nicht verlängert wurde. Sein Nachfolger Rydlewicz gibt sich betont locker, das Wort Aufstieg kommt ihm nie über die Lippen. Aber natürlich weiß auch er, dass der Klub allein seiner Historie wegen eine gewisse Erwartungshaltung schürt. Darüber will Rydlewicz aber nicht reden, als Favoriten sieht er andere. Energie Cottbus, seinen ehemaligen Arbeitgeber, und den Berliner AK. „Wenn einer von denen am Ende nicht ganz oben steht, wäre das schon sehr überraschend“, sagt Rydlewicz.

"Wir wollen mehr Zuschauer für uns gewinnen"

Seine Mannschaft sei eine, „die jede andere ärgern kann“. Jung ist sie, mit einigen Ausnahmekönnern wie dem ehemaligen Herthaner Thiago Rockenbach besetzt. Die neun Neuzugänge sind im Schnitt 18,3 Jahre alt, Perspektivspieler, die sich entwickeln können. Dynamo hat im Sommer einige Stammkräfte verloren, alles erfahrene Spieler. Geld soll in Zukunft sparsamer eingesetzt werden. Für ganz oben dürfte es damit in diesem Jahr nicht reichen. Rydlewicz verfolgt einen Plan der kleinen Schritte. „Zuerst einmal wollen wir mehr Zuschauer für uns gewinnen. Das geht mit attraktivem, offensivem Fußball“, sagt er. Derzeit trägt der BFC seine Heimspiele fernab seines eigentlichen Zuhauses, im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Prenzlauer Berg, aus. Dort empfängt der Klub zum Auftakt am Sonntag Aufsteiger Union Fürstenwalde (13.30 Uhr). Vergangene Saison fanden sich im Schnitt nur knapp über 1000 Zuschauer in dem von BFC-Fans ungeliebten Stadion ein.

Hoffnung auf Besserung macht die größere Anzahl an Vereinen mit Tradition. Lok Leipzig ist aufgestiegen, aus der Dritten Liga kam Energie Cottbus. Dazu Carl-Zeiss Jena, SV Babelsberg. „Ich glaube, es wird dieses Jahr Spaß machen“, sagt Rydlewicz. Ob Geldgeber Peter Meyer auch Freude an der neuen Saison hat, hängt vor allem von Rydlewicz und seiner Mannschaft ab.

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