Gegentor in der fünften Minute der Nachspielzeit: Der 1. FC Union verliert 1:2 bei Eintracht Frankfurt
Der 1. FC Union steht kurz von einem hart erkämpften Punktgewinn in Frankfurt, doch dann kommt die Eintracht noch einmal vor das Berliner Tor.
Filip Kostic beugte sich nach vorne und stützte sich mit den Händen auf den Oberschenkeln ab. Der überragende Linksaußen von Eintracht Frankfurt musste nach einem weiteren rasanten Sprint kurz durchatmen, lächelte aber leicht. Seine Gegenspieler vom 1. FC Union wirkten vom ständigen Hinterherlaufen hingegen völlig ausgelaugt, zum Lachen war ihnen nicht zumute. Zu deutlich war die Überlegenheit der Frankfurter, zu chancenlos waren die Berliner in dieser Phase.
Die Szene spielte sich wenige Sekunden vor der Halbzeit ab und besser ins Spiel fand Union auch nach der Pause kaum. Dennoch sah es bis in die fünfte Minute der Nachspielzeit nach einem Punktgewinn für die Berliner aus – bis Kostic ein letztes Mal flankte, Evan Ndicka köpfte und Frankfurt vor 24.000 Zuschauern glücklich, aber hochverdient 2:1 (1:0) siegte. Damit verpassten müde Berliner den möglichen Sprung auf einen Champions-League-Platz.
„Das war ein schwieriges Spiel für uns“, sagte Unions Trainer Urs Fischer. „Es ist ein verdienter Sieg für Frankfurt. Sie hatten genügend Möglichkeiten, um das Spiel früher zu entscheiden, nur das haben sie nicht gemacht. Und dann musst du diesen Punkt auch mitnehmen.“
Im Vergleich zum 1:0 in Haifa am Donnerstag wechselte Urs Fischer auf vier Positionen und hatte dabei eine große Überraschung parat. Anstatt des eigentlich gesetzten Niko Gießelmann stand Bastian Oczipka auf der linken Seite erstmals in der Bundesliga für Union in der Startelf. Zudem ersetzten Andreas Luthe, Christopher Trimmel und Grischa Prömel Frederik Rönnow, Julian Ryerson und Kevin Möhwald. Die Frankfurter hatten nach ihrem Europa-League-Auftritt auch nur zwei Tage zur Regeneration, Trainer Oliver Glasner schickte jedoch zum dritten Mal in Folge dieselbe Startelf auf den Rasen.
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Das war aufgrund des jüngsten Aufwärtstrends durchaus verständlich – und zahlte sich aus. Die Eintracht presste gut, schaltete schnell um und war in allen Belangen überlegen. Besonders auf der linken Außenbahn nutzten die Gastgeber ihren eklatanten Geschwindigkeitsvorteil. Kostic setzte immer wieder zum Sprint an, zwang Trimmel in unangenehme Eins-gegen-eins-Situationen und flankte gefährlich.
Nach einem Fehlpass von Robin Knoche erzielte Rafael Borré die vermeintliche Führung, stand dabei aber knapp im Abseits. Angesichts der drückenden Frankfurter Überlegenheit war das 1:0 aber nur eine Frage der Zeit – und fiel dann absolut vermeidbar nach einer Standardsituation. Eine Ecke von Kostic wehrte Trimmel zu kurz ab, und Djibril Sow schoss aus dem Rückraum ebenso platziert wie scharf in den rechten Winkel.
Union war am Ende völlig platt
Union wackelte bedenklich und hatte sehr viel Glück, dass die Eintracht das Spiel nicht schon Mitte der ersten Halbzeit entschied. Nach Vorlagen von Kostic fehlten bei den Kopfbällen von Daichi Kamada und Kristijan Jakic nur Zentimeter zum 2:0. Kostic schoss am Ende eines nicht sauber ausgespielten Konters ans Außennetz und bereitete eine weitere hundertprozentige Chance von Borré vor. „Wir haben eine großartige erste Halbzeit gespielt“, sagte Glasner. „Es muss aber zwei oder drei zu null für uns stehen.“
Fischer verzichtete in der Kabine dennoch auf personelle Änderungen und immerhin hatte sich seine Mannschaft so weit gefangen, dass Frankfurt kaum noch zu klaren Chancen kam. Nach vorne ging bei den Berlinern aber immer noch wenig, und das änderte sich auch nach den zahlreichen Wechseln nicht. Doch manchmal hilft halt auch der Zufall. Bei einer der wenigen Berliner Strafraumszenen trat Evan Ndicka Taiwo Awoniyi völlig naiv um. Max Kruse verwandelte den Elfmeter.
Union beschränkte sich danach aufs Verteidigen, Frankfurt fehlte die Durchschlagskraft. So deutete alles auf einen schmeichelhaften Berliner Punktgewinn hin. Doch die letzten Wochen haben gezeigt, dass man sich da gegen die Eintracht nie zu sicher sein sollte. Und so war es auch am Sonntag. Kostic flankte noch einmal, Elfmeterverursacher Ndicka stieg unnachahmlich in die Höhe und köpfte zum verdienten 2:1 ein. „Das haben wir nicht gut verteidigt“, bemängelte Fischer. (Tsp)