2. Fußball-Bundesliga: Der 1. FC Union enttäuscht beim 0:0 gegen Dynamo Dresden
Mehr als eine Halbzeit in Überzahl und trotzdem weitestgehend harmlos: Union verpasst gegen Dresden drei Punkte und die mögliche Tabellenführung.
Nur wenige Berliner wirkten nach dem 0:0 des 1. FC Union gegen Dynamo Dresden zufrieden, insofern bildete Patrick Ebert natürlich eine Ausnahme. Dresdens Impulsgeber, der viele Jahre lang die Hertha-Fans beglückt hatte, stellte nach dem Duell der beiden Traditionsvereine fest: „Wir haben 60 Minuten in Unterzahl gespielt und das dann super verteidigt.“ Wie genau die Dresdner den Berlinern die Nerven raubten, erklärte Ebert auch: „Wir wussten das Gogia und Mees gut im Eins-gegen-Eins sind und haben sie erfolgreich gedoppelt, so dass eigentlich nur Flanken aus dem Halbfeld heraus gekommen sind.“
Was für den 1. FC Union vor 22 012 Zuschauern im ausverkauften Stadion An der Alten Försterei noch herauskam, stellte kurz nach Eberts Statement der Trainer der Köpenicker, Urs Fischer, klar: Nämlich viel zu wenig. Eine Stunde lang durfte Fischers Elf in Überzahl spielen, nachdem Ioannis Nikolaou für zwei Fouls an Akaki Gogia und Grischa Prömel die Gelb-Rote Karte erhalten hatte. Fast eine Stunde lang offenbarte sich daraufhin die Berliner Offensivschwäche. Es fehlte vieles in Unions Spiel: Abstimmung und Genauigkeit, Zielstrebigkeit und Mut. Zwischenzeitlich schienen eher die Dresdner daran interessiert, mit zehn Mann einen Auswärtssieg zu erreichen. Von Union kam bis in die Schlussphase hinein erschreckend wenig.
„Am Schluss bin ich natürlich über das Resultat enttäuscht“, erklärte Fischer, „vor allem über die Art und Weise“. Er habe in der zweiten Halbzeit das Gefühl gehabt, dass seine Mannschaft eher Angst habe, ein Tor zu bekommen, als den Mumm, eines zu erzielen. „Ich hatte den Eindruck, dass die Mannschaft wirklich blockiert war“, schloss Fischer ein in dieser Deutlichkeit bisher selten zu hörendes Statement ab.
Bislang hatte der Schweizer die Union-Fans gerne damit vertröstet, dass alles eben seine Zeit brauche, man an der fehlenden Wucht im Angriff arbeite und sich die Resultate schon noch einstellen würden. Und da bisher die Ergebnisse stimmten – Union verlor noch kein einziges Pflichtspiel in dieser Saison –, hatte Fischer die Argumente stets auf seiner Seite. Gegen Dresden offenbarte sich aber einmal mehr, dass Union, trotz vieler technisch gut ausgebildeter Offensivkräfte, ein Offensivproblem hat, vielleicht sogar ein strukturelles.
In der Schlussphase traf Union noch zweimal den Pfosten
Vornehmlich nach Standardsituationen kam so etwas wie Gefahr fürs Dresdner Tor auf. Die erste Gelegenheit zur Führung bot sich Ken Reichel. Nach zehn Minuten schickte er den Ball knapp übers Tor. Dem vorausgegangen war ein Eckball von Unions Kapitän Christopher Trimmel, den Dynamos Torwart Markus Schubert genau in die Füße von Reichel verlängert hatte. Eine Unsicherheit, die allerdings folgenlos blieb. Kurz darauf erhielt Trimmel den Ball nach einem weiterem von ihm getretenen Eckstoß zurück und zog ab, der Versuch landete am Außennetz.
Ansonsten blieb die Stoffkeule von Unions Maskottchen „Ritter Keule“ das gefährlichste Instrument, mit dem die Unioner den Dresdnern drohen konnten. Fischer, der sein Team im Vergleich zum 0:0 in Paderborn auf zwei Positionen verändert hatte (Ken Reichel und Joshua Mees ersetzten Christopher Lenz und Marcel Hartel auf der linken Seite) musste feststellen, dass die spielerische Weiterentwicklung seiner Elf doch arg stockt. Was nach dem Platzverweis für Nikolaou umso ersichtlicher wurde. Ernüchtert stellte Fischer fest: „Den ersten Torschuss haben wir in der 80. Minute. Da musst du dir mehr zutrauen. Das haben wir heute nicht gut gemacht.“
Erst in der Schlussphase ergaben sich gegen die kräftemäßig abbauenden Dresdner noch zwei Pfostenschüsse. Grischa Prömel und Akaki Gogia hießen die Pechvögel. „Wir müssen mehr Torchancen herausspielen“, kritisierte Gogia später. Prömel sprach davon, dass Risiko, Mut und Überzeugung gefehlt hätten. „Ich erhoffe mir da von der ganzen Mannschaft mehr“, sagte er noch. Am Mittwochabend (18.30 Uhr) tritt der 1. FC Union im Pokal in Dortmund an. Fischer schickte eine kleine Warnung voraus: „Wenn du so auftrittst in Dortmund wie heute, dann kann's gefährlich werden.“ Er zögerte kurz, dann schickte er hinterher: „Also für uns.“