Vor dem Heimspiel gegen Mainz 05: Der 1. FC Union braucht dringend wieder Tore
Zwei Spiele ohne Sieg, zwei Spiele ohne Tor: Der 1. FC Union muss im Abstiegsduell gegen den 1. FSV Mainz 05 besonders seine Offensivprobleme beheben.
Ausgerechnet in diesen Zeiten ohne Zuschauer scheint es im Terminplan des 1. FC Union gerade nur noch Blockbuster zu geben. Zuerst kam der Saison-Höhepunkt gegen den FC Bayern, den die Köpenicker etwas unglücklich verloren. Es folgte die Horror-Show gegen Hertha. Nun kommt mit dem 1. FSV Mainz 05 an diesem Mittwoch (20.30 Uhr/Sky) ein direkter Konkurrent ins Stadion An der Alten Försterei – und damit der nächste Thriller.
Das Duell mit Mainz könnte man in bestem Fußball-Denglisch auch als einen regelrechten „Six-Pointer“ bezeichnen. Seit dem vergangenen Wochenende ist Union nur noch sechs Punkte von dem Relegationsplatz entfernt. Nur mit einem Sieg gegen die noch akuter gefährdeten Mainzer wird sich der Aufsteiger wieder sicher fühlen. Bei einer Niederlage würden die Berliner dort stecken, wo sie gar nicht hinwollen. Die Angst vor dem Abstieg mag noch nicht richtig spürbar sein, aber die Angst vor dem Abstiegskampf ist definitiv da.
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Nach den ernüchternden Ergebnissen gegen Bayern und Hertha muss Union also die Wende schaffen, und vor allem die Probleme der ersten Geisterwoche schnell abschütteln. In beiden Spielen haderte die Mannschaft von Urs Fischer noch mit einer kuriosen Schwäche beim Verteidigen von Standards, und nach dem Derby redete der Trainer vor allem von den „individuellen Fehlern“ in der Defensive. Baustellen gibt es aber nicht nur in den hinteren Reihen. Nach einem 0:2 und einem 0:4 steht auch der Angriff im Fokus.
Zum ersten Mal seit Oktober 2018 haben die Köpenicker in zwei Spielen hintereinander kein Tor geschossen. Das liegt auch daran, dass sie weniger Chancen als üblich kreiert haben. Im Durchschnitt gelangen der Mannschaft in dieser Saison etwas mehr als zwölf Torschüsse pro Spiel. In den vergangenen beiden Begegnungen waren es deutlich weniger: Neun Schüsse gab es gegen Bayern München, im Olympiastadion gegen Hertha waren es nur sieben.
„Es muss unser Ziel sein, noch mehr Gefahr im gegnerischen Strafraum zu kreieren“, sagte Fischer am Dienstag in der Pressekonferenz zum Spiel. In den vergangenen Tagen habe die Mannschaft auch „Übungen Richtung Tor gemacht“. In der englischen Woche bleibe aber nicht so viel Zeit, „um großartig etwas einzustudieren oder zu ändern“, sagte der Schweizer.
Zum Rotieren ist aber immer genug Zeit. „Auch aufgrund der letzten Resultate gibt es Handlungsmöglichkeiten“, sagte Fischer. Es könnte also am Mittwoch zu der einen oder anderen Änderung kommen, um dem Angriff neuen Schwung zu verleihen.
Vor allem von den Außenbahnen kam zuletzt weniger als üblich. Gegen Bayern konnte der spät eingewechselte Joshua Mees ein bisschen mehr Dynamik hereinbringen, und im Derby erzeugte Marius Bülter ab und zu mal Gefahr, aber sonst blieb Union auf den Flügeln harmlos. Ohne den verletzten Sheraldo Becker mangelt es an Schnelligkeit, und mit Akaki Gogia und Suleiman Abdullahi fallen zwei weitere Spieler für die Außenpositionen nach wie vor aus.
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Dazu hatte Top-Torschütze Sebastian Andersson in der Coronavirus-Pause mit Knieproblemen zu kämpfen. Er sucht in der Sturmmitte immer noch nach seiner alten Torgefahr. Von einem Verletzungsrückstand wollte Fischer aber nach dem Spiel gegen Hertha nichts hören. Der Schwede sei „körperlich bei 100 Prozent“, ihm fehle es nur wie allen anderen an Spielpraxis. Andererseits kann es Fischer nur erfreuen, dass mit Sebastian Polter und Anthony Ujah zwei weitere Mittelstürmer zur Verfügung stehen, die gegen ihren früheren Arbeitgeber Mainz besonders motiviert sein dürften.
Ein anderer ehemaliger Mainzer, Yunus Malli, ist mittlerweile auch wieder bei der Mannschaft, nachdem er aufgrund eines positiven Coronavirus-Tests wochenlang alleine trainieren musste. In der zweiten Hälfte des schon verlorenen Derbys nutzte Fischer die Chance, den Winter-Neuzugang wieder ein paar Minuten spielen zu lassen. „Am Schluss benötigen wir jeden“, sagte er mit Blick auf mögliche Verletzungen oder weitere Infektionsfälle.
Trotz der aktuellen Ausfälle hat er aber derzeit genug Optionen. Dafür hat Union mit seiner expansiven Transferpolitik in den vergangenen zwölf Monaten gesorgt. Nun hat der Aufsteiger zwar viele Stürmer, aber im Moment eben keine Tore. Und wie Fischer es sagte: „Am Schluss musst du Tore schießen, wenn du Spiele gewinnen willst.“