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Sheraldo Becker von Union Berlin jubelt nach seinem Treffer zum 2:0.
© Gora/dpa

Mit Effizienz zum Sieg gegen Mainz: Der 1. FC Union Berlin meldet sich zurück

Der 1. FC Union findet gegen Mainz zu alter Stärke zurück. Dank Sheraldo Becker lässt er die Themen Kruse und Krise hinter sich.

Das Stadion erhob sich und Applaus brandete auf bei der Auswechslung von Sheraldo Becker in der 76. Minute, der beim 3:1-Erfolg der Unioner über Mainz 05 der Matchwinner war. So laut war es im Stadion An der Alten Försterei lange nicht mehr gewesen. Nach dem sehenswerten Treffer von Becker kurz nach der Halbzeitpause gab es bei den Union-Fans kein Halten mehr und spätestens dann war auch Max Kruse nach Wochen endlich mal kein Thema mehr in Köpenick.

Zuletzt hatte sich bei den Berlinern immer wieder das gleiche Bild gezeigt: Ideenlosigkeit nach vorne, fehlende Kreativität und keine Ruhe am Ball. Außerdem fehlte oft die Eingespieltheit in der Offensive. Ähnlich präsentierte sich Union in der ersten Halbzeit gegen Mainz, auch wenn man dem Team von Urs Fischer deutlich anmerkte, dass es die Negativserie von drei sieglosen Spielen in Folge endlich beenden wollte.

So war auch der Führungstreffer von Genki Haraguchi eher ein Zufallsprodukt, gab den Berlinern aber direkt zu Beginn das nötige Selbstvertrauen zurück. Kein Zufall war dabei die Flanke, die von Matchwinner Sheraldo Becker kam. Der Niederländer war mal wieder einer der Aktivsten auf dem Platz, bot sich ständig an, forderte den Ball und suchte auch selbst mal den Abschluss.

Das sollte sich mit seinem Traumtor dann auch auszahlen und passte sowohl zu seinem Spiel an diesem Tag als auch dem der vergangenen Wochen. Er war stets einer der Wenigen, die mal für Gefahr sorgten im gegnerischen Strafraum. Was in den vergangenen Wochen einzig und allein gefehlt hatte, war die Effektivität vorm Tor, auch bei ihm.

Taiwo Awoniyi beendet seine Torflaute

Die Unioner kamen sowohl gegen Dortmund als auch gegen Bielefeld zwar zu ihren Chancen, ließen aber regelmäßig die Kaltschnäuzigkeit vorm Tor vermissen und wirkten teilweise nervös und fahrig im Abschluss. Die fehlende Effizienz wurde häufig bemängelt und nicht selten auf den Abgang von Max Kruse zum VfL Wolfsburg zurückgeführt.

Über drei Wochen war die Bekanntgabe des Wechsels von Kruse her und doch kreiste das Thema während der Vorbereitung auf das Heimspiel gegen Mainz über den Eisernen, auch wenn Kapitän Christopher Trimmel davon nichts wissen wollte nach der Partie: „Es gab intern überhaupt keine Unruhe, das war alles medial. Das hat uns nicht interessiert.“

Nachdem dann der Mainzer Dominik Kohr nach einer Stunde Gelb-Rot gesehen hatte, ergaben sich für Union immer mehr Räume und sie fanden endlich wieder zu ihrer gewohnten und erfolgreichen Spielweise zurück: Hinten sicher stehen und gefährliche Konter nach vorne fahren, verbunden mit der nötigen Konsequenz vorm Tor.

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So konnte selbst der eingewechselte Taiwo Awoniyi auch endlich seine Torflaute beenden, nach Vorlage von – Sheraldo Becker. Der Nigerianer hatte zuletzt wohl am meisten unter der Abwesenheit seines regelmäßigen Tor-Vorbereiters Kruse gelitten. Auf das Wiedersehen am nächsten Samstag in Wolfsburg freue er sich: „Es wird schön sein, ihm Hallo zu sagen.“

Am Dienstag geht es im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen den FC St. Pauli

Doch bevor es zum Aufeinandertreffen mit Kruse in Wolfsburg kommt, wartet mit dem FC St. Pauli am Dienstag (20.45 Uhr/ARD/Sky) im Viertelfinale des DFB-Pokals eine schwere Aufgabe. Schon vor dem Sieg gegen Mainz sei noch ein bisschen Zeit gewesen, den kommenden Gegner aus Hamburg im Spiel gegen den FC Ingolstadt im TV zu verfolgen, berichtete Fischer, der sich auch nach dem gestrigen Spiel sehr zufrieden zeigte. „Es ging heute vor allem um die Haltung, dass wir diese Situation so annehmen, wie sie ist, und das hat die Mannschaft toll gemacht“, sagte Fischer.

Es wäre unangebracht, bei Union nach der vermeintlichen Krise nun direkt wieder mit dem Thema Europapokal anzufangen, auch wenn die Köpenicker nach ihrem Sieg gegen Mainz nun auf dem siebten Tabellenplatz liegen und sich im Rennen um die internationalen Plätze zurückmeldeten. Mit diesem Thema kann der Schweizer Trainer wohl leben. Das Thema Kruse hat der 1. FC Union erst mal hinter sich gelassen.

Charlotte Bruch

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