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Kimetto beim Tokyo Marathon 2013.
© dpa

Berlin-Marathon 2014: Dennis Kimetto: Ein Zeitreisender auf Weltrekordjagd

Dennis Kimetto tritt beim Berlin-Marathon an, um einen neuen Weltrekord zu laufen. Der Kenianer ist ein Newcomer in der internationalen Straßenlaufszene - trotz seiner 30 Jahre.

Wenn die besten Marathonläufer der Welt nach Berlin kommen, haben sie vor allem eins im Kopf: die Jagd auf den Weltrekord über die 42,195 Kilometer. Bei keinem anderen Rennen wurde diese Bestzeit bisher so oft gebrochen. Schon neunmal fiel der Rekord beim Berlin-Marathon. Und seit mehr als zehn Jahren wurde die globale Bestzeit bei den Männern nur noch in einer Stadt aufgestellt: Berlin. Die Kenianer Paul Tergat, Patrick Makau und Wilson Kipsang sowie Äthiopiens Haile Gebrselassie gehören zu den Berliner Weltrekordläufern. Im vergangenen Jahr verbesserte Kipsang die Bestmarke auf 2:03:23 Stunden.

Jetzt startet der nächste Kenianer in Berlin, der das Zeug hat Marathon-Geschichte zu schreiben: Dennis Kimetto ist trotz seiner 30 Jahre dabei eher noch ein Newcomer in der internationalen Straßenlaufszene. Er ist der Mann, der mit der schnellsten Bestzeit in der Startliste steht. 2:03:45 Stunden lief er vor einem Jahr in Chicago. Damit verpasste er den Kipsang-Rekord um lediglich 22 Sekunden.

Lässt sich kaum aufhalten. Am Sonntag geht Dennis Kimetto, hier beim Tokio-Marathon 2013, in Berlin als Favorit an den Start. Doch ein Landsmann und ein Äthiopier könnten sich an seine Fersen heften.
Lässt sich kaum aufhalten. Am Sonntag geht Dennis Kimetto, hier beim Tokio-Marathon 2013, in Berlin als Favorit an den Start. Doch ein Landsmann und ein Äthiopier könnten sich an seine Fersen heften.
© imago sportfotodienst

Dennis Kimetto war derart unbekannt als er vor zweieinhalb Jahren in der internationalen Straßenlaufszene auftauchte, dass zunächst weder sein Name noch sein Alter korrekt angegeben waren. Als „Denis Koech“ und als vermeintlich 18 Jahre alter Juniorläufer gewann er seine ersten beiden großen Rennen, darunter den Halbmarathon in Berlin. Tatsächlich war er bereits 28 Jahre alt. Auch das dritte internationale Rennen seiner Karriere gewann Kimetto im Frühjahr 2012 souverän: Dabei stellte er beim Berliner 25-Kilometer-Lauf mit 1:11:18 Stunden einen Weltrekord auf, der bis heute unerreicht ist. Im gleichen Jahr lief Kimetto beim Berlin-Marathon einen inoffiziellen Debüt-Weltrekord. Nur einen Schritt hinter seinem Landsmann Geoffrey Mutai wurde er dabei mit 2:04:16 Stunden Zweiter. „Ich fühle mich wohl in Berlin“, sagt der Kenianer jetzt bei seiner Rückkehr und fügt hinzu: „Wenn das Wetter passt und die Tempomacher gute Arbeit leisten, dann ist am Sonntag der Weltrekord möglich für mich.“

Doch das Rennen am Sonntag ist nicht alleine auf Dennis Kimetto zugeschnitten. Mit seinem Landsmann Emmanuel Mutai (Bestzeit: 2:03:52) und dem Äthiopier Tsegaye Kebede (2:04:38) sind zwei weitere Läufer dabei, die ebenfalls zu den Besten der Welt zählen. Nie zuvor sind in der Geschichte des Berlin-Marathons drei Läufer mit persönlichen Rekorden von unter 2:05 Stunden ins Rennen gegangen.

Emmanuel Mutai begann einst mit ernsthaftem Lauftraining, weil er durch gute Leistungen ein Stipendium für eine US-Universität erhalten wollte. „Als ich dann sah, dass andere Athleten, mit denen ich auf einem identischen Leistungsniveau war, Geld mit dem Sport verdienten, gab ich die Idee mit dem Stipendium wieder auf“, erzählt Emmanuel Mutai. Der 29-Jährige feierte seinen größten Sieg 2011: Damals gewann er den London-Marathon. In Chicago steigerte er sich vor einem Jahr auf 2:03:52 Stunden und lief als Zweiter nur sieben Sekunden hinter Kimetto ins Ziel. Nie zuvor war ein Läufer unter 2:04 gerannt ohne das Rennen zu gewinnen.

Tsegaye Kebede kommt aus sehr ärmlichen Verhältnissen. Sein Vater ernährte die Großfamilie mit dem Verkauf von Brennholz. Als Kind und Jugendlicher musste Tsegaye Kebede selbst Holz sammeln oder auch Vieh auf der Weide hüten, um etwas Geld für seinen eigenen Lebensunterhalt zu verdienen. Durch seine Arbeit absolvierte er lange Wegstrecken und trainierte dadurch unbewusst. Der heute 27-jährige Kebede hat sich zu einem der konstantesten Weltklasse-Marathonläufer entwickelt. Bei 15 seiner 18 Marathons kam er unter die ersten Drei. Zweimal gewann Kebede in London (2010 und 2013) sowie einmal in Chicago, wo er 2012 mit 2:04:38 seine Bestzeit aufstellte. Sein Vorbild ist Haile Gebrselassie, sein Ziel ist dessen äthiopischer Rekord von 2:03:59. Diese Zeit lief Gebrselassie 2008 – es war einer der Berliner Weltrekorde. Er hatte auch auf Kebede Einfluss: „Danach habe ich mir gesagt, eines Tages werde ich auch in Berlin laufen.“

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Jörg Wenig

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