DFB-Pokal: Dennis Jastrzembskis glorreiches Debüt bei Hertha BSC
Der erste Spieler des 2000er-Jahrgangs startete gleich mit einer Torvorlage in sein Engagement bei Hertha. Die taktischen Umstellungen zeigen erste Resultate.
Die Geschichte klang eigentlich zu platt, um wahr zu sein. Dennis Jastrzembski legte allerdings großen Wert auf seine Darstellung der Dinge. Am späten Montagabend stand der Profi von Hertha BSC in den Katakomben des Braunschweiger Eintracht-Stadions und wurde zur vielleicht entscheidenden Szene des soeben abgepfiffenen Pokalspiels vernommen: zu seiner Einwechslung. „Erst einmal habe ich mich riesig gefreut, dass Pal auf mich gesetzt hat“, erzählte der 18-Jährige nach seinem Profidebüt. Auf die Szene vor seiner Einwechslung angesprochen, als ihm Cheftrainer Dardai letzte Instruktionen ins Ohr flüsterte, gab Jastrzembski dann noch einen Satz zum Besten, der in seiner Klarheit auch vom anerkannten deutschen Fußball-Philosophen Lukas Podolski hätte stammen können. „Die Forderung des Trainers war, dass ich einen Assist geben soll“, sagte Jastrzembski. „Und das habe ich dann einfach gemacht.“
Herthas jüngster Spieler im Kader, Jahrgang 2000, durfte sich nach dem 2:1 (1:0)-Erfolg in der ersten Runde des DFB-Pokals zurecht als Matchwinner fühlen, wenngleich der siegbringende Treffer Vedad Ibisevic vorbehalten war. Nach Jastrzembskis mustergültiger Vorarbeit war die Finalisierung des Treffers für Herthas Kapitän allerdings eher Formsache. „Vedad hat sich anschließend noch bei mir bedankt“, führte Jastrzembski aus. „Für mich war es eine Ehre, so einem Stürmer ein wichtiges Tor aufzulegen.“ Dank Ibisevics Treffer umschiffte Hertha das Szenario einer Verlängerung im ersten Pflichttspiel der Saison 2018/19 und zog in die zweite Pokalrunde ein. „Wir haben den ersten Härtetest bestanden“, fasste Valentino Lazaro zusammen, „und der hatte es wirklich in sich.“
Nach einer eher schleppenden ersten halben Stunde schien es, als hätten die Berliner zu Beginn der zweiten Halbzeit die Kontrolle über das Spiel erlangt. Der Bundesligist führte zu diesem Zeitpunkt mit 1:0, musste sich gegen äußerst wehrhafte und motivierte Braunschweiger aber mächtig strecken, um eine Blamage abzuwenden. „Es war zu sehen, dass der Gegner schon länger im Spielbetrieb ist“, sagte Dardai und zählte auf: „Lautes Stadion, gute Fans, ein guter Gegner - unter Druck zu spielen, ist etwas ganz anderes, deshalb bin ich zufrieden.“
Das 3-4-3 funktioniert – jedenfalls gegen Drittligisten
Neben der Gewissheit, dass die Berliner mit einem Sieg in die Pflichtspielsaison gestartet sind, förderte der Pokalabend in Braunschweig noch andere Erkenntnisse zu Tage, die mit Blick auf den Bundesliga-Start am Samstag gegen den 1. FC Nürnberg wertvoll sein können. Zum Beispiel, dass die Berliner das in den Trainingslagern einstudierte 3-4-3-System zumindest gegen einen Drittligisten erfolgreich zur Anwendung brachten.
Bei gegnerischem Ballbesitz zogen sich die Flügelspieler Marvin Plattenhardt und Valentino Lazaro vom Mittelfeld tief in die eigene Hälfte zurück, um die Defensive zu stabilisieren - bei eigenem Ballbesitz schalteten sie sich nach vorn ein. „Wir haben das zum ersten Mal in einem Pflichtspiel gemacht und es für meine Begriffe ganz gut umgesetzt“, sagte Lazaro, „jetzt müssen wir bis Samstag analysieren, welche Feinheiten wir noch besser machen können.“
Plattenhardt mit individueller Klasse
Überdies war es nicht die schlechteste Idee, Marvin Plattenhardt auch über die Sommerpause hinaus weiter in Berlin zu beschäftigen. Der Nationalspieler, der mit Vereinen aus der englischen Premier League in Verbindung gebracht wurde, gab dem Pokalspiel mit seiner individuellen Klasse eine erste Richtungsänderung zugunsten des Bundesligisten.
„Ich habe vier, fünf Jahre auf so ein Tor gewartet“, sagte Plattenhardt über seine sensationelle Direktabnahme, die im Braunschweiger Kasten einschlug. „Wenn ich den Ball nicht so gut erwische, geht er über das Stadiondach“, sagte Plattenhardt, „ich habe trotzdem volle volle Pulle abgezogen.“ Auch bei Valentino Lazaro hinterließ das Führungstor zum 1:0 nachhaltig Eindruck. „Wie er den Ball nimmt, zeugt von großem Selbstvertrauen“, sagte der Österreicher und ergänzte: „Das war typisch Platte. Dem ist es völlig egal, der haut da einfach drauf und hat ihn perfekt getroffen.“
Hertha kann - im Gegensatz zu anderen Bundesligisten, die sich im Pokal blamierten - also durchaus optimistisch in ihr ersten Heimspiel gegen den Bundesliga-Aufsteiger gehen. „Wir wussten vorher nicht, wo wir stehen“, sagte Trainer Dardai, „jetzt wissen wir zumindest ein bisschen mehr.“ Das gilt im Speziellen für Dennis Jastrzembski, der eine tadellose Vorbereitung absolviert und direkt die erste Bewährungsprobe bestanden hat. „Es war hart, in die Mannschaft reinzukommen und einen Platz im Kader zu ergattern. Aber ich habe mich an das Niveau gewöhnt und versuche, einfach mein Spiel zu machen“, sagte der 18-Jährige. „Wir wissen alle um Dennis’ Stärken, um seine Schnelligkeit und den letzten guten Pass, den er spielen kann“, lobte Coach Dardai. Nun gehe es darum, das Training so zu steuern, dass Jastrzembski weiterhin auf seine Einsatzminuten kommt. Gut möglich, dass Dardai seinem jüngsten Spieler im Kader künftig häufiger Sachen ins Ohr flüstern muss, bevor dieser aufs Feld darf.