Hoeneß, Rummenigge und die Attacke auf Löw: Den Bayern fehlt das Maß
Der Angriff in der Torwartdebatte ist unsachlich. Das Nationalteam stellen nicht die Bayern auf, sondern der Bundestrainer. Ein Kommentar.
Schade, dass Uli Hoeneß bei den Bayern bald sein Amt als Präsident abgibt. Denn dann wird es in München womöglich weniger so unterhaltsam poltrige Auftritte geben wie am Mittwoch nach dem Champions-League-Auftakt der Bayern gegen Belgrad.
Hoeneß, mit dem Wind des 3:0 seiner Jungs im Rücken, knöpfte sich vor laufender Kamera Bundestrainer Joachim Löw und den DFB vor. Verbal natürlich. Er hätte mehr Unterstützung vom Deutschen Fußball-Bund erwartet, sagte er. Erst die Ausbootung verdienter Bayern-Nationalspieler, jetzt das Ding mit Manuel Neuer, dem unbestritten besten Torwart.
Dass der Löw es hinnehme, dass ein ter Stegen mit seinen Ansprüchen in die Öffentlichkeit gehe, sei unglaublich. Der ter Stegen werde öffentlich unterstützt „als wenn er schon 17 Weltmeisterschaften gewonnen hätte“, wetterte Hoeneß. So etwas würden sie von Bayern-Seite künftig nicht mehr zulassen. Hoeneß sagte: „Wir werden jetzt den Leuten schon mal ein bisschen Feuer geben, das können wir.“ Gemeint sind „die Leute“ vom DFB.
Im Prinzip hat Hoeneß zum Teil ja gar nicht mal Unrecht, aber er setzt sich durch seine Art ins Unrecht. Die Art und Weise, wie die Nationalmannschaftskarrieren von Müller, Boateng und Hummels von Löw beendet wurden, zeugte von wenig Fingerspitzengefühl.
Und Löw verhält sich auch im Zwist Neuer/ter Stegen mit seinen wachsweichen Aussagen ungeschickt. Da wäre mal ein Wort gefragt, das Ruhe in die Angelegenheit bringt.
Löws Autorität wird untergraben
Aber: Nicht die Bayern, sondern der Bundestrainer stellt die Nationalmannschaft auf. Hoeneß und Rummenigge torpedieren jedoch Löw und damit seine Autorität.
Vielleicht ist das sogar Absicht. Wenn ja, dann ist der Angriff auf den Bundestrainer allerdings sehr ungeschickt. Denn sie übertreiben es maßlos, wenn Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sagt, Deutschland solle Dankbarkeit zeigen. Wohl dankbar sein dafür, dass die Bayern dafür gesorgt haben, dass die Nationalmannschaft in den vergangenen Jahrzehnten so stark war.
Doch das ist natürlich Unfug, die Bayern denken wie alle Klubs in der Bundesliga zuerst einmal an sich selbst und nicht an Deutschland oder die Nationalmannschaft.