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Alles ganz fair im Behindertensport? Mitnichten.
© AFP

Fabel-Rekorde bei den Paralympics?: DBS-Chef fordert mehr Doping-Nachkontrollen

140 Weltrekorde machen misstrauisch: Der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes, Friedhelm Julius Beucher, fordert mehr Doping-Nachkontrollen. Von vielen Nationen selbst wird kaum kontrolliert.

Von Ronja Ringelstein

Nachdem bei den Paralympischen Spielen inzwischen zwei der Athleten positiv auf verbotene Substanzen getestet wurden, fordert der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS), Friedhelm Julius Beucher, mehr Nachkontrollen nach den Wettkämpfen. „Es gibt plötzliche Fabel-Rekorde von Athleten, die vor zwei Jahren noch auf keinem Wettkampf aufgetaucht sind“, sagte Beucher. Damit blickt er wohl unter anderem auf die Niederlage der sehbehinderten Schwimmerin Elena Krawzows aus dem deutschen Team, die in ihrer Paradedisziplin auf den 100 Metern Brust überraschend von einer bis dahin völlig unbekannten Usbekin bezwungen wurde. Krawzow landete schließlich nur auf dem fünften Platz. Bis vor zwei Monaten hielt sie noch den Weltrekord, jetzt war sie etwa fünf Sekunden langsamer als die Goldmedaillengewinnerin Fotimakon Amilova mit 1:12,45 Minuten.

Die Kontrollen führt jedes Land selbstständig durch - oder nicht

Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) hatte zu Beginn der Woche in Rio offen eingeräumt, dass es einige Lücken im Anti-Doping-System des Behindertensports gibt. Die Nationalen Paralympischen Komitees (NPC) sind zwischen den internationalen Wettkämpfen selbst für Kontrollen ihrer Athleten zuständig. Dadurch kommt es zu großen Unterschieden. In Deutschland kontrolliert der DBS regelmäßig unangekündigt, in Zusammenarbeit mit der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA).  Weltweit gab es 2015 lediglich 1200 Dopingtests im Behindertensport auf internationalem Niveau.

„Es darf und kann nicht sein, dass in manchen Ländern jeden Monat kontrolliert wird und andere Länder Athleten zu den Spielen schicken, die Kontrollen gar nicht kennen. Nur dann sind es durchgehend faire Spiele, wenn alle unter den gleichen Bedingungen antreten und keiner unter dem Verdacht des Dopings antritt“, sagt Beucher. Und da in einigen Ländern vor den Wettkämpfen nicht kontrolliert worden ist, könne er nur eines fordern: „Nachproben, Nachproben, Nachproben.“ Eine verpflichtende Kontrolle für Medaillengewinner gibt es aber nicht.

Bei Olympia waren es 5000 Dopingtests für 11000 Athleten

Bei den Olympischen Spielen waren es rund 5000 angesetzte Dopingtests, die auf 11.000 Athleten kamen. Während der gesamten Paralympics sind für die mehr als 4300 Athleten nur 1500 Dopingkontrollen geplant, sie werden überwiegend stichprobenartig durchgeführt. Durch sie wurden auch die beiden Fälle bekannt. Der saudi-arabische Gewichtheber Mashal Alkhazai und der argentinische Judoka Jorge Lencina wurden vom IPC gesperrt. „Diese zwei Fälle werden nicht das Ende sein“, sagt Beucher.

Der IPC-Präsident Philip Craven sagte in einem Interview mit der Deutschen Presseagentur, dass er in den zu geringen Ressourcen des IPC den Hauptgrund für die Lücken bei der Doping-Kontrolle sehe: „Doping-Tests kosten sehr viel Geld“, sagte Craven am Mittwoch. Er glaube aber auch nicht, dass Doping ein großes Problem bei den noch bis zum Sonntag laufenden Sommerspielen sei.

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