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Das 106. Berliner Sechstagerennen beginnt am Donnerstag (18 Uhr) im Velodrom und endet am kommenden Dienstag. Tickets für die Sixdays gibt es ab acht Euro.
© dpa

Vor der 106. Auflage in Berlin: "Das Sechstagerennen verliert an Kneipe"

„Wir wollen dem Bahnradsport Leben einhauchen“ – Sixdays-Chef Valts Miltovics über den neuen Club-Charakter, Bier mit und Bier ohne Alkohol und Berlin als Fahrradstadt.

Herr Miltovics, die Sixdays haben es schwer. So gibt es die Rennen in Frankfurt, Köln, Dortmund, Stuttgart und München nicht mehr. Auch Berlin hatte Probleme. Warum hat das Sechstagerennen hier noch eine Zukunft?

Nicht nur in Deutschland haben viele Rennen nicht überlebt, auch in Belgien oder in der Schweiz gibt es die meisten Sixdays nicht mehr. Der Bahnradsport ist aber noch nicht tot. Wir sind überzeugt, dass wir ihm neues Leben einhauchen können. Er muss etwas moderner werden, dann haben die Rennen wie das über hundert Jahre alte Berliner Sechstagerennen eine Chance.

Was wird sich verändern in diesem Jahr?

Vieles wird anders, das Bühnenbild, das Programm, die Musik und auch die Biermarke.

Können Sie das konkretisieren?

Wir haben nun einen riesigen Videowürfel im Velodrom. Jeder im Publikum kann dann verstehen, was gerade passiert auf der Bahn. Auch ist das Programm viel schneller, die Rennen beginnen früher und es gibt weniger Pausen. Dann haben wir die Bestuhlung in der Mitte der Arena leicht verändert, das Biergartenambiente hat nun mehr einen Bar- und Clubcharakter bekommen. Wir wollten ein etwas moderneres Erscheinungsbild schaffen. Da passt es auch, dass DJ Tomekk auflegen wird. Und er wird auch nicht Musik aus den Achtziger oder Neunziger Jahren auflegen. Sondern moderne Clubmusik.

Und die Biermarke?

Ist nicht mehr Schultheiss, sondern Franziskaner Alkoholfrei.

Dann gibt es kein Bier mit Alkohol mehr beim Sechstagerennen?

Doch, da kann ich alle beruhigen. Aber unsere Hauptmarke ist Franziskaner Alkoholfrei. Aber was soll ich sagen? Natürlich war und ist Bier ein wichtiger Teil des Sechstagerennens, auch Bier mit Alkohol.

Alkoholfreies Bier, DJ Tomekk – befürchten Sie nicht, das Stammpublikum zu vergraulen?

Nein, weil wir die Tradition des Rennens und alles, was damit zusammenhängt, respektieren. Wir denken aber auch an die Zukunft, an ein junges Publikum. Und natürlich an die Familien, die wir verstärkt für die Sixdays begeistern wollen.

Valts Miltovics, 37, ist seit April 2016 Geschäftsführer der Berliner Sixdays. Der Lette arbeitete zuvor für den Basketball-Weltverband. Dort war er für das Event-Management zuständig.
Valts Miltovics, 37, ist seit April 2016 Geschäftsführer der Berliner Sixdays. Der Lette arbeitete zuvor für den Basketball-Weltverband. Dort war er für das Event-Management zuständig.
© promo

Dann verlieren die Sixdays Berlin also ihren Kneipencharakter?

Sagen wir mal so: Die Sixdays verlieren nicht ihren Charakter, aber vielleicht etwas Kneipe.

Und wie lief der Vorverkauf mit dem neuen Konzept an?

Sehr gut, für den Start am Donnerstag gibt es nur noch wenige hundert Karten, für die weiteren Tage ist das Velodrom auch schon ziemlich voll. Wir sind zufrieden.

In Berlin wird Fahrradfahren immer beliebter. Wie kann das Sechstagerennen davon profitieren?

Indem wir Kontakt zur Szene aufbauen. Wir arbeiten viel mit der Fixie-Szene, die in Berlin sehr hip ist, zusammen. Wir haben dem in unserem Programm Rechnung getragen, es gibt Jedermann-Rennen. Da ist der Name Programm, jeder konnte sich anmelden. Innerhalb kürzester Zeit waren die Plätze voll. Zudem sind wir ein Partner von „Volksentscheid Fahrrad“. Wir wollen, dass Berlin eine Fahrradstadt wird.

Das Sechstagerennen ist seit diesem Jahr Teil einer internationalen Rennserie mit Rennen in Amsterdam, Berlin oder London. Worin liegen die Vorteile einer solchen Serie?

Wir bekommen dadurch mehr Aufmerksamkeit und werden wirtschaftlich interessanter. Das wiederum führt dazu, dass wir uns ein besseres Teilnehmerfeld leisten können. Langfristig ist das Ziel, dass wir eigene Stars aufbauen können.

Sie konnten neue Sponsoren gewinnen, Eurosport überträgt live. Ist das Sechstagerennen wirtschaftlich erfolgreich?

So eine Veranstaltung ist sehr teuer. Wir investieren im Moment noch, wir verdienen noch kein Geld damit.

Der Besitzer, die Madison Sports Group, hat große Pläne. Rennen in den USA oder Südamerika wurden angedacht.

Wenn es gut läuft, würden wir gerne auf der ganzen Welt Rennen veranstalten. Und warum auch nicht? Wir wollen dem Bahnradsport ja Leben einhauchen.

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