zum Hauptinhalt
Eingeschnappt nach Ausleihe? "Für solche Sentimentalität ist im Fußball kein Platz", sagt Sami Allagui.
© dpa

Sami Allagui wieder bei Hertha BSC: Das Schlitzohr ist zurück

Der Torinstinkt von Sami Allagui hat Hertha BSC zuletzt gefehlt. Pal Dardai will ihn vom Flügel in die Mitte ziehen.

Sami Allagui hat in der vergangenen Saison eine herausragende Quote gehabt. In jedem zweiten Spiel im Olympiastadion hat er getroffen, im Schnitt alle 79 Minuten ein Tor erzielt. Allerdings hat Allagui auch nur 79 Minuten im Olympiastadion gespielt: sechs für Hertha BSC zum Saisonauftakt gegen Werder Bremen und 73 für Mainz 05. Getroffen hat er nur für die Mainzer – gegen Hertha und gegen seine ehemaligen Kollegen, mit denen er noch zehn Tage zuvor zusammen trainiert hatte. „Das war schon ein bisschen komisch“, sagt Allagui, dem damals beim 3:1-Sieg der Mainzer das vorentscheidende 2:0 gelungen war. Gejubelt hat er trotzdem nicht. „Es ging einfach nicht.“

In Zukunft kann sich der Deutsch-Tunesier wieder uneingeschränkt freuen, wenn er im Olympiastadion trifft. Nach neun Monaten in Mainz ist er zu Hertha zurückgekehrt, die Mainzer haben eine Kaufoption für den 29-Jährigen ungenutzt verstreichen lassen. Überraschend kam das nicht. So spektakulär seine Zeit in Mainz mit dem Einstand im Olympiastadion begonnen hatte, so unspektakulär ist sie zu Ende gegangen. Zwei Tore hat er insgesamt erzielt, und in der gesamten Rückrunde stand der Stürmer nur noch einmal in der Startelf. Allagui sagt, er habe vor einem Jahr, innerhalb von fünf Minuten die Entscheidung treffen müssen, ob er nach Mainz wechselt, „es hat sich trotz allem sehr gelohnt“.

Vielleicht liegt das daran, dass ihm bei den Berlinern als Rückkehrer eine ganz andere Achtung zuteil wird als noch vor einem Jahr. Mit neun Saisontoren war Allagui Herthas zweitbester Torschütze hinter Adrian Ramos – und das, obwohl er meistens auf dem Flügel hatte spielen müssen. Trotzdem hat der Klub seinen Wechsel aktiv betrieben, um Mittel für die Anstellung von Salomon Kalou freizubekommen. Verletzt habe ihn das nicht, sagt Allagui, „für solche Sentimentalität ist im Fußball kein Platz“. Insgeheim aber hätte er sich nach zwei Jahren im Verein schon eine andere Wertschätzung gewünscht. „Ich kenne keinen Stürmer in der Bundesliga, der außen spielt und neun Tore erzielt“, sagt er. „Außer bei den Bayern.“

Pal Dardai hätte Sami Allagui nicht gehen lassen

Allaguis Gespür für Tore hätte Hertha in der vorigen Saison vermutlich gut brauchen können – erst recht, nachdem sich Julian Schieber verletzt hatte. In den zwölf Spielen ohne Schieber erzielten die Berliner nur noch neun Tore. Nicht zuletzt deshalb sagt Trainer Pal Dardai, er hätte Allagui vor einem Jahr nicht gehen lassen: „Sami ist ein Schlitzohr, er hat viel Zug zum Tor, kann die Bälle vorne aber auch halten und ablegen.“ Es ist gut möglich, dass er in Zukunft mit Salomon Kalou, dem er vor einem Jahr weichen musste, zusammen im Sturm spielt. Der Option, ihn wieder auf dem Flügel einzusetzen, kann Dardai wenig abgewinnen. „Ich plane mehr mit ihm zentral“, sagt Herthas Trainer.

Gut zu hören für Allagui, auch wenn der von sich sagt, er sein kein Spieler, der jeden Tag ein Bonbon von seinem Trainer brauche. Dardai hat ihn Ende Mai an seinem Geburtstag angerufen, ihm gratuliert und bei dieser Gelegenheit mitgeteilt, dass er auf ihn zähle. „Sowas reicht mir schon.“ Alles andere liegt sowieso in seinen Füßen. Am Freitagabend, auf dem Weg ins Lauftrainingslager in Bad Saarow, hat Allagui beim 10:2-Sieg gegen eine Sponsorenauswahl vier Tore erzielt.

Sami Allagui braucht anders als gewöhnliche Neuzugänge keine Zeit zur Eingewöhnung. In der Kabine hat er sogar seine alten Sachen noch wiedergefunden, seine Wohnung in Berlin hatte er sowieso behalten, und auch die Verbindung zu Hertha ist nie abgerissen. Als die Berliner am letzten Spieltag in Hoffenheim noch hätten absteigen können, mussten die Mainzer in München antreten. Aber das eigene Spiel hat Sami Allagui auf der Bank nur am Rande interessiert. „Ehrlich gesagt, hatte ich die ganze Zeit das Handy in der Hand.“

Zur Startseite