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28 Jahre jung, der Trainer von Hoffenheim, Julian Nagelsmann. Fußball Bundesliga 21. Spieltag: Werder Bremen gegen TSG Hoffenheim am 13.02.2016 im Weserstadion in Bremen.
© Carmen Jaspersen/dpa

21. Spieltag der Bundesliga: Das Schicksal ist außer Form

Glauben Sie an höhere Mächte, an den Fußballgott zum Beispiel? Wenn ja, dann ist dieser Fußballgott nun wirklich außer Form, findet Frank Lüdecke.

Glauben Sie an höhere Mächte? Es soll ja Schicksalsgottheiten geben oder so was, Fortuna, Tyche, Namtaru und wie sie alle heißen. Und dieses Schicksal oder seine Verwaltungsabteilungen, die für den 21. Bundesligaspieltag zuständig waren, können sich jetzt mal was von mir anhören: Was-war-das- denn?!

Es ging schon damit los: In Hoffenheim trainiert jetzt ein 28-Jähriger die Mannschaft, weil der vorherige Trainer, der wesentlich älter war, Herzprobleme bekam. Der neue Hoffenheimer Trainer ist der jüngste, der je in der Bundesliga beschäftigt wurde. Er ist sogar jünger als mancher Spieler, den er in Hoffenheim zu trainieren hat. Das ist ungewöhnlich. Stellen Sie sich Abiturienten vor und der Sportlehrer ist fünfzehn. Na ja, so in etwa.

Ist auch egal. Da hätte doch das Schicksal sagen können: Super! Da mache ich jetzt eine richtige coole Geschichte draus. Einen Scoop! Einen richtigen Hammer hau ich jetzt da mal raus! Zum Beispiel hätte Hoffenheim mit dem jungen Trainer in Bremen 5:0 gewinnen können. So dass alle sagen: Wow! Echt krass, Alter! Oder sie verlieren 0:5. Und alle sagen: Siehste. Kann ja nicht gutgehen, so was. Aber wie spielen sie? 1:1. Und alle sagen: Tja, pffff…? Ich finde, hier hat das Schicksal mal eine richtig große Chance versemmelt. Das war eine Riesen-Vorlage, da steht das Schicksal praktisch einen halben Meter vor dem Tor und muss nun wirklich nur den Fuss hinhalten … aber was ist? Jämmerlich verstolpert. Das war am Samstag nicht der beste Tag vom Schicksal.

Das Schicksal gibt sich sowas von öde!

Anderes Beispiel. Darmstadt 98. Finanzkräftig wie Griechenland und ein Stadion fast so alt wie die Akropolis. Aber sie fighten. Sie gehen gegen Chemie Leverkusen sogar in Führung (Sandro Wagner!), um letztlich doch 1:2 zu verlieren.

Soll ich euch mal was sagen, Fortuna, Tyche und Namtaru? Das ist so was von öde! Das sind doch keine Geschichten, die erzählt werden wollen. Und wo wir schon dabei sind: Natürlich kann sich mal ein Spieler verletzen. Bleibt nicht aus, so was. Aber Holger Badstuber, von Bayern München? Der Mann hatte bereits Kreuzbandrisse, Muskelrisse, Muskelsehnenrisse. Der hat zwei Jahre Reha hinter sich! Er kämpft sich zurück, jedesmal. Und steht wieder auf dem Platz!

Der Berliner Kabarettist und Tagesspiegel-Fußball-Kolumnist Frank Lüdecke.
Der Berliner Kabarettist und Tagesspiegel-Fußball-Kolumnist Frank Lüdecke.
© Kitty Kleist-Heinrich

Also wenn ich Tyche wäre, oder Namtaru, dann würd’ ich doch sagen: Mensch, lass den mal in letzter Sekunde das Siegtor schießen. Dass alle aufstehen und rufen: Bravo! Was für ein Kampfgeist! Stattdessen bricht er sich das Sprunggelenk. Ohne Einwirkung eines Gegners. Einfach so. Was ist denn das für eine Geschichte?! Die will doch keiner hören!

Sie merken schon, ich bin mies drauf. Liegt vielleicht daran, dass mir auch nicht die Art und Weise nicht gefallen hat, wie das Schicksal die Geschichte zwischen Stuttgart und Hertha erzählt hat. Aber lassen wir das. Ich möchte abschließend festhalten: Wäre ich der Vorgesetzte von Fortuna, Tyche und Namtaru, ich hätte sie am Samstag alle drei frühzeitig ausgewechselt. Wegen akuter Formschwäche.

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.

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