Der Gegner des 1. FC Union: Das Modell von Arminia Bielefeld
Vor neun Jahren spielte Arminia Bielefeld das letzte Mal in der Fußball-Bundesliga. Nun will der Klub vor allem der Schuldenfalle entkommen.
In besseren Zeiten trat die Arminia aus Bielefeld des Öfteren gegen Borussia Dortmund an. Westfalenderby, immer nett. Vor über neun Jahren fand das letzte Duell statt. 6:0 gewannen die Borussen, Sebastian Kehl traf doppelt, auf Bielefelder Seite schauten unter anderem Arthur Wichniarek und Christopher Katongo bedröppelt drein. Seither ist der Abstand der beiden Klubs sogar noch größer geworden als an jenem 16. Mai 2009. Nur eine Sache kann als Parallele bezeichnet werden – die Nahtoderfahrung durch den Pleitegeier. Der kreist noch immer über dem schmucken Bielefelder Stadion, nachdem er vor ein paar Jahren fast in Dortmund gelandet wäre.
„Not for sale“, lautete das Motto der BVB-Fans Mitte der Nuller Jahre – nicht zu verkaufen. Ihr BVB, der unter Ex-Präsident Gerd Niebaum vom Ballspielverein zum Börsenverein umfunktioniert worden war, sollte weiterhin auch so heißen. Es ging um die Rechte am Vereinsnamen, die dem damaligen, kurz vor der Insolvenz stehenden Klub Kapital einbringen sollten – und gegen deren Verkauf die Fans mobil machten. 118,8 Millionen Euro Schulden drückten Borussia Dortmund am 8. Oktober 2004, das Ende schien nah. Erst die als Sanierer geholten Reinhard Rauball und Hans-Joachim Watzke, beide Anfang 2005 ins Amt gerufen, wendeten das Blatt. Gläubiger lenkten ein, der zuvor größenwahnsinnge Kurs wurde korrigiert. Und im November 2008 verkündete Watzke, dass der BVB 122 Millionen Euro an Verbindlichkeiten abgebaut habe. Eine Erfolgsgeschichte.
22,4 Millionen Euro Schulden
Die Arminia hat sich in den vergangenen Jahren in eine ähnlich heikle Lage manövriert. Satte 22,4 Millionen Euro Schulden wies die Bilanz zu Weihnachten 2017 auf. Wie beim BVB verzichteten Gläubiger auf Geld, zwei Banken und die Landesregierung halfen aus. Zusätzlich entstand das „Bündnis Ostwestfalen“, ein Zusammenschluss von elf lokalen Wirtschaftsakteuren, darunter der Nahrungsmittelkonzern Dr. Oetker. 28,6 Prozent hält das Bündnis nun an der ausgelagerten Profigesellschaft. Vier Millionen Euro flossen dafür – und viel Hoffnung.
Arminias Geschäftsführer Markus Rejek erklärt auf Tagesspiegel-Anfrage: „Das Bündnis Ostwestfalen ist ein wesentlicher Bestandteil des Sanierungsprojekts und ist nachhaltig angelegt.“
Ein bisschen erinnert die Bielefelder Vorgehensweise an den Fall Hannover 96, wo 1997 Hörgerätehersteller Martin Kind in die Bresche sprang, um den Klub zu retten. Kind, der seither auch das Sagen im Klub hat, spricht vom erfolgreichen Hannover-Modell, einmalig sei dies.
Auch bei der von Jeff Saibene trainierten Arminia sprechen sie von einem „besonderen Investoren-Modell im deutschen Fußball“. Rejek findet: „Wenn man so will, die Bielefelder Antwort auf die ,50+1-Diskussion’: Investoren, die keinen Einfluss nehmen wollen auf das operative Geschäft, sondern gemeinsam einstehen für ihren Heimatverein.“ Ein Bielefeld-Modell also. Geld ja, Mitbestimmung nein. Finaler Schritt im Sanierungsplan ist der geplante Stadionverkauf, die abschließenden Gespräche laufen derzeit. „Mit dem Verkaufserlös werden die Restschulden bei unseren Gläubigern getilgt. Der Verein wäre damit nahezu entschuldet“, erklärt Rejek. Bis zu 20 Millionen sollen fließen, mehrere Interessenten im Rennen sein. Genaueres ist nicht bekannt. Nur eines wissen die Fans: Irgendwann soll’s wieder ein großes Westfalenderby geben.
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