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Dietmar Hopp hat in Hoffenheim offiziell bald noch mehr Einfluss als ohnehin schon.
© dpa

Dietmar Hopp übernimmt Hoffenheim: Das Feigenblatt schrumpft weiter

Die DFL erlaubt Mäzen Dietmar Hopp, ab Juli 2015 die Stimmenmehrheit in Hoffenheim zu besitzen. Die 50+1 Regel ist nicht mehr ernst zu nehmen, meint unser Autor Dominik Bardow. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Dominik Bardow

Dietmar Hopp übernimmt die Kontrolle über die TSG Hoffenheim! Wer diese Meldung hört, der denkt nur: Wie, hat er die nicht längst? Allein dieser Reflex sagt doch alles über die 50+1-Regel. Sie ist nicht ernst zu nehmen. Jetzt noch viel weniger.

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) erlaubt Dietmar Hopp, ab Juli 2015 die Stimmenmehrheit in Hoffenheim zu besitzen. Der Mäzen, seit 1989 (und nicht 1899) im Klub engagiert, profitiert dann von derselben Ausnahme, dank der Bayer 100 Prozent der Profiabteilung in Leverkusen gehören und VW die VfL Wolfsburg GmbH. Bisher durften das nur Unternehmen nach 20 Jahren Engagement, jetzt auch Privatpersonen. Dietmar Hopp wäre damit der erste legale Bundesligateambesitzer. Das Feigenblatt, mit dem sich Deutschland vormacht, anders zu sein als andere Länder, wo Scheichs und Oligarchen Vereine shoppen, schrumpft weiter.

Dietmar Hopp gehören 96 Prozent des Kapitals der TSG Hoffenheim

Der Grundfehler der 50+1-Regel ist die Trennung von Stimmen und Kapital. Ein Investor darf maximal 49 Prozent einer Profimannschaft besitzen, aber theoretisch 100 Prozent des Kapitals. Deshalb wird diese Regel schon lange unterlaufen. Siehe Hoffenheim, wo Dietmar Hopp bereits 96 Prozent des Kapitals gehören, RB Leipzig, 1860 München und so weiter. Wer die Kohle gibt, der entscheidet. Egal wie die Stimmverhältnisse sind. Dass die DFL den Geist ihrer Regel je verteidigt hätte, durch ernste Untersuchungen oder Strafen, davon war nie zu hören. Stattdessen genehmigt sie Ausnahmen, gestern für Leverkusen, heute für Dietmar Hopp, morgen für … Weil die DFL wohl selbst zweifelt, ob die Regel bei einer Klage dem EU-Recht standhält.

50+1 sollte einst eigenständige Vereine schützen, mittlerweile straft sie diejenigen, die sich an die Paragrafen halten. Schafft die Regel ab! Das wäre nicht romantisch, aber ehrlich und konsequent.

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