Breno ins Gefängnis: Das Ende einer Fußballkarriere
Der frühere Bayern-Profi Breno muss wegen schwerer Brandstiftung für drei Jahre und neun Monate in Haft. Das Gericht erkannte die verminderte Schuldfähigkeit des an Depressionen leidenden und zum Tatzeitpunkt schwer alkoholisierten Fußballers zwar an, urteilte aber trotzdem hart
Am Ende entschuldigt er sich im Gerichtssaal „für diese Nacht“ und bei allen, die davon betroffen waren – beim FC Bayern München, seiner Familie, seinen Kindern. Und auch beim Eigentümer des Hauses im Münchner Vorort Grünwald, das in der Nacht vom 19. auf den 20. September 2011 bis auf die Grundmauern abgebrannt ist. Doch die Entschuldigung nutzt dem 22-jährigen Breno Borges, Ex-Profi beim FC Bayern, nichts. Das Landgericht München hat ihn gestern zu einer Haftstrafe von drei Jahren und neun Monaten wegen schwerer Brandstiftung verurteilt. Dass der Brasilianer die Villa angezündet hat, in der er selbst mit seiner Frau und drei Kindern zur Miete lebte, galt den Richtern nach acht Prozesstagen als erwiesen.
Breno hat sich in dem Verfahren immer demütig gezeigt – gestanden hat er nicht. Er könne sich an nichts erinnern, sagte er. Dem beruflichen Totalabsturz folgt nun der persönliche. Breno war nie glücklich in München, seitdem er mit 18 aus Sao Paulo gekommen war. Als eine „Verpflichtung für die Zukunft“ hatte Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge den Transfer einst bezeichnet. Doch Breno war zu oft verletzt. Am 19. September 2011 erhielt er die Nachricht, dass er erneut am Knie operiert werden müsse.
Wie schwer er psychisch angeschlagen und wie hoch sein Alkoholkonsum war, das zeigte sich von Tag zu Tag mehr in dem Prozess. Vor der Tat trank er zum Mittagessen drei Bier, im Laufe des Nachmittags fast einen Liter Portwein und zum Abendessen noch mindestens einen halben Liter Whisky. Zusätzlich hat er nach eigenen Angaben eine oder zwei Tabletten eines starken Schlafmittels genommen, das abhängig machen kann. Die Tabletten habe er beim FC Bayern aus einem frei zugänglichen Medikamentenschrank genommen. Dies führte gestern zu einer Durchsuchung auf dem Klubgelände. Es geht um den Verdacht des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz. Die Ermittler stießen auf einen unverschlossenen Tablettenschrank, auch sei ein Beipackzettel des Schlafmittels gefunden worden.
Breno hatte gehofft, mit einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren davonzukommen. Seit Anfang des Monats steht er nicht mehr in Diensten des FC Bayern, sein Vertrag wurde nicht verlängert. Mehreren Berichten zufolge hat er ein Angebot des italienischen Erstligisten Lazio Rom. Mit einer Bewährungsstrafe hätte er nach Italien gehen können. Die Gerichtsmedizinerin hatte ihm einen Alkoholpegel von bis zu 2,51 Promille in der Brandnacht attestiert, er war volltrunken. Zudem könnte das Schlafmittel Halluzinationen hervorrufen. Am Tatabend hatte Breno fantasiert, dass er seinen brasilianischen Kollegen Rafinha schützen müsse, weil dieser in Gefahr sei. Er ist durch ein Fenster nach draußen gesprungen, mit dem Rad weggefahren und dabei alkoholbedingt gestürzt.
Man könne verminderte Schuldfähigkeit nicht ausschließen, sagte ein Gerichtspsychiater vor dem Urteil. Breno sei eine „unreife Persönlichkeit“. Ein weiterer Gutachter meinte, Breno leide seit mindestens drei Jahren an einer Depression. Einmal pro Woche habe er sich mit Whisky betrunken. Sein Verteidiger plädierte für eine Bewährungsstrafe und sagte, Brenos Leben bestehe nur aus „Familie und Fußball“. Eine Haftstrafe wäre sein berufliches Aus. Die Staatsanwaltschaft hingegen beantragte fünfeinhalb Jahre Haft.
Das Gericht erkannte die verminderte Schuldfähigkeit an und sprach auch von einer „krankhaften seelischen Störung“. Allerdings habe Breno durch den Brand die Nachbarn erheblich gefährdet, zudem sei eine Million Euro ein sehr hoher Sachschaden. „Er ist zwar kein normaler Delinquent, weil er Hausbesitz in Brasilien, Vermögen und eine Familie hat“, sagte die Vorsitzende Richterin in ihrer Urteilsbegründung. „Aber er muss wie ein normaler Delinquent behandelt werden.“ Bis gestern war Breno auf freiem Fuß. Nun muss der Mann, der immer nur Fußball spielen wollte, hinter Gitter.
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