Ex-Kapitän des 1. FC Union Berlin: Damir Kreilach: Hurra, mein Amt ist weg
Dass Damir Kreilach nicht mehr Kapitän des 1. FC Union ist, könnte ihm und dem Klub helfen. Seine Absetzung ist nur logisch und könnte für Kreilach im Idealfall ein Neubeginn sein.
Als Damir Kreilach vor zwei Jahren zum 1. FC Union wechselte, nahm er sich eine Wohnung direkt in Mitte. Nicht, um den Reizen des Berliner Nachtlebens näher zu sein, sondern um einen kurzen Weg zum Goethe-Institut zu haben. Der Kroate wollte schnell Deutsch lernen. Das hat er auch geschafft. Nach zwei Wochen gab er sein erstes Interview teilweise in der für ihn fremden Sprache. Auch auf dem Fußballplatz lief es richtig gut. Der damalige Trainer Uwe Neuhaus bezeichnete ihn bald als den perfekten Profi. Lernwillig, ehrgeizig, zielstrebig – das ist Damir Kreilach, 26 Jahre alt.
In den vergangenen Monaten ist seine Karriere trotzdem ins Stocken geraten. Kreilach hat Tore erzielt, das schon, aber gemessen an seinen Fähigkeiten waren seine Leistungen viel zu oft viel zu durchschnittlich. Er wirkte verkrampft, womöglich war er auch zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt. So jedenfalls vermutete es Sascha Lewandowski. Vor dem Auswärtsspiel am Sonnabend beim 1. FC Heidenheim (13 Uhr) reagierte Unions Trainer und enthob Kreilach von seinem Amt als Kapitän. In der Hoffnung, Kreilach könne sich in Zukunft wieder mehr auf das Spiel an sich konzentrieren. „Wir brauchen den Fußballer Damir Kreilach und wollen, dass er nicht mehr alles auf sich lädt und sich für alles verantwortlich macht“, sagt Lewandowski. Deswegen soll das Wegnehmen der Binde etwas sein, „dass Damir hilft“.
Solange Mattuschka auf dem Platz stand, war Kreilach kein Chef
Für gewöhnlich sagen Trainer solche Sätze, wenn sie einen Spieler öffentlich nicht noch weiter brüskieren wollen. Die Herabstufung in der mannschaftsinternen Hierarchie spricht ja schon für sich. In diesem Fall ist es aber tatsächlich so, dass es Kreilach helfen könnte, die Mannschaft nicht mehr anführen zu müssen. „Das Kapitänsamt war eine Bürde für Damir“, glaubt Lewandowski.
Knapp anderthalb Jahre war Kreilach Kapitän des 1. FC Union, ausfüllen konnte er diese Rolle nur selten. Lewandowskis Vorgänger Norbert Düwel hatte ihn dazu gemacht in einer Zeit, in der es nicht angenehm war, den Berliner Zweitligisten anzuführen. Im Hintergrund brodelte ein Konflikt zwischen Düwel und dem langjährigen Kapitän Torsten Mattuschka, Kreilach geriet schnell zwischen die Fronten.
Solange Mattuschka auf dem Platz stand, ließ der keine Gelegenheit aus zu demonstrieren, wer der eigentliche Chef ist. Während der Spiele diskutierte er mit dem Schiedsrichter bei vermeintlichen Fehlentscheidungen gegen Union. Kreilach stand meist daneben. Dass Düwel ihn später sogar auf die Bank setzte, machte die Situation nicht besser. Kreilach wirkte nach außen wie einer, der nur im Amt ist, weil er von höherer Stelle berufen wurde, und nicht, weil er durch natürliche Autorität hineingewachsen ist. Sein höfliches, freundliches Wesen machte es ihm schwer, Dinge – zumindest extern – klar zu benennen.
Wenn es nicht lief, gab er zu einem großen Teil sich selbst die Schuld. So wie nach dem Pokal-Aus beim Viertligisten Viktoria Köln, bei dem er durch einen verschossenen Elfmeter die Niederlage mit eingeleitet hatte. Als Konsequenz mied er danach Strafstöße. In schwierigen Situationen konnte er nicht mehr der sein, der vorangeht. Vor diesem Hintergrund war die Absetzung als Kapitän nur logisch und im Idealfall ein Neubeginn. Seine beste Saison im Trikot des 1. FC Union spielte Damir Kreilach gleich im ersten Jahr – die einzige Spielzeit, in der er nicht Kapitän war.
So könnte Union gegen Heidenheim spielen: Haas – Kessel, Leistner, Parensen, Trimmel – Zejnullahu – Korte, Kreilach, Thiel – Brandy, Wood