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Kein Selbstdarsteller, aber mit 37 Jahren immer noch das Gesicht der Dallas Mavericks: Dirk Nowitzki beim Medientag vor Saisonbeginn.
© dpa

Kommentar zu Dirk Nowitzki und Co.: Dallas Mavericks: Treu bis in den Abgrund

Die Dallas Mavericks verlängern mit ihrem Coach bis 2022. Dabei braucht das NBA-Team neue Stars und Ideen. Statt einer letzten Meisterschaft droht Dirk Nowitzki die Play-offs zu verpassen. Ein Kommentar.

Jede Familie hat ihr Oberhaupt, das sie zusammenhält. Bei den Dallas Mavericks heißt der Patriarch Mark Cuban. Der Eigentümer entscheidet, welcher Basketballer Teil seiner NBA-Mannschaft sein darf und wer gehen muss. Rick Carlisle darf bleiben, solange er will. „Wir freuen uns, dass Trainer Carlisle in der Mavericks-Familie bleibt“, sagte Cuban, nachdem er den Vertrag seines Coaches verlängert hatte, laut Medienberichten bis ins ferne Jahr 2022. Umgerechnet erhält der 56-Jährige ab 2017 dafür insgesamt 32 Millionen Euro. Bei Vertragsende wäre Carlisle 14 Jahre im Amt gewesen.

Solch' lange Laufzeiten sind selten im Sport, auch in den USA. Rekordhalter in der NBA ist Jerry Sloan, der 22 Jahre die Utaz Jazz trainierte. „Er ist unser Jerry Sloan“, sagte Dallas‘ General Manager Donnie Nelson über Carlisle. Und der Coach selbst bedankte sich bei Cuban, Nelson und Dirk Nowitzki. Die seien der „Grund, warum diese Verlängerung möglich ist. Ich habe dem besten Eigentümer und Manager im Sport und einem der größten Spieler der NBA-Geschichte für diese Möglichkeit zu danken“, sagte Carlisle, aber „es liegt noch viel Arbeit vor uns.“

Dallas droht, die Play-offs zu verpassen

In all dieser trauten Einigkeit ging unter, dass Dallas daheim 94:108 gegen die Charlotte Hornets verlor, die dritte Pleite im fünften Saisonspiel gegen ein Team, das ebenfalls nur Mittelmaß verkörpert. Die Mavericks, das ist kein Geheimnis, drohen in der starken Western Conference die Play-offs zu verpassen, auch wenn die Saison noch lang ist.

Seit der Meisterschaft 2011 qualifizierte sich Dallas dreimal nur auf den letzten Drücker für die Endrunde und schied jeweils in der ersten Play-off-Runde aus, einmal wurde sie sogar verpasst. Der Grund für diesen Abschwung ist auch die Treue in der Mavericks-Familie.

Cuban schickte nach dem Titelgewinn seine halbe Meistermannschaft fort und versuchte um seine Lieblinge Carlisle und Nowitzki herum einen neue titelreife Truppe zu formen. Der Plan misslang grandios, jeder Transfer-Sommer brachte neue Rückschläge, die aktuelle Mavericks-Mannschaft gilt als die schwächste seit Jahren. Nowitzki ist in seinem letzten regulären Vertragsjahr so weit vom zweiten Meisterring entfernt wie selten, die Leistungen des 37-Jährigen sind statistisch so schwach wie seit seiner Premierensaison nicht mehr.

Die Zeit wäre eigentlich reif für einen Umbruch in Dallas, aber dem steht die Sentimentalität des Selfmade-Milliardärs Cuban im Wege. Er hält zu seinen Ziehsöhnen Carlisle, Nelson und Nowitzki. Neue Reize werden in Dallas ausbleiben, dabei scheinen sie nötig.

Dallas hat so wenig neue Stars wie eine neue Strategie

Es gibt auch Beispiele dafür, dass auch Kontinuität kontinuierlich zum Erfolg führt. Die San Antonio Spurs setzen seit 20 Jahren auf Coach Gregg Poppovich und eine Achse aus den immergleichen Stars. Der Stamm wurde jedoch Jahr für Jahr klug ergänzt, das blieb beim texanischen Nachbarn Dallas aus.

Bei den Mavericks wäre es eigentlich an der Zeit, dass Nowitzki dosierter zum Einsatz kommt, mit Punkten von der Bank aushilft und kein Defensivrisiko für die Startaufstellung mehr darstellt. Aber Dallas hat so wenig neue Stars wie eine neue Strategie. Carlisle hat zwar eine positive Siegesbilanz seit 2008, auch dank des Titelgewinns. Und er ist ein kluger Taktiker. Die Abwehrschwäche der Mavericks bekommt er jedoch seit Jahren nicht in den Griff, auch weil das geeignete Personal fehlt.

Es ist absehbar, dass spätestens nach Nowitzkis wohlverdientem Ruhestand ein Neuaufbau folgen wird. Bisher glänzte Carlisle nicht damit, dass er junge Talente zu vollwertigen Familienmitgliedern formte. Das soll nicht heißen, dass er ein schlechter Coach wäre. Aber manchmal muss auch ein guter Trainer für frische Ideen weichen. Doch gegen die scheint Dallas mindestens bis 2022 immun. Es bleibt eben alles in der Familie unter Patriarch Cuban.

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