Füchse Berlin: Dagur Sigurdsson überzeugt als Bundestrainer
Handball-Bundestrainer Sigurdsson erhält nach den Siegen in der EM-Qualifikation Lob von ganz oben. Am Mittwoch tritt er in seinem Job als Klubtrainer mit den Füchsen in Lübbecke an.
Dagur Sigurdsson war früh wieder zurück im Lande, direkt am Montagvormittag. Gibt ja auch umständlichere Verbindungen als jene zwischen Berlin und Wien, außerdem hatte er gar keine Wahl. Am Mittwoch wartet bereits das nächste Pflichtspiel auf den isländischen Handball-Trainer. Dann tritt seine Mannschaft, besser: seine Vereinsmannschaft namens Füchse Berlin, in der Bundesliga beim TuS Nettelstedt-Lübbecke an (19 Uhr). „Ich kenne die Situation ja und weiß, worauf ich mich eingelassen habe“, hat Sigurdsson kürzlich im Interview mit dem Tagesspiegel gesagt, „das geht jetzt noch ein paar Monate so weiter.“ Soll heißen: weiter mit der Doppelbelastung.
Unabhängig vom Ausgang des heutigen Bundesligaspiels hat Sigurdsson dieser Tage in Österreich dafür sorgen lassen, dass die zuletzt zunehmenden Diskussionen um seine Person und seine Doppelfunktion vorerst ein wenig verstummen. Weil sein anderes Team, die deutsche Nationalmannschaft, zum Auftakt der Qualifikationsphase für die Europameisterschaft 2016 zwei wichtige Spiele gewonnen hat: zunächst recht mühelos daheim gegen Finnland (30:18), dann am Sonntag gegen Österreich (28:24). „Eng und umkämpft“ sei es zugegangen vor 7000 Zuschauern in der Albert-Schultz-Eishalle zu Wien, „aber am Ende waren wir ziemlich souverän“, sagt der Isländer. Und auf die Resultate kam es schließlich an in den ersten Pflichtspielen des Trainers nach dem Doppel-Test gegen die Schweiz Ende September.
Sigurdsson soll das Nationalteam wieder nach oben führen
Der Deutsche Handball-Bund (DHB) hat den 41-Jährigen mit einem langfristigen Vertrag ausgestattet, weil er die Nationalmannschaft perspektivisch wieder zurückführen soll in die Weltspitze, und dafür sind Teilnahmen an großen Turnieren schlichtweg Voraussetzung. So gesehen machten die Länderspiele drei und vier unter der Verantwortung des Isländers Mut für die nächsten Aufgaben: In der Qualifikationsgruppe 7 belegt die DHB-Auswahl im Moment Rang zwei hinter den ebenfalls verlustpunktfreien Spaniern; Österreich und Finnland haben dagegen noch keinen Punkt geholt. Für eine Teilnahme an der EM 2016 in Polen muss die deutsche Mannschaft Rang eins oder zwei in ihrer Gruppe belegen oder bester Gruppendritter werden. Sigurdsson sagt: „Wir haben uns eine sehr gute Ausgangsposition erarbeitet.“ Gerade nach dem Sieg in Österreich, also beim wohl größten Konkurrenten um Rang zwei, müssten sich die Deutschen schon ziemlich dämlich anstellen, um das Kontinentalturnier tatsächlich noch zu verpassen.
Seine Handschrift sei klar erkennbar, sagt DHB-Präsident Bauer
Lob gab es für Sigurdsson aber nicht nur auf Grund der recht komfortablen Situation, für die seine Spieler gesorgt haben, sondern vor allem für seine Arbeitsweise. „Die neue Handschrift ist klar erkennbar, vor allem in der Abwehr“, sagte Bernhard Bauer. „Dagur hat auf alle Situationen richtig reagiert, die Mannschaft wird von Spiel zu Spiel besser und hat einen tollen Charakter gezeigt“, ergänzte der DHB-Präsident.
Das war schon deshalb nicht selbstverständlich, weil Sigurdsson im Vergleich zu seinem ersten Lehrgang einen auf zahlreichen Positionen veränderten Kader nominiert hatte, Stichwort: Verletzungen. Andererseits hilft das dem neuen Bundestrainer in den nächsten Monaten womöglich sogar beim Sondieren. „Es gibt in Deutschland einen großen Pool an Spielern“, sagt Sigurdsson, „deshalb besteht meine Aufgabe jetzt darin herauszufinden, wer uns weiterhelfen kann.“
In der EM-Qualifikation haben die Deutschen jetzt zwar erstmal Pause, die nächsten Spiele stehen erst im April an. „Aber zwischendurch haben wir im Januar ja noch eine große Aufgabe vor uns“, sagt Sigurdsson. Vom 15. Januar bis 1. Februar 2015 findet in Katar die Weltmeisterschaft statt, für die sich der deutsche Verband dank einer umstrittenen Wild-Card qualifiziert hat. Christoph Dach