Weltfußballer des Jahres: Cristiano Ronaldo gewinnt, Manuel Neuer nur Dritter
Manuel Neuer hat es nicht geschafft, Weltfußballer zu werden. Er wird bei der Abstimmung Dritter hinter Cristiano Ronaldo und Lionel Messi. Dafür dürfen Joachim Löw, Nadine Keßler und Ralf Kellermann jubeln.
Am Ende, kurz bevor er die große Bühne für den Sieger wieder verließ, stieß Cristiano Ronaldo noch eine Art Brunftschrei aus. „Huh!“, hallte es durch das Kongresshaus in Zürich. Ronaldo musste seine Freude einfach rauslassen. Der Stürmer von Real Madrid hat seinen Titel als bester Fußballer der Welt erfolgreich verteidigt. Zum dritten Mal nach 2008 und 2013 gewann er den Ballon d’Or – und verhinderte damit den totalen Triumph des deutschen Fußballs bei der Fifa-Gala. Die drei anderen Auszeichnungen für die Weltfußballerin, den Welttrainer der Frauen und den der Männer gingen an Nadine Keßler und Ralf Kellermann (beide VfL Wolfsburg) und Bundestrainer Joachim Löw. Manuel Neuer hingegen schaffte es zwar als Torhüter in die Weltelf des Jahres, bei der Wahl zum Weltfußballer belegte er hinter dem Portugiesen Ronaldo und dem Argentinier Lionel Messi jedoch nur den dritten Platz.
„Ich kann gut damit umgehen“, sagte der Torhüter des FC Bayern München nach der Entscheidung. „Ich war ganz entspannt. Ich hatte auch keine Rede vorbereitet.“ Neuer, der eigens aus dem Trainingslager der Münchner in Doha eingeflogen worden war, landete mit 15,72 Prozent der Stimmen knapp hinter Lionel Messi (15,76 Prozent) – und ziemlich deutlich hinter Cristiano Ronaldo (37,66 Prozent). „Das sind Weltklassefußballer“, sagte Neuer dem Fernsehsender Sky, „es ist unheimlich schwer, an denen vorbeizukommen.“ So bleibt es dabei: Noch nie hat ein Torhüter die Auszeichnung zum Weltfußballer erhalten – und seit 1991, als Lothar Matthäus den damals zum ersten Mal überhaupt vergebenen Titel gewann, auch kein Deutscher mehr.
Ronaldo machte keinen Hehl daraus, wie wichtig ihm diese Auszeichnung ist
Dafür siegte Joachim Löw bei den Trainern vor den beiden Champions-League-Finalisten Diego Simeone (Atletico Madrid) und Carlo Ancelotti (Real Madrid). „Das ist so etwas wie das Sahnehäubchen auf den WM-Pokal“, sagte der Bundestrainer. Allerdings betrachte er diesen Preis nicht als seinen eigenen: „Was wäre ein Trainer ohne eine großartige Mannschaft, die stets mitgezogen hat?“, fragte er. Der Erfolg der Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Brasilien wurde zumindest bei der Wahl zur Elf des Jahres entsprechend gewürdigt. Neben Neuer fanden auch Philipp Lahm (Bayern München) und Toni Kroos (Real Madrid) Aufnahme, dazu aus der Bundesliga der Niederländer Arjen Robben (Bayern).
Cristiano Ronaldo musste erst zweimal durchschnaufen, nachdem der frühere Weltklassespieler Thierry Henry seinen Namen als den des Siegers verlesen hatte. „Ich habe nicht gedacht, dass ich diesen kleinen Ball noch einmal gewinnen würde, sagte der Portugiese. Ronaldo, der Anfang Februar 30 wird, machte gar keinen Hehl daraus, wie wichtig ihm diese persönliche Auszeichnung ist. Schon bei seiner Vorstellung während der Gala hatte er erklärt, dass die Wahl zum Weltfußballer vor einem Jahr einer der schönsten Momente seiner ganzen Karriere gewesen sei. „Ich habe gesagt, ich will als Bester in die Geschichte des Fußballs eingehen“, erklärte Ronaldo. Am Ziel ist er noch nicht. Mit drei Goldenen Bällen verfügt er zwar inzwischen über eine imposante Sammlung, Lionel Messi aber, sein ewiger Rivale, besitzt noch einen mehr.
Ronaldo ist im Teamsport Fußball immer ein bisschen Einzelsportler geblieben
Dass Ronaldo bei der Wahl durch die Nationaltrainer, die Kapitäne und je einen Journalisten aus jedem der 209 Mitgliedsländer des Weltverbandes Fifa ganz vorne landete, folgt der Logik dieses Wettbewerbs, über dessen Sinn sich ohnehin trefflich streiten lässt. Ronaldo ist im Teamsport Fußball immer ein bisschen Einzelsportler geblieben, dem das eigene Fortkommen allzu sehr am Herzen liegt – das konnte man auch bei der Weltmeisterschaft im vergangenen Sommer sehen, als Portugal nicht viel mehr aufbieten konnte als Ronaldo und folgerichtig schon in der Vorrunde ausschied.
Die Deutschen hingegen, die ihr Auftaktspiel gegen Portugal und Ronaldo 4:0 gewonnen hatten, überzeugten vor allem als Team. Manuel Neuer hat das am Ende den deutlich wichtigeren Titel eingebracht: „Ich bin ja ein Mannschaftsspieler, und wir sind Weltmeister geworden.“