Alkoholsucht: Constantin Braun fehlt den Eisbären Berlin
Eisbären-Verteidiger Constantin Braun begibt sich aufgrund seiner Alkoholabhängigkeit freiwillig in Behandlung.
Berlin - Die Meldung kam am Mittwochmittag über Twitter. Constantin Braun steht den Eisbären vorläufig nicht zur Verfügung. „Der 30-Jährige begab sich aufgrund seiner Alkoholabhängigkeit freiwillig in medizinische Behandlung. Die Eisbären wünschen ihm alles Gute“, schrieb der Berliner Eishockeyklub in dem sozialen Netzwerk.
Der Verteidiger hatte erst im vergangenen Dezember sein Comeback gegeben – nachdem er zuvor zum zweiten Mal aufgrund von Depressionen eine längere Krankheitspause einlegen musste. Damals traf er gleich in seinem ersten Spiel zum Sieg für die Eisbären. Später allerdings fehlte Braun nach einer Handverletzung in den kompletten Play-offs. Jetzt sollte er eigentlich am Donnerstag im ersten offiziellen Eistraining der neuen Saison wieder eingreifen. Doch Braun erlebt nun den nächsten Rückschlag. Und geht damit wie zuvor offen um. Aus der Liga und von den Fans gibt es dafür viel Zuspruch. Zuspruch, der ihm hoffentlich hilft, seine neue Erkrankung zu besiegen. Über das Thema Alkoholsucht wird im Profisport üblicherweise nicht laut gesprochen. Eher gilt das Bierchen in Ehren wahlweise als dritte Halbzeit, viertes Drittel oder 19. Loch.
Dabei gibt es mit Uli Borowka und Wolfram Wuttke bekannte Fälle aus dem Fußball. Allerdings wurde ihre Sucht erst nach dem Karriereende öffentlich. Der Druck im Leistungssport sei für ihre Erkrankungen mit ausschlaggebend gewesen – darüber zu reden galt lange als Eingeständnis von Schwäche.
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Gleiches trifft auch auf das Thema Depressionen zu. Constantin Braun musste sich 2013 erstmals deswegen behandeln lassen. Seine Krankheit war seitdem öffentlich, seine Rückkehr in den Sport galt als Teil der Therapie. Braun erfuhr nach seinen Comebacks seitens der Fans in ganz Eishockey-Deutschland viel Unterstützung. Transparente mit seiner Rückennummer 90 – und der Aufforderung „Stay strong“ waren in Berlin und auch anderswo in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) keine Seltenheit.
Nun muss Braun erneut Stärke zeigen. Die Alkoholsucht als Krankheit zu begreifen, ist dabei ein erster Schritt. Zu zeigen, dass der Griff zur Flasche eben nicht zum Sport gehört, sondern ernste körperliche und psychische Folgen haben kann oder im Falle des gebürtigen Lampertheimers bereits hat, ist von besonderer Bedeutung. Constantin Braun stellt sich seiner Sucht – und wird hoffentlich siegreich bleiben. Damit er schon in ein paar Monaten wieder Eishockey spielen kann – und Spaß daran hat.Jörg Leopold