Kolumbianer Pantano feiert Etappensieg: Christopher Froome kontrolliert die Tour
Christopher Froome kontrolliert das Feld auch auf der schweren Etappe durchs Jura-Gebirge. Der Brite steuert inbeirrt auf seinen dritten Toursieg zu. Der Kolumbianer Pantano feierte seinen ersten Tour-Etappensieg.
Die Anstrengung war ihm nach der schweren Tagestour durch das Jura-Gebirge nicht anzusehen. Chris Froome kontrolliert das Feld der Konkurrenten bei der 103. Tour de France ohne Mühe und mit enormer Effektivität. Dabei kann er sich auf ein Super-Team stützen, das jede Attacke der Herausforderer im Keim erstickt. „Da ist im Moment nicht viel gegen zu unternehmen“, sagte Nairo Quintanas Teamchef Eusebio Unzue fast schon resignierend.
„Wir waren den ganzen Tag vorne. Mein Team ist fantastisch gefahren und wir sind froh, dass das heute so problemlos lief“, sagte der Brite im Ziel der 15. Etappe nach 160 Kilometern in Culoz ganz dezent. Er warnte allerdings vor der nächsten Woche, in der er mit dem Kolumbianer Quintana rechnet.
„Das Schwerste liegt noch vor mir. Auch im vergangenen Jahr war Nairo in den Alpen sehr stark“, erklärte Froome. Allerdings macht der kleine Movistar-Kapitän im Moment nicht den Eindruck, dass er noch für eine Überraschung gut wäre.
Mister Tour de France wirkt im Gelben Trikot unantastbar. Froome kann mit weiter beruhigendem Vorsprung in die letzte Etappe vor dem zweiten Ruhetag am Dienstag in Bern gehen. Danach beginnt das Spektakel in den Alpen. Die Froome-Herausforderer Bauke Mollema (+ 1:47 Minuten) auf Rang zwei, dahinter Adam Yates (+ 2:45) und Quintana (+ 2:59) fahren weiter hinterher.
Der größte Jubelschrei kam am Sonntag von Jarlinson Pantano. Der Kolumbianer konnte im Zielsprint den polnischen Meister Rafal Majka niederringen und seinen ersten Sieg bei der Tour feiern. „Das ist ein unglaubliches Gefühl“, sagte der 27-Jährige, der sich im kommenden Jahr trotzdem ein neues Team suchen muss, weil IAM aufhört. Die beiden Ausreißer hatten 3:07 Minuten Vorsprung auf die Froome-Gruppe mit allen Topfahrern ins Ziel gerettet.
André Greipel hat das Glück zur Zeit etwas verlassen
Zu den wenigen, die am Sonntag etwas probierten, gehörte Giro-Gewinner Vincenzo Nibali. Aber der Italiener, im Gesamtklassement längst abgeschlagen noch hinter dem besten Deutschen Emanuel Buchmann platziert, kam mit seinem Alleingang nicht weit. Der Astana-Co-Kapitän wird es in den Alpen noch einmal probieren, wenigstens einen Etappensieg zu landen. Auch Alejandro Valverde aus dem Quintana-Team wagte einen verzagten Angriff - aber sofort waren Froomes Leute da.
Am Vortag hatte Mark Cavendish zum vierten Mal seine Sprint-Show abgezogen - und dabei Marcel Kittel in Villars-Les-Doubs behindert. Der Thüringer, Sieger in Limoges, war stocksauer. „Cavendish kam aus meinem Windschatten und hat das Ergebnis mit seiner Aktion maßgeblich beeinträchtigt. Ich musste bremsen und wäre fast gestürzt“, wetterte der fünftplatzierte Etixx-Quickstep-Kapitän, nachdem ihn der ungestüme Brite mit einer „Welle“ fast vom Rad geholt hatte. Am Sonntag kam der erschöpfte Kittel wie alle Sprinter mit 29:10 Minuten Rückstand auf Pantano ins Ziel.
Am Samstag hatte die Jury zugunsten Cavendishs entschieden und ihn über seinen insgesamt 30. Tageserfolg jubeln lassen. Nach dem Sprint der rauen Art tat er sich als Spaßvogel hervor. „Nach dem Rennen schlug mir Marcel auf den Rücken - ich dachte, das war Ausdruck seiner Anerkennung“, sagte der Ex-Weltmeister. Cavendish verringerte den Abstand zu Rekordhalter Eddy Merckx (34 Siege) weiter und könnte ihn - vielleicht schon im nächsten Jahr - überholen.
Der im Januar so schwer gestürzte John Degenkolb konnte am Samstag mit Platz vier als bester Deutscher zufrieden sein. „Es geht aufwärts, vielleicht klappt's in Bern“, sagte der Giant-Alpecin-Profi, der die einzige deutsche WorldTour-Mannschaft in der kommenden Saison verlassen wird. Beim vierten Tourstart wartet der Gewinner der Klassiker Mailand-Sanremo und Paris-Roubaix noch immer auf den ersten Etappensieg seiner Karriere.
André Greipel hat das Tourglück zur Zeit etwas verlassen. Der dreimalige deutsche Meister hatte auch an seinem 34. Geburtstag vergeblich auf seinen ersten Etappensieg in diesem Jahr gewartet. 2015 war der Hüne aus Hürth mit vier Erfolgen der beste Sprinter. (dpa)
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