Neuer Trainer des FC Bayern: Carlo Ancelotti: "Ich bin kein Zauberer"
Carlo Ancelotti, der neue Trainer des FC Bayern, machte bei seiner Vorstellung klar: Er will auf die Arbeit seines Vorgängers Pep Guardiola aufbauen. Es solle "keine Revolution" geben.
Es menschelt wieder beim FC Bayern. Schon am ersten Arbeitstag strahlt ein in sich ruhender Carlo Ancelotti viel Wärme aus. Nach einer professionell abgewickelten Pressekonferenz ohne gewagte Versprechen, aber mit klar formulierten Zielen und Ideen schritt der Italiener im dunklen Anzug begleitet von Blasmusik auf den Rasen der Münchner Fußball-Arena, auf dem ihm ein Mädel und ein Bub in bayerischer Tracht zum Einstand eine Lederhose überreichten.
Ancelotti bedankte sich mit einem Bussi auf den Kopf des Mädchens, lächelte und zum Abschluss eines kleinen Stadionrundgangs posierte er auch noch für Fotos auf seinem Platz auf der Bank am Spielfeldrand. „Ich fühle mich sehr gut, weil ich bei einem der größten Clubs der Welt bin“, sagte Ancelotti, der weit gereiste Spielerversteher.
"Ich hoffe, mein Deutsch wird besser"
Der Trainer möchte in München auch als Privatmann mindestens drei schöne, glückliche Jahre verbringen. „Ich liebe diese Stadt. Ich werde die Feinkost genießen. München ist sehr ähnlich zu Italien“, sagte Ancelotti, der nach seiner Entlassung bei Real Madrid 2015 ein Sabbatjahr in Kanada, dem Land seiner zweiten Frau, verbracht hat.
Sein Eingangsstatement gab er auf Deutsch. „Wir versuchen, in allen Wettbewerben stark zu sein und sie zu gewinnen“, sagte Ancelotti. Danach beantwortete er eine halbe Stunde lang geduldig die Fragen der mehr als hundert Reporter, mal in seiner Muttersprache Italienisch, mal auf Englisch. „Ich hoffe, mein Deutsch wird in den nächsten Monaten besser.“ Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge hieß den Nachfolger von Pep Guardiola herzlich willkommen: „Ich glaube, er ist der richtiger Trainer zur richtigen Zeit am richtigen Ort.“
Keine Versprechen
Der 57-jährige Ancelotti will beim deutschen Rekordchampion eine Ära prägen. „Wir wollen das Maximale erreichen, das ist unser Ziel.“ Schon im Einspielfilm zu Beginn seiner Präsentation wurde deutlich, was sein neuer Arbeitgeber sich am meisten von ihm wünscht. Die drei Champions-League-Triumphe mit dem AC Mailand (2003, 2007) und Real Madrid (2014) wurden darin besonders herausgestellt. Ein Versprechen gab ein erfahrener Trainer wie Ancelotti aber nicht: „Das Resultat können Trainer nicht kontrollieren. Dann wäre ich ein Zauberer.“
Der Erfolgscoach möchte vielmehr auf dem Wirken seines Vorgängers aufbauen: „Mein Freund Guardiola hat hervorragende Arbeit geleistet.“ Pep hatte sogar an der Wand der Trainerkabine eine Botschaft hinterlassen, in der er seinem Nachfolger Glück wünscht. „Ich bin nicht hier, um eine Revolution durchzuführen“, sagte Ancelotti zur Spielphilosophie. Angriffsfußball bleibe der Bayern-Stil.
Trotzdem will Ancelotti sehr deutliche eigene Akzente setzen. Er verdeutlichte sofort, dass er sich als Partner des Vereins und besonders seiner Spieler sieht. „Für einen Trainer ist das Verhältnis zu den Spielern das Wichtigste“, sagte er. Die Spieler müssten mit seiner Idee von Fußball übereinstimmen, sonst klappe es nicht,
"Es war eine schnelle Übereinkunft"
Nach Trainerstationen beim AC Mailand, FC Chelsea, Paris St. Germain und Real Madrid könne er mit der hohen Erwartungshaltung an ihn gut umgehen. „Ich habe das Glück gehabt, immer Topteams zu trainieren. Ehrlich, ich fühle den Druck nicht so sehr“, sagte er gelassen. Das „Ja“ zum FC Bayern sei ihm leicht gefallen. „Es war eine schnelle Übereinkunft.“ Rummenigge bestätigte: „Bayern München wollte Carlo als Trainer, und Carlo wollte Bayern München trainieren.“
Vor dem ersten Training am Nachmittag äußerte Ancelotti höchste Zufriedenheit über den fantastischen Kader, mit dem er in Bundesliga, DFB-Pokal und Champions League um alle Trophäen kämpfen möchte. Die Personalplanungen müssen aber nicht abgeschlossen sein, berichtete Rummenigge: „Ich werde die Tür auch nicht komplett zumachen, was Zugänge angeht“, sagte der Bayern-Chef. Sogar was „Großes“ scheint nicht ausgeschlossen. Der deutsche Meister hat bislang Weltmeister Mats Hummels von Borussia Dortmund und den jungen portugiesischen Europameister Renato Sanches von Benfica Lissabon für zusammen über 70 Millionen Euro verpflichtet. „Das sind gute Verstärkungen, das hat man bei der EM gesehen“, erklärte Rummenigge stolz.
Nationalspieler Mario Götze und Abwehrspieler Medhi Benatia bleiben Verkaufskandidaten. Einen neuen Stand gebe es aktuell nicht, erklärte Rummenigge: „Still ruht der See.“ Ancelotti hat vor einem Monat ein Gespräch mit Götze geführt, dem Verkaufswunsch des Vereins würde er kaum widersprechen. Der Däne Pierre-Emile Højbjerg ist schon weg. Der 20-Jährige wird zum FC Southampton wechseln. Am Montag war Højbjerg zum Medizincheck in England. 15 Millionen Euro soll Bayern erhalten. (dpa)