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Ich hab, nimm du. Beim Hertha-Training geben sich Kraft (links) und Burchert die Bälle in die Hand.
© City-Press GbR

Endlose Torwartgeschichte: Burchert gibt Hertha Kraft

Eigentlich sollte Thomas Kraft gegen Union sein Comeback im Tor der Hertha geben. Doch dann kam wieder mal alles ganz anders. Sascha Burchert musste einspringen - und zeigte eine tadellose Leistung.

Auf der Anzeigetafel stand „35 Thomas Kraft“. Das war schon mal der erste Fehler. Kraft trägt seit dieser Saison nicht mehr die Nummer 35 auf dem Rücken, sondern die Nummer 1 bei Hertha BSC. Der zweite Fehler war: Thomas Kraft stand auch nicht in der Startelf des Bundesliga-Absteigers im Berliner Stadtderby. Eigentlich sollte der Torhüter am Montagabend in der Alten Försterei nach Ablauf seiner Sperre und exakt 111 Tage nach seinem letzten Pflichtspieleinsatz für Hertha zum ersten Mal wieder im Tor stehen. Doch aus Krafts Comeback wurde nichts. Beim Aufwärmen musste er passen. Der 24-Jährige klagte über Rückenprobleme.

Diese neuerliche Wendung fügte sich bestens in die in dieser Saison an Skurrilität kaum zu überbietende Geschichte „Hertha und die Torhüter“. Während seiner Sperre war Kraft zunächst von Sascha Burchert vertreten worden. Doch schon am zweiten Spieltag beim FSV Frankfurt verursachte der 22-Jährige einen Elfmeter und sah Rot. Im Pokal gegen Wormatia Worms spielte dann der erst 19 Jahre alte Philipp Sprint, der ebenfalls einen Elfmeter verschuldete. Und damit nicht genug. Vor der Zweitliga-Begegnung gegen Regensburg, für die Burchert noch gesperrt war, meldete sich dann auch der 17 Jahre alte Marius Gersbeck verletzt ab, so dass in Ben Lundt ein 16-Jähriger auf der Ersatzbank Platz nahm.

Diesmal nun erwischte es Kraft, von dessen Rückkehr ins Tor sich Herthas Trainer Jos Luhukay mehr Stabilität in der Abwehr erhofft hatte. Das Fehlen von Herthas Stammtorhüter aber fiel zunächst kaum auf. Die Unioner machten es Burchert bei seinem sechsten Zweitligaspiel denkbar einfach. Den vielleicht aufregendsten Moment erlebte Herthas Torhüter nach gut zehn Minuten, als es 22 Meter vor dem Tor Freistoß für die Gastgeber gab. Auf den Rängen wurde – in freudiger Erwartung – bereits Unions Kapitän Torsten Mattuschka besungen, der im Februar 2011, beim letzten Derby, aus ähnlicher Position den 2:1-Siegtreffer erzielt hatte. Diesmal aber blieb der Ball an Herthas Mauer hängen. Überhaupt musste Burchert erst nach 35 Minuten zum ersten Mal seine Hände bemühen, als er eine Kopfballrückgabe von Roman Hubnik aufnahm. Ein paar Abschläge, ein paar Rückgaben, die der Torhüter sicher mit dem Fuß verarbeitete – das war’s bis zur Pause.

Dass der Abend nicht so ruhig weitergehen würde, konnte Burchert gleich nach Beginn der zweiten Hälfte zumindest erahnen. Nicht einmal anderthalb Minuten waren gespielt, als der 1. FC Union sich seine erste Chance überhaupt erspielte: Nemec’ Kopfball ging, ohne Burcherts Dazutun, knapp am Tor vorbei. Nach etwas mehr als einer Stunde wurde der Arbeitstag für Herthas Torhüter dann doch noch aufregend. Erst parierte er einen Schuss von Terodde aufs kurze Eck, gleich darauf tauchte Kohlmann frei vor ihm auf – Burchert wehrte mit dem Fuß ab. Bei Quirings Ausgleich wenig später war Herthas Torhüter chancenlos. Er ärgerte sich trotzdem – über das Abwehrverhalten seiner Vorderleute. An seinem eigenen gab es bei Herthas erstem Pflichtspielsieg gegen Union nicht das Geringste auszusetzen.

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