Champions-League-Start: Bundesliga gegen Premier League: Wer ist die Beste?
Jahrelang hat England Europas Fußball dominiert. Nun kommt die Bundesliga näher. In der Gruppenphase treffen gleich vier Bundesliga-Klubs auf englischen Vereine. Ein Vergleich zum Start der Champions-League-Saison
Heute geht es in der Champions League wieder los, und die Engländer haben nach der Beleidigung des rein deutschen Wembley-Finales die Gelegenheit zur Rache. Alle vier deutschen Klubs treffen in der Gruppenphase der Champions League auf einen englischen Gegner. Laut DFL-Präsident Reinhard Rauball ist die Bundesliga „ein Vorbild für andere Ligen“. Die Premier League hält derweil an ihrer selbst geprägten Bezeichnung als „Best League In The World“ fest. Aber wer ist denn jetzt wirklich die beste Liga?
LEISTUNGSDICHTE
Die lautesten Fürsprecher der Premier League behaupten, dass es sechs verschiedenen Klubs im Titelrennen gibt. Die Realität sieht anders aus. Zwar hat Manchester City den FC Liverpool verdrängt, aber es sind eben weiter die „Big Four“, die in England den Ton angeben. So anders ist es in Deutschland aber nicht. Zum ersten Mal seit der Saison 2001/02 stehen vier Bundesligisten in der Gruppenphase der Champions League, und es sind dieselben vier wie damals. Allerdings ist die Dominanz der größten Klubs bei weitem nicht so stark wie in England – außer Bayern gab es in den vergangenen zehn Jahren keine wirkliche Konstante an der Spitze.
STARS UND TALENTE
Premier-League-Klubs fühlen sich am wohlsten, wenn sie viel Geld ausgeben können. Mehr internationale Stars gibt es deswegen immer noch in England. Chelsea und Manchester City haben beide das Konzept eines sinnvollen Nachwuchssystems längst hinter sich gelassen und jeweils mehr als 400 Millionen Euro für den aktuellen Kader ausgegeben. In Deutschland ist andererseits in den vergangenen Jahren eine ganze Generation von jungen Talenten selbst in den großen Klubs gewachsen. Draxler, Neuer, Götze und Müller, um nur ein paar zu nennen. Die gesamte „Big Four“ der Premier League hat im selben Zeitraum nur einen wirklich bemerkenswerten englischen Spieler hervorgebracht: Jack Wilshere.
FANKULTUR
„104 Euro?!“, schrie der Mann in der Kneipe an der Baker Street. Es war der Tag des Champions-League-Finales 2013, und der Mann hatte gerade einen Bayern-Fan gefragt, wie viel er für seine Jahreskarte zahlt. Der Engländer, West-Ham-Fan, musste in der vergangenen Saison 600 Pfund (715 Euro) dafür ausgeben. In Deutschland bezahlt man wenig, darf auf der Tribüne Bier trinken und es gibt noch Stehplätze. Kein Wunder, dass die Diskussion über die sterbende deutsche Fankultur für einen Engländer schwer zu verstehen ist.
Da findet man aber den großen Unterschied zwischen beiden Kulturen. Seit der Hillsborough-Tragödie von 1989 wurden in England nicht nur die Stehplätze, sondern auch die Diskussionskultur abgeschafft. Die Ultra-Szene ist in Deutschland zwar prominenter – und damit polemischer – als in England, aber zumindest gibt es eine offene Debatte. Die Angst davor, zum Hooliganismus der 80er Jahren zurückzukehren, ist auf der Insel so groß, dass die Fans kaum beklagen, wie viel sie bezahlen müssen. Hauptsache: Sicherheit.
GELD
Die Bundesliga ist ärmer als die Premier League. In dieser Saison wird die deutsche Liga die Rekordsumme von 560 Millionen Euro aus Fernsehverträgen bekommen. Der Fernsehvertrag der Premier League wird in den nächsten drei Jahren über 3 Milliarden Euro einbringen, Verträge für internationale Übertragungsrechte nicht eingerechnet. Sieben englische und nur vier deutsche Klubs sind unter den laut Deloitte 20 reichsten Klubs Europas. Auch Sponsoren spielen in England eine größere Rolle. Die meisten Premier-League-Trainer sprechen im Interview nicht von einem Spiel, sondern von einem „Spiel in der Barclay’s Premier League“.
Aus diesem Grund wird die Bundesliga immer noch Spieler wie Andre Schürrle, Mesut Özil und Lukas Podolski an England verlieren, auch wenn die deutschen Klubs inzwischen erfolgreicher sind. Aus diesem Grund braucht der FC Chelsea kein gutes Nachwuchssystem. Aus diesem Grund ist die Premier League auf jeden Fall „Die reichste Liga der Welt“.
Obwohl die Premier League viel mehr Einkommen erwirtschaftet, ist sie tatsächlich weniger profitabel als die Bundesliga. Der Grund: Die 50+1-Regel verhindert die Komplettübernahme von deutschen Klubs durch Investoren. So kann kein Bundesligist den Schuldenstand des FC Chelsea von mehr als einer Milliarde Euro erreichen.
GESCHICHTE
„Beckham… zu Sheringham…und Solskjaer mit dem Siegtor!“ Die Worte von Clive Tyldsley im Mai 1999 kennt jeder Manchester-United-Fan. Ein paar Sekunden später kniete Sami Kuffour am Boden und schlug den Rasen mit seiner Faust, und Uli Hoeneß war auf dem Weg zum Heilmasseur. Es war nicht das einzige Mal, dass ein englisches Team einen deutschen Gegner im Finale des größten europäischen Wettbewerbs geschlagen hat. Die Bayern hatten es schon 1982 gegen Aston Villa erlebt, und der Albtraum vom „Finale dahoam“ gegen Chelsea sollte noch kommen. Auch Gladbach verlor 1977 im Finale gegen den FC Liverpool, und 1980 wurde der HSV zu einem der vielen Opfer von Nottingham Forest.
Nur einmal hat es eine deutsche Mannschaft geschafft, einen englischen Gegner in so einem Finale zu schlagen. 1975 gewannen die Bayern gegen Leeds United, aber auch die Leeds-Fans behaupten immer noch, das lag am Schiedsrichter. Auf der Tribüne bei Elland Road ist dementsprechend noch ab und zu das Lied „Wir sind die Champions von Europa“ zu hören. Bei Spielen der Nationalteams ist England gegen Deutschland dagegen einer der einseitigsten Rivalitäten der Fußballgeschichte. Aber die Engländer finden ihr Opium im Klubfußball: eine Bühne, auf der sie trotzdem die Deutschen mal schlagen können. Aber auch das wird immer schwerer.