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Wenn die Gefühle durchgehen: Nur der Jubel auf Abstand klappte bei Hertha BSC noch nicht ganz so gut.
© Poolfoto/Imago
Update

3:0-Sieg bei der TSG Hoffenheim: Bruno Labbadia und sein erfolgreiches Debüt mit Hertha BSC

Eine starke zweite Halbzeit beschert Hertha eine gelungene Geisterspiel-Premiere. Der neue Trainer Bruno Labbadia ergreift erstaunliche Maßnahmen – mit Erfolg.

Nach einer guten Stunde waren die Hygienevorschriften dann auch egal. Nach einer guten Stunde gingen mit den Spielern von Hertha BSC einfach die Gefühle durch. Vedad Ibisevic tätschelte Maximilian Mittelstädt – und wurde von Matheus Cunha in den Arm genommen, ehe Marko Grujic seine Kollegen zur Befolgung der Abstandsregeln anhielt.

Nach einer guten Stunde und dem Tor zum 2:0 durch Ibisevic zeichnete sich ab, dass der Einstand von Bruno Labbadia als Hertha-Trainer ein gutes Ende nehmen würde. Labbadia ist durchaus ein Spezialist fürs erste Mal. Sieben Mal hat er eine neue Station als Trainer angefangen; fünf Mal ging er dabei als Sieger vom Feld. Am Samstag in Sinsheim setzte er die Serie fort. Durch einen Doppelschlag unmittelbar nach der Pause und ein Tor des Brasilianer Matheus Cunha gewannen die Berliner 3:0 (0:0) bei der TSG Hoffenheim.

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„Heute haben wir als Mannschaft gezeigt, was wir drauf haben“, sagte Herthas Linksverteidiger Marvin Plattenhardt nach dem deutlichen Erfolg, den sich Hertha durch eine starke zweite Halbzeit und eine hohe Effizienz bei der Chancenverwertung verdiente. Die Abstiegsgefahr ist bei nun acht Punkten Vorsprung auf den Relegationsrang so gut wie gebannt. Und in der Tabelle ist Hertha wieder am 1. FC Union vorbeigezogen - gerade rechtzeitig zum Derby am kommenden Freitag. Es sei denn der Lokalrivale aus Köpenick holt an diesem Sonntag zumindest einen Punkt gegen den Spitzenreiter Bayern München.

Bruno Labbadia hatte zu seinem Debüt mit einer erstaunlichen Startelf aufgewartet: Nationalspieler Niklas Stark, Santiago Ascacibar, Javairo Dilrosun und Krzysztof Piatek fanden sich auf der Bank wieder. Dafür spielten unter anderem die Routiniers Peter Pekarik, der zuvor in dieser Saison nur einmal auf dem Platz gestanden hatte, Per Skjelbred und Ibisevic.

Herthas Trainer hatte sich, anders als zunächst geplant, gegen eine 4-3-3-Formation entschieden. Er setzte stattdessen auf ein 4-2-3-1, weil das der Mannschaft mehr liege und „weil wir da kompakt spielen können“, wie er erklärte. Labbadias Plan sah vor, über Konter zum Erfolg zu kommen. Situativ aber attackierte sein Team den Gegner auch sehr hoch.

Beide Mannschaften benötigten eine gewisse Zeit, um sich an die ungewohnte Atmosphäre, in der man jedes Klatschen des Balles und jedes Kommando auf dem Platz und von der Bank hörte, zu gewöhnen. „Am Anfang hat nicht alles so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben“, sagte Maximilian Mittelstädt. Der Beginn war von vielen Fehlern, Ungenauigkeiten und Fouls geprägt. Nach nicht einmal zehn Minuten sah Pekarik die erste Gelbe Karte des Spiels. Später wurden auf Seiten der Berliner auch Dedryck Boyata und Marko Grujic verwarnt.

Obenauf: Hertha legt Hoffenheim flach.
Obenauf: Hertha legt Hoffenheim flach.
© Poolfoto/Imago

Nach einer guten Viertelstunde kam Hertha etwas besser ins Spiel. Beim ersten Konter der Gäste über Ibisevic und Maximilian Mittelstädt spitzelte Sebastian Rudy Herthas Kapitän den Ball gerade noch vom Fuß. Ibisevic, 35 Jahre alt, war an den meisten viel versprechenden Offensivaktionen seiner Mannschaft beteiligt. Er war es auch, der fünf Minuten vor der Pause die beste Gelegenheit der Berliner einleitete.

Nach einem robusten Zweikampf vor dem Hoffenheimer Strafraum passte er in die Mitte zu Matheus Cunha, der den Ball aber bei der Annahme nicht schnell und geschickt genug unter Kontrolle brachte. Torhüter Baumann konnte seinen Abschluss parieren.

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Auf der anderen Seite hatte Christoph Baumgartner nach einer knappen halben Stunde die große Chance zur Führung gehabt, als er nach einer Flanke von der rechten Seite am zweiten Pfosten völlig frei stand, den Ball aber nicht kontrolliert auf das Berliner Tor brachte. Davon abgesehen ließ Herthas Defensive vor der Pause wenig zu.

Ohne Geist: Zwischen Hoffenheim und Hertha ist wenig los.
Ohne Geist: Zwischen Hoffenheim und Hertha ist wenig los.
© Imago

In der zweiten Halbzeit kamen beide Teams etwas schneller auf Touren. Wieder hatte die TSG die erste gute Chance. Nach einem verunglückten Befreiungsschlag von Torhüter Rune Jarstein spielte Rudy mit einem feinen Pass den zur Pause für Ihlas Bebou eingewechselten Maximilian Beier frei. Der erst 17 Jahre alte Stürmer versuchte es mit dem Außenrist, setzte den Ball allerdings knapp am Tor vorbei. Im Gegenzug lenkte Baumann einen Schuss von Ibisevic gerade noch um den Pfosten.

Nur fünf Minuten später hatten die Berliner das Spiel zu ihren Gunsten vorentschieden. Erst war Pekarik für Hertha erfolgreich. Sein Volleyschuss von der Strafraumlinie wurde von Hoffenheims Verteidiger Kevin Akpoguma mit dem Schienbein unhaltbar ins eigene Tor abgefälscht, und nur drei Minuten später traf Ibisevic nach einer schönen Flanke Mittelstädts per Kopf zum 2:0.

Die Hoffenheimer ließen im Anschluss einige Chancen ungenutzt – ehe Cunha eine Viertelstunde vor Schluss mit dem 3:0 alles klar machte. Der Brasilianer hatte bis dahin in seinen Aktionen nicht immer glücklich gewirkt, zeigte bei seinem dritten Saisontor allerdings seine ganze Klasse. Erst ließ er an der Seitenlinie mit einem Hackentrick Akpoguma stehen, bevor er Torhüter Baumann mit einem präzisen Schuss ins lange Eck überwand. Dieser Treffer ließ Herthas Spieler die Abstandsregeln dann komplett vergessen – was Trainer Labbadia ihnen nicht übel nehmen wollte: „Das gehört zum Fußball dazu.“ (Tsp)

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