Serbien gegen Albanien nach Ausschreitungen abgebrochen: Bruder des albanischen Regierungschefs soll Drohne gesteuert haben
Eine Drohne, eine Fahne und jede Menge Ärger in Serbien: Beim EM-Qualifikationsspiel in Belgrad gingen Serben und Albaner aufeinander los - die Partie musste abgebrochen werden. Der Bruder des albanischen Regierungschefs soll die Drohne gesteuert haben.
Das EM-Qualifikationsspiel zwischen Serbien und Albanien ist am Dienstagabend nach heftigen Auseinandersetzungen zwischen Spielern und Zuschauern abgebrochen worden. Auslöser der Krawalle war ein Zwischenfall in der 42. Minute, als eine Drohne mit einer großalbanischen Flagge über das Stadion in Belgrad hinwegflog. „Die genauen Umstände“ würden nun der Kontroll-, Ethik- und Disziplinarkammer der Uefa gemeldet, teilte die Europäische Fußball-Union noch am Dienstagabend auf ihrer Internetseite mit.
Hinter den Provokationen soll der Bruder des albanischen Regierungschefs Edi Rama, Olsi, stecken, wie serbische Medien am Mittwoch übereinstimmend unter Berufung auf die Polizei berichteten. Olsi Rama sei am Dienstagabend in der VIP-Loge des Stadions vorübergehend festgenommen worden, nachdem bei ihm die Fernsteuerung für einen Modellflieger gefunden worden sei. Rama, der einen US-Pass besitze, sei aber schnell wieder freigelassen worden und habe gemeinsam mit der albanischen Fußball-Nationalmannschaft noch in der Nacht das Land per Flugzeug verlassen, meldeten die Medien weiter. Das Modellflugzeug sei außerhalb des Stadions gestartet und von Olsi Rama aufs Feld gelenkt worden. Die Verwicklung des Bruders ist politisch brisant: Edi Rama will am 22. Oktober als erster albanischer Regierungschef seit fast 70 Jahren Belgrad besuchen.
Der englische Unparteiische Martin Atkinson unterbrach aufgrund der Krawalle kurz vor der Halbzeit beim Stand von 0:0 zunächst die Partie. Der serbische Bundesliga-Profi Stefan Mitrovic vom SC Freiburg riss die Fahne an sich, woraufhin albanische Spieler auf ihn losgingen. Aufgebrachte serbische Zuschauer stürmten aufs Spielfeld und attackierten albanische Spieler, die sich in die Umkleideräume retten wollten. Die Partie wurde nach dem politischen Eklat nicht wieder angepfiffen.
Beim Spiel in Serbien durften aus Gründen der Sicherheit keine Albaner in das Stadion
Nach einer Stunde Unterbrechung kehrten die serbischen Fußballer noch einmal kurz auf den Rasen zurück, um sich von ihren Fans zu verabschieden. Nach serbischen Berichten sollen sich die albanischen Spieler geweigert haben, das Match fortzusetzen. Sie hätten als Bedingung verlangt, dass alle Zuschauer das Stadion verlassen. Auf Empfehlung der UEFA waren keine albanischen Anhänger zu dem Länderspiel gereist, hatte der albanische Verband am Montag mitgeteilt. Im Gegenzug würden auch keine serbischen Fans zum Rückspiel im nächsten Jahr nach Tirana reisen. Darauf hätten sich die nationalen Verbände geeinigt. Allerdings waren einige wenige albanische Fans privat nach Belgrad gereist.
Es waren nicht die ersten gewalttätigen Ausschreitungen mit Beteiligung Serbiens. Kurz vor Ende und nach dem Schlusspfiff der U21-Partie gegen England am 16. Oktober 2012 in Belgrad war es zu Randalen auf den Rängen sowie handgreiflichen Auseinandersetzungen auf dem Rasen gekommen. Die englischen Spieler beklagten dabei, auch rassistisch beleidigt worden zu sein. Schon im Februar 2011 hatte UEFA-Präsident Michel Platini Serbien bei weiteren Krawallen mit dem Ausschluss von kontinentalen Wettbewerben gedroht. Im Oktober 2010 war das EM-Qualifikationsspiel gegen Italien in Genua wegen der Randale serbischer Anhänger abgebrochen worden. (dpa)
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