Ausländerregelung in der Eishockey-Liga: Bremerhaven bis Iserlohn: Die Deutschmacher
Die Ausländerreglung in der Deutschen Eishockey-Liga wird von den Klubs unterwandert - daher ist sie Unsinn. Sinnvoller wäre eine Quote für in Deutschland ausgebildete Spieler. Ein Kommentar.
Wäre doch mal interessant zu wissen, wem Cody Lampl oder Steve Slaton bei den nächsten großen Wahlen ihre Stimme geben. Hillary Clinton, Donald Trump oder doch Angela Merkel? Lampl und Slaton sind schließlich deutsche Staatsbürger. Der deutsche Pass erleichtert den US-Amerikanern die Arbeitsplatzsuche: Sie sind Profis in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) und dort gibt es eine Ausländerbeschränkung. Elf Ausländer dürfen die Klubs im Kader haben, neun pro Spiel einsetzen. Die Fischtown Pinguins Bremerhaven, heute Gastgeber der Eisbären Berlin (14 Uhr) und Arbeitgeber von Lampl und Slaton, haben offiziell neun ausländische Profis im Kader. Somit wäre viel Platz für einheimische Spieler auf dem 21 Spieler fassenden Spielberichtsbogen, oder?
Nein. Bremerhaven hat 20 Profis im Aufgebot, die ihren Sport nicht in Deutschland erlernt haben. Es gibt nur drei gebürtige Deutsche, die beim Aufsteiger bisher zum Einsatz gekommen sind in der ersten DEL-Saison. Zwei davon als „Förderlizenzspieler“ mit kaum Einsatzzeit – nur Marian Dejdar ist ein Leistungsträger und hat schon drei Tore geschossen. Drei von 19.
Was bringen Mannschaften wie Bremerhaven dem deutschen Eishockey? Sind sie nicht nur ein Plasmaexpander in der DEL? Ist die Ausländerselbstbeschränkung unterwandert und gehört daher abgeschafft?
Bei den Iserlohn Roosters sieht es kaum anders aus als in Bremerhaven, dort hat mit Christopher Fischer an den ersten neun Spieltagen nur einer von den (sechs) in Deutschland ausgebildeten Profis ein Tor erzielt (von 18 Treffern). Aber natürlich ist die Definition für deutsch oder nicht schwer: Der Iserlohner Angreifer Boris Blank, ehemaliger Nationalspieler, ist seit zwei Jahrzehnten in Deutschland und hat mit seinem Geburtsland Kasachstan nicht mehr viel zu tun.
Wer keinen guten deutschen Nachwuchs hat, der deutscht ein
Es ist eben Angelegenheit der Klubs. Wer keinen guten Nachwuchs hat, der kauft sich halt zusammen und deutscht ein oder holt sich eingedeutschte Spieler. Das ist natürlich nicht nachhaltig. Beispiele wie etwa Eisbären Berlin, Köln oder Mannheim zeigen, dass bei Kontinuität beim deutschen Spielerpersonal die Bindung zum Fan-Kunden wächst. So gesehen ist ein gebürtiger Berliner André Rankel, der seine gesamte Profikarriere im Klub verbringt, in der Außendarstellung dankbarer als ein Cody Lampl, bei dem niemand weiß, ob er in drei Jahren Bremerhaven noch im Kopf hat.
Das Gerücht, dass nur die großen Klubs sich die guten deutschen Spieler leisten können, ist Unsinn. In Schwenningen zum Beispiel sind oben in den Scorerlisten viele deutsche Spieler zu finden. Aus der Schwarzwald-Region stammte im vergangenen Jahrzehnt locker ein Dutzend späterer Nationalspieler.
Bundestrainer Marco Sturm hat unlängst gesagt, dass eine weitere Reduzierung des Ausländerkontingents in der Liga keinen Sinn mache. „Dafür rücken noch nicht genügend junge deutsche Spieler nach. Nicht in der Breite, und auch nicht in der Qualität“, sagte Sturm. Mag sein, aber so wie die Situation jetzt ist, ergibt es keinen Sinn. Es ist einfach vermessen, wenn die DEL-Geschäftsführung proklamiert, gut 60 Prozent ihrer Profis seien Deutsche: Wenn nur 40 Prozent der Spieler in Deutschland das Eishockey gelernt hätten, dann wäre das eine gute Quote. Und die würde der Sportart Eishockey an der Basis weiterhelfen. Alles andere ist Unfug. So wie sich die Situation momentan darstellt, gehört die aktuelle Selbstbeschränkung der DEL abgeschafft. Weil sie verlogen ist.
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